DM MU20: Hessen-Power in Rostock

  24.07.2023    HLV Leistungssport Wettkampfsport
Sieben DM-Medaillen, darunter drei Titel

100 Meter: Julian Rubel (Königsteiner LV) schaffte den Durchmarsch ins Finale. Der amtierende Hessenmeister zeigte bei den drei Rennen innerhalb von drei Stunden ein konstant gutes Leistungsniveau und wurde nach 10,90 Sekunden (Vorlauf), 10,82 Sekunden (ZL) im Finale mit 10,90 Sekunden Sechster. Elias Maurer (TSV Amicitia Viernheim) wurde in der ersten Runde mit 11,08 Sekunden gestoppt und verfehlte damit den Zwischenlauf um lediglich 0,02 Sekunden.

200 Meter: Bein den 200 Metern war es erneut Julian Rubel (KLV), der sein zweites DM-Finale an diesem Wochenende klar machte. Aus den vier Vorläufen hatten lediglich die Sieger das Endlauf-Ticket sicher. Rubel sicherte sich als Zweiter seines Rennes in 22,06 Sekunden als einer von vier weiteren Sprintern das kleine „q“. Im letzten Rennen der Veranstaltung stürmte der KLVler bei kühlen Temperaturen und Regen in 22,12 Sekunden als Siebter über die Ziellinie. Mit der Staffel war dies für Rubel übrigens der sechste Start bei der DM - ein strammes Programm.

Elias Maurer (Viernheim) wurde mit 22,36 Sekunden gestoppt, bei Leon Schneider (LG Dornburg) waren es 22,54 Sekunden.

400 Meter: Auf der Stadionrunde gingen zwei Hessen in den Startblock. Finn Kohlenbach (Königsteiner LV) kam auf 49,63 Sekunden, bei Sven Müller (MTV Kronberg) waren es 50,25 Sekunden. Für die Teilnahme am Finale wären 48,82 Sekunden nötig gewesen. 

800 Meter: Auf der klassischen Mittelstrecke wurden rund 30 Teilnehmer auf vier Vorläufe verteilt. Die Hürde, das Finale zu erreichen, war hier besonders hoch. Denn nur der jeweilige Sieger war sicher „durch“. Hinzu wurden noch vier Tickets über die Zeit vergeben. 

Die beiden hessischen Vertreter lösten diese anspruchsvolle Herausforderung mit Bravour. Louis Buschbeck (Königsteiner LV) zog seinen Spurt im richtigen Moment an und gewann in 1:52,51 Minuten sein Rennen. Tom Stöber (TV Wetzlar), ebenfalls ein starker „Spurter“, sicherte sich im letzten Vorlauf als Zweiter in 1:52,38 Minuten ebenfalls das Weiterkommen.

Am Tag darauf wurden die Karten neu gemischt. Nachdem Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) schon vorab die EM-Norm für Jerusalem unterboten hatte, ging es ihm auf nationaler Ebene um den Titel. Der Plan ging mit 1:51,37 Minuten auch auf. Zweiter wurde Elija Ziem (SC Neubrandenburg), der kurz zuvor schon im 400-Meter-Finale (3.) erfolgreich im Einsatz war. Beim Kampf um Bronze spielte Tom Stöber (TV Wetzlar) einmal mehr sein hervorragendes Spurtvermögen aus und lief mit einem tollen Finish von hinten kommend in 1:52,59 Minuten noch auf den Bronzerang. 

1500 Meter: Jan Dillemuth (Athletics Team Karben) und Tim Kalies (Braunschweiger Laufclub) waren mit Vorleistungen von 3:45,94 bzw. 3:45,89 Minuten die beiden Top-Favoriten auf den DM-Titel, trafen aber in der ersten Runden noch nicht aufeinander. In einer wahren Regenschlacht hatten aber weder Kalies ( 3:59,43 min.) noch Dillemuth (3:58,30 min.) mit dem Weiterkommen Probleme.

Im Finale ging es dann es flotter zu Sache, doch keiner der Favoriten konnte sich auf den ersten drei Runden entscheidend absetzen. Abgerechnet wurde also auf den letzten Metern. Und hier hatte Jan Dillemuth die schnellsten Beine nach 3:53,94 Minuten im harten Titelkampf gegen Tim Kalies (3:54,20 min.) und Tobias Tent (LG Stadtwerke München/3:54,22 min.).

„Ich wusste auf den letzten Metern auch nicht, was abgeht. Irgendwann kamen die letzten 200 Meter, da wurde ich überholt und war Vierter. Ich weiß nicht woher, aberirgendwie konnte ich noch Kräfte mobilisieren. Es war auch das erste Rennen, in dem ich das so hinbekommen habe. Ich bin umso glücklicher, dass es jetzt funktioniert hat“, fasst der Deutsche Meister die Endphase zusammen. 

