Carolin Schäfer gewinnt „Lotto Deich-Meeting“ in Neuwied

  16.05.2023    HLV Leistungssport Wettkampfsport
Vanessa Grimm testet sich erfolgreich für Götzis

Es war eine knappe Angelegenheit, doch am Ende hat es gereicht. Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) sorgte beim „Lotto Deich-Meeting“ in Neuwied für einen hessischen Sieg. Die EM-Dritte von Berlin (2018) sammelte im Vierkampf 3811 Punkte und hielt damit Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf Distanz, die aber nur 15 Zähler Rückstand hatte. 

Schäfer legte gleich bestens los und brachte mit 13,54 Sekunden über die 100 Meter Hürden die schnellste Zeit der sieben gestarteten Athletinnen in die Wertung. Bei der Höhenjagd stieg Caro bei 1,60 Metern problemlos in den Wettkampf ein. Am Ende meisterte die Eintrachtlerin 1,72 Meter, war mit dieser Leistung aber nicht zufrieden. Deutlich besser lief es da schon mit dem 600 Gramm schweren Speer, der sich im dritten Durchgang bei 48,56 Metern in den Rasen bohrte. „Das ist ok. Wir hatten hier ständig wechselnde Windverhältnisse. Da war das Werfen gar nicht so einfach“, verriet die Eintracht-Athletin. Der Vierkampf der Frauen endete mit einem Sprint über 150 Meter. Der Disziplinsieg ging hier mit 17,65 Sekunden an Sophie Weißenberg, gefolgt von Carolin Bender (SSV Ulm/17,73 sec.) und ganz knapp dahinter Caro Schäfer (17,78 sec.). 

Ein solider Einstieg in die Saison, die bei den Mehrkämpferinnen in Kürze so richtig Fahrt aufnimmt. Ende des Monats wartet in Götzis (AUT) nämlich das internationale Hypobank-Meeting, bei dem fast die komplette Weltelite am Start sein wird. Dort erfolgt dann auch für die deutschen Asse die erste Standortbestimmung. „Ich bin in Österreich auch dabei. Hier in Neuwied lief bis auf den Hochsprung recht gut. In Götzis gilt es, einen guten Siebenkampf in die Wertung zu bringen und Punkte fürs World-Ranking zu sammeln. Wir Mehrkämpferinnen können hierfür zwei Siebenkämpfe in die Wertung bringen. Zudem plane ich noch mit dem Start beim Meeting in Ratingen. Die WM in Budapest im August ist fest eingeplant“, verrät die EM-Sechste von München ihren Fahrplan für die nächsten Monate. 

Überhaupt - das „Lotto Deich-Meeting“  ist seit jeher Treffpunkt der nationalen Mehrkampf-Elite. Meistens als Generalprobe vor den großen Wettkämpfen. Auch in diesem Jahr kamen rund 650 begeisterte Zuschauer ganz nah an ihre Idole wie Europameister Niklas Kaul (USC Mainz) & Co ran. Im schmucken Neuwied-Stadion gab es einmal mehr Leichtathletik zum Anfassen. Ein tolles Erlebnis auch für viele ganz junge Athleten aus dem Schülerbereich, die nach jeder Disziplin alle Autogrammwünsche auf Shirts, Spikes oder Rucksäcke problemlos erfüllt bekamen.

Auch Vanessa Grimm (Königsteiner LV) war schon öfters zu Gast bei der liebevoll organisierten Veranstaltung. Dass die Form bei der Olympiateilnehmerin von Tokio stimmt, hatten im Vorfeld schon die Werte bei diversen Tests belegt. Trotzdem war es diesmal etwas anders als sonst, denn für Grimm war Neuwied die erste Belastungsprobe unter echten Wettkampfbedingungen seit ziemlich genau einem Jahr. Den Wettkampf vor den Augen von Bundestrainer Frank Müller konnte man als absolut gelungen betrachten. 

