Medaillenregen für Hessen bei den Deutschen Langstaffel-Meisterschaften

  04.05.2023    HLV Wettkampfsport
Sieben Titel, eine Vize-Meisterschaft und zweimal Bronze...

In der Individualsportart Leichtathletik haben Staffeln immer einen besonderen Stellenwert. Bieten sie doch quasi fast die einzige Möglichkeit, etwas als Team zu erreichen. Sonst tritt man ja immer, auch innerhalb des Vereins, nur gegen- und nicht miteinander an. Die Jungs der Startgemeinschaft „Königstein/Groß-Gerau/Kronberg“ haben in dieser Hinsicht, auch durch einige Rennen in der Hallensaison, schon etwas Routine und reisten über 4x400 Meter der Altersklasse U20 als Titelverteidiger zu den deutschen Langstaffel-Meisterschaften nach Bietigheim-Bissingen an.

Mit dem sicherlich nicht unerheblichen Druck, den DM-Titel von Mainz aus dem Vorjahr verteidigen zu wollen, kamen die Jungs aber bestens zurecht und lieferten im Stadion „Ellental“ einen überragenden Auftritt ab.  Langhürden-Spezialist Lasse Schmitt (KLV) hatte den Part des Startläufers, machte von Beginn an mächtig Druck und übergab als Führender an Mittelstreckler Louis Buschbeck (ebenfalls KLV). Der Youngster im Team (gehört noch dem Jahrgang 2005 an) zog nach der Kurvenvorgabe am Anfang der Gegengeraden ungefährdet nach innen und hielt die nachfolgenden Teams problemlos auf Distanz. Auch Sven Müller (MTV), er steckt momentan im Abi-Stress, ließ nichts anbrennen und übergab den Staffelstab an Schlussläufer Finn Kohlenbach. Der KLVler, der mit seiner Hallensaison gar nicht zufrieden war, präsentierte sich nach der Rückkehr aus dem Trainingslager in toller Form. Der Vorsprung auf die Verfolger schien sogar noch anzuwachsen. Am Ende leuchtete eine Zeit von 3:14,76 Minuten auf der Anzeigetafel auf. Neuer Hessenrekord - quasi im Alleingang von der Spitze weg gelaufen!! Die alte Marke hielt seit knapp 14 Jahren der TSV Friedberg-Fauerbach mit 3:17,17 Minuten. Eine Steigerung um satte 2,41 Sekunden - Welten im Langsprint.

Auch in der älteren U23 mischte ein Team der Startgemeinschaft „Groß-Gerau/Königstein“ beim Kampf um Edelmetall mit. 

Nach den drei ersten Athleten (Maurice Andrew, Yanik Can Enders und Erik Schmerler - alle TVGG) lagen die Hessen auf dem sechsten Platz. Dann legte Okai Charles los. Als es in die letzte Kurve ging, hatte sich der KLVler schon weiter nach vorne gearbeitet und in Position gebracht. Der knapp zwei Meter große Bundeskaderathlet stürmte mit Vollgas in Richtung Zielgerade, sammelte mit einem harten Finish noch Gegner ein und lief die Startgemeinschaft so noch auf den Bronzerang. „Okai hat sich seinen Part bestens eingeteilt und ist auch taktisch gut gelaufen. Den Schlussläufer kann man auch gut rausstoppen. Ich habe hier eine fliegend gelaufene Zeit von 46,6 Sekunden auf der Uhr. Das ist richtig stark“, freute sich auch Bundestrainer Georg Schmitt. Das „hessische Duell“ gegen Eintracht Frankfurt in dieser Klasse entschied die Startgemeinschaft zu ihren Gunsten. Es war aber eine knappe Angelegenheit. Die vier Adlerträger (Daniel Borchard, Tim Peters, Philip Hennemuth, Philip Stahl)  mussten nach 3:19,46 Minuten mit dem ungeliebten vierten Platz zufrieden sein.

Kommen wir zu den 3x800 Metern bei den Frauen. Hier gehörte die Startgemeinschaft „Karben/Königstein/Groß-Gerau“ von der Papierform zu den klaren Anwärtern auf Edelmetall. Top-Favorit war hier die Läuferinnen der LAV Stadtwerke Tübingen, die dann ihrer Favoritinnen-Rolle auch vollauf gerecht wurden. Nachdem die Konkurrenz den beiden ersten LAV-Athletinnenn (Laura Wilhelm & Carolin Führen) noch einigermaßen folgte konnte, machte Schlussläuferin Hanna Klein dann den Deckel drauf. Die Hallen-Europameisterin von Istanbul (3000 m) zeigte, dass sie auch auf der Unterdistanz bärenstark ist. Die Tübingerinnen verteidigten schließlich mit 6:30,66 Minuten souverän ihren DM-Titel. Im Kampf um die Vizemeisterschaft lieferten sich der ASV Köln und die Startgemeinschaft aus Hessen ein extrem spannendes Duell bis zum letzten Meter. Schon bei der Hallen-DM in Dortmund trafen die beiden Teams aufeinander. Damals holten die Rheinländerinnen den Titel. Und auch jetzt hatten die ASV-Frauen das bessere Ende für sich. Auch diesmal musste sich Schlussläuferin Lara Tortell (Karben) erneut Vera Coutellier (Köln) knapp geschlagen geben. Zuvor drehten Sophia Wolf (Groß-Gerau) und Marie Burchard (Karben) ihre Runden. In Summe brachte das Trio 6:33,06 Minuten in die Wertung, winzige 0,03 Stunden hinter den Kölnerinnen.

