Ariane Friedrich: Abschied aus der Nationalmannschaft

  23.07.2018    Leistungssport Kreis Frankfurt
Bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg ist Ariane Friedrich offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet worden. Die 34-Jährige bedankte sich bei all ihren Unterstützern und appellierte an das Publikum, wie sie weiter an die Leichtathletik zu glauben. „Der Abschied ist mir in den letzten Jahren mal leicht, mal schwergefallen, aber nun ist es endgültig.“ Ein Rückblick auf eine außerordentliche Karriere.

Ariane Friedrich hat enorm viel geleistet für den deutschen Frauen-Hochsprung, für die deutsche und hessische Leichtathletik sowie für ihren Verein, die LG Eintracht Frankfurt. Was wohl noch jeder in Erinnerung hat, ist ihr Auftritt bei der WM 2009 im Berliner Olympiastadion, als sie Dritte wurde, wegen des Dopingvergehens einer Russin nachträglich sogar Zweite. 2009 - es war das Jahr beinahe unglaublicher Höhenflüge, sie wurde zum Gesicht der deutschen Leichtathletik.

In der Hallensaison steigerte sich Ariane Friedrich auf 2,05 Meter, wenig später wurde sie Europameisterin. Im Sommer waren es Mitte Juni sogar 2,06 Meter, deutscher Rekord bis heute. Dann kam die WM, die Wahl-Hessin mahnte die 50.000 Zuschauer während ihrer entscheidenden Sprünge im Olympiastadion zur Ruhe … und es war mucksmäuschenstill. Der Erfolg ging weiter, über den Universiade-Sieg im gleichen Jahr und 2010 als EM-Dritte. Was wenige Monate später passierte, genauer am 22. Dezember 2010 in Frankfurt-Kalbach, bedeutete eine Zäsur: Im Trainings riss die rechte Achillessehne. Es folgte Hochleistungssport auf der Rasierklinge. Hätte sie früher aufhören sollen als nach ihrem erzwungenem Aus bei der DM 2016 in Kassel? Vielleicht. Sicher ist: Ariane Friedrich hätte ein anderes Karriereende verdient gehabt als nach übersprungenen 1,84 Metern mit einem Knorpelschaden im Knie weinend aufgeben zu müssen. Das war am 19. Juni vor zwei Jahren im Auestadion.

Ariane Friedrich reiht sich aktuell als Nummer drei ein in die Rangfolge der besten deutschen Hochspringerinnen. Vor ihr stehen Doppel-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth (1972/1984) und die 1992er Olympiasiegerin Heike Henkel (sie war zudem Welt- sowie Europameisterin und hält den deutschen Hallenrekord). Beides Athletinnen aus dem Westen der Republik. Diese Erwähnung ist wichtig, denn die Erfolge der damaligen Ost-Athletin Rosemarie Ackermann (Olympiasieg 1976 und zwei Weltrekorde) müssen wegen des DDR-Staatsdopings anders bewertet werden.

Und Ariane Friedrich? Sie war bereits 2008 Olympiasiebte, nachdem drei gedopte Konkurrentinnen aus der Ergebnisliste herausgenommen worden waren, rückte sie auf Rang vier vor. Vier Jahre später, 2012 in London, scheiterte sie in der Qualifikation mit 1,93 Meter. Ariane Friedrich hatte unglaublich viel investiert, gekämpft - und war zum zweiten Mal bei Olympia dabei. Anschließend verdunkelte sich ihre Karriere. Sie musste unter anderem eine Schulter- und eine Knieoperation über sich ergehen lassen. Ihr privates Glück fand sie mit dem viermaligen Bob-Olympiasieger André Lange, zog mit ihm in die Nähe von Erfurt. Im September 2014 wurde die gemeinsame Tochter Amy geboren. Und sie wollte es sportlich noch einmal wissen - schließlich lockten im Jahr 2016 die EM und Olympia. In der Halle lief es passabel (1,88 Meter), im Freien hatte sie keine realistische, greifbare Normchance. Trotz aller Anstrengungen. Wie singen die Toten Hosen? Bis zum bitteren Ende.

Günter Eisinger - Erfolgstrainer, väterlicher Freund, Berater, Manager und im Notfall Prellbock - ist stets an ihrer Seite gewesen. Auch wenn es selten einfach war, Eisinger sich mit seiner Meinung nicht immer durchsetzen konnte. Ariane Friedrich, eine große Athletin, die neben den erwähnten Erfolgen auch U20-Europameisterin (2003), Dritte der U23-EM (2005) und insgesamt zwölf Mal deutsche Meisterin gewesen ist, befindet sich nun auch offiziell im sportlichen Ruhestand.

erstellt von Uwe Martin

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