Paul Fecher (SSC Hanau Rodenbach) steigerte sich im Finale als Sechster auf 3:56,23 Minuten. Benedikt Hoffmann (TV Waldstraße Wiesbaden) hatte es nach 3:59,49 Minuten (10.) geschafft. Im Vorlauf war noch Jonas Helfrich (LG VfL SSG Bensheim/4:03,93 min.) dabei. 

3000 Meter: Ein Mammut-Feld von 25 Langstrecklern spulte in Rostock die siebeneinhalb Runden ab. Die längste Bahndistanz wurde für ein Meisterschaftsrennen recht flott angelaufen. Als es in die entscheidende Phase ging, war auch Jakob Dietrich (LT Kassel) mit dabei. Der Nordhesse unterbot am Ende mit der neuen Bestzeit von flotten 8:22,58 Minuten die EM-Norm für Jerusalem, musste aber mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden sein. Die Tickets für die kontinentalen Titelkämpfe sicherten sich Christian Anderson (TSV St. Peter-Ording/8:15,15 min.), Silas Zahlten (LG Brillux Münster/8:17,87 min.) sowie Eliah Rieck (LAZ Rhein-Sieg/8:21,67 min.). Noel Freder (VfL Altenstadt) konnte als Sechster mit 8:27,04 Minuten einen neuen Hausrekord bejubeln. Moritz Kleesiek (LT Kassel/schon 8:18,37 min.) dagegen konnte mit seinen 8:31,18 Minuten (9.) nicht zufrieden sein.

Mit von der Partie waren hier auch noch Arvid Lösel (TV Oberstedten/23. in 8:54,73 min.) sowie Niklas Steffens (KLV/25. mit 9:03,26 min.).

110 Meter Hürden: Lediglich Zehnkämpfer Friedrich Schulze (Eintracht Frankfurt) gab hier in der ersten Runde mit 15,14 Sekunden seine Visitenkarte ab und blieb dabei nur etwas über seiner Meldeleistung von 14,98 Sekunden.

400 Meter Hürden: Lasse Schmitt vom Königsteiner LV war der große Favorit auf den Hürdentitel. Angereist mit einer hervorragenden „PB“ von 50,60 Sekunden, erzielt bei einem Meeting im belgischen Kortrijk sollte nun an der Ostsee das Meisterstück folgen. Den Grundstein dafür legte der Schützling von Kadertrainer Robert Schieferer mit einem ganz souveränen Vorlaufsieg in 52,09 Sekunden. Als Zweiter hatte hier Niklas Amthor (TV Bad Kissingen/54,23 sec.) schon über zwei Sekunden Rückstand. 

Im Finale hatte Schmitt (auf Bahn fünf laufend) dann seine beiden Hauptkonkurrenten im Rücken, musste also „all in“ gehen. Das gelang phänomenal. In einen Rennen aus einem Guss stürmte der KLVler bei Nieselregen und frischen Temperaturen mit dem neuen Hausrekord von 50,23 Sekunden als Sieger sicher vor Owe Fischer-Breiholz (Schweriner SC/50,79 sec.) und Maximilian Köhler (LG Region Karlsruhe/52,96) über die Ziellinie.

„Ich wusste, dass es sehr schwer wird. An die äußeren Bedingungen konnte man sich im Vorlauf gewöhnen. Aber es war dann doch anders als zuletzt beim Training und den vorherigen Wettkämpfen, wo das Wetter deutlich stabiler war. Ich wusste: Wenn ich richtig gut laufe, die Hürden gute treffe, dann kann ich hier definitiv gewinnen. Ich wusste aber auch, dass ich starke Konkurrenz habe, dementsprechend musste alles passen“, bilanzierte Schmitt nach seinem Sieg. Für Maurice Andrew (TV Groß-Gerau) konnte mit 56,09 Sekunden eine neue „SB“ notiert werden. Sein Teamkollege Erik Schmerler lieferte 56,41 Sekunden ab. Kjell Wörner (TV Wetzlar/schon 55,74 sec.) war mit seinen 57,30 Sekunden gar nicht zufrieden. 

4x100 Meter: Zwei heimische Teams mischten über 4x100 Meter mit. Richtig flott unterwegs waren die Jungs der Startgemeinschaft „Königstein/Kronberg/Groß-Gerau“, die in der Besetzung Erik Schmerler, Maurice Andrew (beide GG), Finn Kohlenbach sowie Julian Rubel (beide KLV) die deutsche Vizemeisterschaft holten. Mit flotten 42,21 Sekunden drückte das flotte Quartett die bisherige Bestmarke von den „Hessischen“ in Bürstadt (42,49 sec.) ein ganzes Stück weiter nach unter. Bemerkenswert, denn Julian Rubel ist der einzige echte Kurzsprinter in der Truppe. Die übrigen drei Jungs sind eher auf den längeren Sprintstrecken oder sogar bei den Langhürdlern unterwegs. Der DM-Titel ging mit 41,99 Sekunden an Cologne Athletics. Die LG Dornburg (43,40 sec.) tauchte auf der zehnten Position in der Ergebnisliste auf. 