Rückblick: Vor knapp einem Jahr stellte die KLVlerin beim internationalen Mehrkampf-Meeting in Götzis (AUT) mit 6323 Punkten eine neue Persönliche Bestmarke auf. Damit beendete sie die Saison 2022 als beste deutsche Siebenkämpferin vor Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen/6273 Pkt.) und Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt/6223 Pkt.). Einen Monat später folgte dann das große Malheur. In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in Eugene (USA) zog sich Grimm beim Speerwerfen einen Teilanriss des Kreuzbandes zu. Eine weitere Steigerung der „PB“ sowie die sicheren Einsätze bei der WM sowie der Heim-EM in München waren damit vom Tisch.

In Neuwied legte der Schützling von Coach Philipp Schlesinger gut los. Mit 14,07 Sekunden über 100 Meter Hürden war sie schneller unterwegs, als bei ihrem Saisoneinstieg 2022. „Hinten raus hat es sich ein wenig gezogen, war aber absolut ok. Ich benötige immer ein, zwei Wettkampf-Rennen, um richtig rein zu kommen. Zudem war es mein erster Hürdenlauf seit ziemlich genau einem Jahr“, berichtet Grimm von der Auftakt-Disziplin.

Im Hochsprung ging es bei den 1,60 Metern und den drei nächsten Höhnen immer gleich im ersten Versuch. Somit gingen 1,72 Meter in die Wertung ein. „Da hat alles gepasst. Die Sprünge haben sich gut angefühlt. Das gibt Vertrauen, dass weitere Höhen sicher drin sind. In Rücksprache mit meinem Trainer habe ich das Springen dann beendet“, lautere das Fazit nach der zweiten Disziplin. „Die Sprünge waren alle sauber und technisch ok. Heute war es nicht relevant, ob noch ein, zwei Höhen mehr geklappt hätten. Wir haben gesehen, dass wir auf den richtigen Weg sind“, bestätigt auch Coach Schlesinger. 

Es folgte das Speerwerfen. Also jene Disziplin, in der sich die Bundeskaderathletin am 25. Juni in Gelnhausen so schwer verletzte. „Das ist natürlich irgendwie im Hinterkopf noch immer leicht präsent, aber ich habe keine besondere Angst vor dem Speerwerfen. Die ersten Würfe absolviert man einfach etwas vorsichtiger“, bringt Grimm diese Disziplin auf den Punkt und kratzte nach drei gültigen Würfen mit 39,45 Metern an der 40er Marke. „Aktuell wirft Vanessa noch aus einem langsamen Anlauf, den wir im Laufe der Saison weiter entwickeln werden. Im Speerwerfen entspricht ein Meter ungefähr 20 Punkten. Im Vergleich zu ihrer Mehrkampf-Bestmarke würde Vanessa mit einem Wurf um die 40 Meter und Gefahr 60 Zähler verlieren. Das liegt bei unseren Planungen im Limit“, relativiert der erfahrene Coach die Weiten mit dem Speer. 

Nachdem die KLV-Athletin drei Disziplinen im Wettkampf-Modus durchgezogen und die Belastung-Steuerung ohne Probleme funktioniert hatte, folgte der Verzicht auf die abschließenden 150 Meter. Das Fazit vom Deichmeeting laute somit: Das Knie hält und ist wieder belastbar. Jetzt folgt noch am Donnerstag ein Weitsprung-Test (außer Konkurrenz) bei den Deutschen Hochschul-Meisterschaften in Darmstadt. Dann geht es auch schon zum internationalen „Hypobank-Meeting“ nach Götzis. An die Veranstaltung am Vorarlberg hat Grimm ja beste Erinnerung. „Ich habe nichts zu verlieren. Das Training stimmt und ich befinde mich auf einem guten Niveau“, so die zuversichtliche Polizei-Beamtin.

erstellt von Jens Priedemuth