HISTORISCHES: Die Premiere der deutschen Hallen-Meisterschaften fand 1954 in der Frankfurter Festhalle statt

  25.02.2022    75 Jahre HLV

Die 69. Deutschen Hallen-Meisterschaften an diesem Wochenende in Leipzig sind ein guter Zeitpunkt für einen kurzen Rückblick auf die Titelkämpfe unter dem Hallendach. So dürfte den wenigstens Leichtathletik-Fans, besonders der jüngeren Generation bekannt sein, dass die ersten Titelkämpfe im Jahr 1954 in der Frankfurter Festhalle stattfanden.

Am 20. März, es war ein Samstag, standen insgesamt 18 Wettbewerbe für Männer und Frauen in der Ausschreibung. Für die Meisterschaften wurde in der Festhalle, damals schon eine Art „Multifunktions-Arena“, eine 160 Meter lange Rundbahn mit erhöhten Kurven eingebaut. Diese für aktuelle Verhältnisse nicht mehr übliche Bahnlänge wirkte sich dann auch auf die Staffelrennen aus. Wo heute 4x200 Meter oder 4x400 Meter (meist nur international) angeboten werden, waren es bei der DM-Premiere 4x160 oder 4x480 Meter. Im Sprint mussten die „schnellen Jungs“ damals 70 Meter, also zehn Meter mehr als heute laufen. Ein Blick in die damalige Ergebnisliste zeigt, dass bekannte Athleten den Weg nach Frankfurt fanden. So trug sich Heinz Fütterer (Karlsruher SC) bei den ersten Titelkämpfen über 70 Meter in die Siegerliste ein. 1954 war auch das Jahr, in dem der auch „weiße Blitz“ genannte Karlsruher international voll durchstartete und seinen ersten von drei EM-Titeln holte. Im gleichen Jahr stellte er zum Saisonende am 31. Oktober bei einem Meeting in Japan mit handgestoppten 10,2 Sekunden den 100-Meter-Weltrekord des legendären Jesse Owens ein. Ein Jahr später markierte der KSCler einen neuen Hallen-Weltrekord über 60 Meter und bei Olympia 1956 in Melbourne gab es für Fütterer und seine Team-Kollegen Bronze über 4x100 Meter.

Vizemeister über die 70 Meter beim DM-Auftakt in der Halle wurde Manfred Germar (ASV Köln), ebenfalls einer der großen Namen der deutschen Sprint-Historie. Er war der Schlussläufer der Melbourne-Staffel. Der Kölner sammelte drei EM-Titel. Seine Paradestrecke waren die 200 Meter, auf denen er 1958 auch einen Weltrekord aufstellte. Germar blieb auch nach seiner Aktivenzeit der Leichtathletik erhalten und agierte als Vorstand seines ASV Köln. Dort war er auch Direktor des LA-Meetings  „Weltklasse in Köln“, das insgesamt zehn Weltrekorde erlebte und letztmalig 1999 durchgeführt wurde.

Auch ein bekannter Eintracht-Athlet taucht in der Siegerliste von 1954 auf. Heinz Ulzheimer gewann in der Festhalle die 400 Meter. Zu den größten Erfolgen zählen zwei Bronze-Medaillen (4x400 Meter und 800 Meter) bei den Olympischen Spielen in 1952 in Helsinki. Der Träger des Rudolf-Harbig-Gedächtnis-Preises wurde 1954 auch noch Vize-Europameister über 4x400 Meter. Der Eintrachtler zeigte als Vorstand des „Schlappekicker“ Vereins soziales Engagement. Die von der Frankfurter Rundschau gegründete Aktion kümmert sich seit 1951 unter anderem auch um Sportler, die persönliche Schicksalsschläge in eine Notsituation geraten sind. Der Adlerträger leitete zeitweise auch das Frankfurter Sportmuseum.

Im Jahr 1955 zog die Hallen-DM dann in die Kieler Ostsee-Halle um, kehrte im Jahr danach zum letzten Mal wieder in die Frankfurter Festhalle zurück.

erstellt von Text & Foto: Jens Priedemuth

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