Hochsprung: Mit drei gültigen Sprüngen zu Bronze. Auf diesen kurzen Nenner kann man den Auftritt von Maximilian Grün bringen. Der Athlet vom ASC Darmstadt stieg bei 1,90 Metern problemlos in den Wettkampf ein. Bei den beiden nächsten Höhen (1,95 m bzw. 1,99 m) klappte es im zweiten Versuch. Das reichte, um bei nicht gerade optimalen Bedingungen auf die dritte Stufe des Treppchens zu kommen. Dass es auch höher gehen kann, hatte der ASCler bei der Gala in Mannheim mit überquerten 2,07 Metern gezeigt. Friedrich Schulze (Eintracht Frankfurt) blieb mit lediglich einer gültigen Höhe (1,90 m) als Siebter klar unter seinen Möglichkeiten. 

Weitsprung: Nichts für schwache Nerven war die Weitenjagd, bei der es im Kampf um den Titel ständig Bewegung gab. Mit seinem letzten Sprung auf starke 7,32 Meter flog Simon Plitzko (Hamburger SV) noch zum Titel. Dahinter reihte sich der Jahresbeste Noah Fischer (TV Herbolzheim) mit 7,19 Metern ein. Eine Überraschung war der dritte Platz von Marc Mercier (ASC Darmstadt), der im dritten Durchgang bei einem stramme Gegenwind von - 1,5 m/sec. auf 7,03 Meter kam. Die nötige Portion Glück kam dann auch noch dazu, denn auch Branko Marijan (TuS Köln) markierte 7,03 Meter, doch der bessere zweitweiteste Versuch (6,99 m) gab dann den Ausschlag zu Gunsten des ASCler. „Das war eine tolle Überraschung, mit der man nicht unbedingt rechnen konnte. Ich habe gerade ein paar Daten der Biomechanik gesehen. Marc hatte einen sehr schnellen Anlauf“, freute sich Kadercoach Peter Rouhi über den hessischen Bronze-Coup. Ein enttäuschendes Ende nahm die DM für Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt), der mit einer Bestmarke von 7,38 Metern nach Rostock kam, am Ende als Fünfter jedoch nur 6,91 Meter anbieten konnte.

Dreisprung: Niklas Stroh (ASC Darmstadt) blieb als Neunter mit 13,82 Metern im Bereich seiner Meldeleistung, die bei 13,93 Metern notiert.  

Stabhochsprung: Bei teilweise starkem Regen war die Höhenjagd zweifelsfrei kein Vergnügen. Doch die Bedingungen waren ja für die nur sieben Starter identisch. Nick Lehl (TSG Wehrheim) benötigte zum Einstieg zwei Versuche, um die 4,55 Meter zu meistern. Die dann aufgelegten 4,70 Meter klappten auf Anhieb. Bei den 4,80 Metern lief es dann leider gar nicht. Dreimal XXX in der Ergebnisliste bedeuteten das zu frühe Aus und „nur“ den fünften Platz für den amtierenden Hessenmeister. Schade, denn Lehl war eigentlich gut drauf, hatte im Vorfeld mehrere starke Wettkämpfe. Die „PB“ stand bei 4,90 Meter - Tendenz aufsteigend. An der Spitze holte Hendrik Müller (Leverkusen) mit 5,10 Metern den Titel in die Farbenstadt. Auch der Dauerregen konnte Vizemeister Marcel Metzger (VfL Sindelfingen) nicht bremsen (SB mit 5,05 m). Das Podium komplettierte Hendrik Hohmann (LG Olympia Dortmund/5,00 m).

Diskuswerfen: Als Fünfter der Meldeliste war Benedikt Michel (LSC Bad Nauheim/56,50 m) nach Mecklenburg-Vorpommern angereist, als Sechster trat er mit 51,77 Metern wieder die Heimreise in die Wetterau an. Auch hier drückten die regnerischen Bedingungen mit einem nassen Ring etwas auf die Weiten.

Hammerwerfen: Was für ein souveräner Auftritt von Tim Steinfurth. Der Mann im Trikot der LG Eppstein-Kelkheim ließ nie einen Zweifel an seiner Überlegenheit aufkommen und war klar der Herr im Ring. Mit 67,87 Metern holte Tim problemlos den Titel und hatte bei seinem Triumph über sieben (!) Meter Vorsprung auf Ronny Müller (NSF Berlin/60,63 m) - Welten im Hammerwerfen. Auch die drei nächstbesten Weiten von Steinfurth hätten zu Gold gereicht. Michael Neuenroth (Eintracht Frankfurt) blieb mit 57,74 Metern (5.) deutlich unter seinem Leistungsniveau. Den Adlerträger hätte man mit seiner Vorleistung von 67,49 Metern mit auf dem Treppchen erwartet.

erstellt von Jens Priedemuth

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