Joshua Abuaku stürmt mit neuer persönlicher Bestzeit von 48,79 Sekunden als Fünfter ins Ziel

  21.08.2022    HLV Leistungssport
Kevin Kranz läuft im Vorlauf mit der Sprintstaffel deutschen Rekord

Was für ein Finale! Dass Joshua Abuaku richtig gut drauf ist, hatte er bereits mit seinem souveränen Auftritt im EM-Halbfinale eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Danach kündigte der Athlet von Eintracht Frankfurt an, im 400-Meter-Finale unter 49 Sekunden laufen zu wollen. Das gelang ihm auch problemlos - und es wäre fast sogar noch mehr drin gewesen. Abuaku lief auf der siebten Bahn und hatte somit fast alle Konkurrenten hinter sich. Von Beginn an machte der Eintrachtler gehörig Druck und lief die ersten 200 Meter sehr schnell an. Als es in die letzte Kurve lag lediglich Weltrekordler Karsten Warholm (NOR) vor dem Frankfurter. Eingangs der Zielgeraden rückten die Gegner dann auf, doch Joshua hielt dagegen und kämpfte bis zum Schluss um jeden Meter. 

An der Spitze war mittlerweile Warholm enteilt, der seinen EM-Titel von Berlin erfolgreich verteidigte und mit hervorragenden 47,12 Sekunden einen neunen Meisterschaftsrekord aufstellte. Den alten „Championship Record“ hielt übrigens ein Hesse. Seit dem Jahr 1982, damals fanden die Titelkämpfe in Athen statt, führte Harald Schmid (TV Gelnhausen) mit 47,48 Sekunden die Rekordliste an. EM-Silber in München ging nach 48,56 Sekunden an den Franzosen Wilfried Happio, der als Führender des Europa-Rankings (47,41 sec.) angereist war.

Danach war Warten angesagt. Der Zieleinlauf von Copello (TUR), Abuaku und Ludvy Vaillant (FRA) war mit dem bloßen Auge kaum auszumachen. Und auch die Technik brachte kein schnelles Resultat. Dementsprechend lange dauerte es. Auch Abuaku blickte gespannt auf die große Tafel. Dann leuchteten die Zahlen auf. Die Plätze drei bis fünf trennten nur Bruchteile einer Sekunde. Das begehrte Edelmetall ging schließlich mit 48,78 Sekunden an den Türken Yasmani Copello, der 2016 in Amsterdam Europameister war. Auf den vierten Platz (48,79 sec.) wurde schließlich der Franzose Ludvy Vaillant gesetzt (0.783 zu 0.789), vor dem „zeitgleichen“ Frankfurter Abuaku auf dem fünften Rang. 

„Ich habe mir zwischen Platz zwei oder drei und Platz sechs alles zugetraut. Ich wusste, dass es wahrscheinlich um Platz drei eng wird. Im Rennen habe ich ab der achten Hürde gemerkt, dass ich ganz gut dabei bin. Man kann das natürlich nicht so genau wahrnehmen, was links von einem abgeht. Hinten raus wurde es dann ein bisschen hart. Es tut erst mal weh, dass es jetzt so knapp nicht gereicht hat. Im Ziel dachte ich mir, dass es ganz knapp nicht gereicht hat. Ich bin sehr, sehr schnell angegangen. Ich will nicht sagen, dass ich überpacet habe, es war trotzdem mein bestes Rennen überhaupt. Die Bedingungen waren auch nicht die allergeilsten, deshalb kann ich auf jeden Fall zufrieden sein, auch wenn die Hundertstel schon schmerzt. Mein Ziel war erst mal, überhaupt ins Finale zu kommen, aber wenn man dann so nah an der Medaille dran ist, überwiegt dann erst mal die Enttäuschung“, berichtet der Sportstudent.

Einen neuen deutschen Rekord im Vorlauf? Kann man ja wohl mal machen - dachten sich das Sprintquarttet des DLV, dass in der Vorrunde mit 37,97 Sekunden einen neuen Deutschen Rekord aufstellte. Die pfeilschnelle Truppe in der Besetzung Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Joshua Hartmann (ASV Köln), Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) zeigte saubere Wechsel und verbesserte schließlich die Rekordmarke von Regensburg um eine Hundertstel. Auch bei dem Rennen in Bayern war als Startläufer Kevin Kranz mit am Rekord beteiligt. Die Briten, die mit 37,83 Sekunden die europäische Bestenliste anführen, begnügten sich im ersten Vorlauf mit 38,41 Sekunden. Ein spannendes Finale am Sonntag ist also garantiert.

Auch die deutschen Frauen können im Staffel-Finale nach Edelmetall greifen. Den Grundstein dafür legten im zweiten Vorlauf Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die mit 43,33 Sekunden hinter Frankreich (43,24 sec.) das große „Q“ für den direkten Finaleinzug holten. Dort könnte dann auch eventuell 100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) zum Einsatz kommen, die ja nach ihrem Zielsturz im Sprintfinale im Krankenhaus am Bein genäht werden musste. Mit der Zeit aus dem Vorlauf liegt die DLV-Truppe  auf dem fünften Platz. Es führen die favorisierten Läuferinnen aus Großbritannien (42,83 sec.) vor Spanien (42,95 sec.) und Frankreich (43,24 sec.). 

erstellt von Jens Priedemuth