Nicht minder spannend verliefen die 3x1000 Meter bei den Männern. Eigentlich waren die Mannschaften der LSC Höchstadt/Aisch und des SC DHfK Leipzig der Konkurrenz schon enteilt, als die Schlussläufer auf den finalen Part gingen. Die Verfolger konnten letztendlich die Enteilten noch einholen, so dass auf einmal gleich fünf Teams fast nebeneinander auf die Zielgerade einbogen. Die „besten Beine“ hatten dann die Bayern der LSC Höchstadt/Aisch mit 7:18,35 Minuten. Dahinter sicherte Marc Tortell mit einem fulminanten Endspurt dem Athletics Team Karben in 7:18,55 Minuten die deutsche Vizemeisterschaft. Niklas Harsy hatte die Staffel aus der Wetterau angelaufen und dann das Holz an Neuzugang Jan Dillemuth (noch U20) übergeben. Der deutsche Hallenmeister machte seine Sache prima und ließ nie größere Lücken entstehen. Bereits bei der Staffel-DM 2022 in Mainz hatten sich die Karbener die Silbermedaille geholt. Das Podium der Top-Drei komplettierte diesmal die LG Farbtex Nordschwarzwald (7:18,77 min.).

Bei der männlichen Jugend (U20) war die LG OVAG Friedberg-Fauerbach mit von der Partie. Das Team in der Besetzung Marlon John, Lukas Zorn und Peer Michel Hagen musste am Ende mit Position vierzehn zufrieden sein. Mit 8:16,79 Minuten blieb man einen Tick über der Jahresbestmarke von 8:16,04 Minuten.

Gleich drei hessische Mannschaften gingen über 4x400 Meter in der Mixed-Variante, also zwei Frauen und zwei Männer, auf die Jagd nach schnellen Zeiten. Mit 19 Teams in drei Zeitläufen hatte dieses Format einen tollen Zuspruch. An der Spitze verteidigte der VfL Sindelfingen (mit den beiden Assen Carolina Krafzik und Constantin Preis) mit 3:24,06 Minuten den Titel vor der LG Nord Berlin (3:28,74 min.) sowie dem SCC Berlin (3:29,45 min.). Der TV Wetzlar (Tom Söber, Sophia Volkmer, Antonia Unger, Kjell Wörner) stürmte mit 3:35,44 Minuten auf Position sieben der Endabrechnung ins Ziel. Einen Wimpernschlag langsamer als bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften in Sindelfingen. Als Neunte ging die Truppe der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain (Kai Strauch, Silke Dittombee, Anne Burkhardtova, Johannes Nortmeyer/3:36,03 min.) auf die Heimreise. Die LG OVAG Friedberg-Fauerbach (Lars Hieronymi, Anna Hülsmann, Marina Zachartschuk, Tim Dillemuth) fand sich nach 3:45,39 Minuten auf dem sechszehnten Rang wieder.

Reichlich Edelmetall gab es für Hessen dann in den diversen Altersklassen. Fairerweise muss jedoch gesagt werden, dass hier die Starterfelder teilweise sehr überschaubar waren - es also fast eine Garantie auf Medaillen gab. Einen „Doppelsieg“, erst  über 4x400 Meter und dann bei den 3x1000 Metern, feierte in der Altersklasse M35 die Startgemeinschaft „Darmstadt/Eschenburg“. Beim Langsprint hatten Martin Herbold, Stefan Thum, Felix Thum sowie Tobias Schulz in 3:42,79 Minuten die Nase vorne. Im Mittelstreckenbereich setzten sich Martin Herbold, Felix Thum und Tobias Schulz mit 8:16,83  Minuten durch.

Auch in der M40 schlug die Startgemeinschaft „Darmstadt/Eschenburg“ doppelt zu. Über 4x400 Meter setzten sich Jürgen Dönges, Moritz Lange, Nils Milde und Karin El Malki mit 4:05,41 Minuten durch. Bei den 3x1000 Metern durften nach 8:25,06 Minuten Lars Siegmund, Nils Milde sowie Karim El Malki ganz oben aufs Treppchen klettern.

Bei den M50-Senioren setzten sich über 4x400 Meter in 4:03,58 Minuten erwartungsgemäß die Männer der LG OVAG Friedberg-Fauerbach (Dr. Jörg Czekalla, Oliver Kurtz, Jürgen Speidel, Bernd Lachmann) durch.

Auch die „M70-Oldies“ im Trikot der LG Biebesheim-Eschollbrücken-Crumstadt hatten bei der Heimreise gleich zwei Medaillen im Gepäck. Über 4x400 Meter (Heinz Wondra, Roland, Elsner, Karl Heil, Hans Rudolf Sammet) gab es nach 5:49,26 Minuten „Gold“. Am Nachmittag ging es dann für Roland Elsner, Karl Heil und Hans Rudolf Sammet erneut auf die Bahn. Mit 13:41,35 Minuten tütete das Trio dann noch die Vizemeisterschaft ein.

Text/Fotos: Jens Priedemuth

erstellt von JP

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