Die Geschichte der internationalen Askina-Meetingreihe in Kassel

  29.07.2022    75 Jahre HLV

Bei der Erwähnung des Namens Merlene Ottey horchen eingefleischte Leichtathleten auf. Sie ist eine der erfolgreichsten Sprinterinnen der Leichtathletik, obwohl ihr nie ein Olympiasieg gelang. Auch der Dopingverdacht, der sie die Teilnahme an der WM 1999 kostete, ändert da wohl nicht viel. Zumal ihrem Einspruch im Juli 20000 wegen mutmaßlicher Mängel bei der Arbeit des Labors stattgegeben wurde.

Doch was hat die am 10. Mai 1960 auf Jamaika geborene Ottey mit Hessen zu tun? Merlene Ottey war der unumstrittene Star am 3. Juni 1998 beim ersten Askina-Sportfest im Kasseler Auestadion, das der der PSV Grün-Weiß Kassel ausrichtete und das vom Bochumer Heinz Hüsselmann, früher einmal Bundestrainer Sprint (Männer), organisiert wurde. Die Sprint-Diva aus Jamaika, die seit 2002 für Slowenien startete, war das absolute Zugpferd bei diesem ersten Sportfest der Askina-Reihe, die über einen langen Zeitraum internationale und nationale Spitzenklasse in Sachen Leichtathletik in Nordhessen bot.

Merlene Ottey war bei ihrem Auftritt in Kassel bereits 38 Jahre alt, an ihrem Sieg über 100 Meter in 11,19 Sekunden konnte die Konkurrenz aber nicht rütteln. Locker trudelte sie damals im Ziel aus und erfüllte danach einen Autogrammwusch nach dem anderen.

Die Top-Stars der Leichtathletik lockten 1998 etwas mehr als 8000 Zuschauer nach Kassel. Und die bekamen einige Top-Leistungen geboten. Der „Herr der Ringe“ Lars Riedel, damals schon viermaliger Weltmeister, gewann das Diskuswerfen mit 63,98 Metern. Speerwerfer Boris Henry, WM-Dritter von 1995 in Göteborg, setzte sich mit 87,92 Metern durch. Und die US-Weitspringerin Dawn Burell sprang mit 6,85 Metern einen neuen Stadionrekord.

Das, was das erste Meeting versprochen hatte, hielten die noch folgenden Veranstaltungen, das Askina-Meeting wurde zur festen Größe in Kassel. Ab 1999 dann organisiert von Hüsselmann und dem Leichtathletikkreis Kassel.

Und schon sind wir wieder beim Merlene Ottey, die im Juni 1999 erneut im Auestadion dabei war. Zwei Monate wurde die später aufgehobene Dopingsperre verhängt.

Die Verantwortlichen des Meetings schafften es jedes Jahr aufs Neue, Spitzenathleten nach Kassel zu holen. Spitzenathleten, die Spitzenleistungen erzielten und sich packende Duelle lieferte. Nicht selten waren der Stabhochsprung oder das Diskuswerfen dabei exzellent besetzt. Athleten wie die Hürdensprinter Arnier Garcia aus Kuba oder Colin Jackson aus Großbritannien, Weitsprung-Weltmeister Ivan Pedroso (Kuba) waren ebenso zu Gast wie Hammerwerfer Karsten Kobs, Stabhochspringer Tim Lobinger, Diskuswerferin Franka Dietzsch oder die aus Nordhessen stammende Hochspringerin Ariane Friedrich.  Yvonne Buschbaum (heute Balian Buschbaum) erzielte 2002 mit 4,64 Metern einen neuen deutschen Rekord im Stabhochsprung und gewann vor Monika Pyrek (Polen) und der Rotenburgerin Annika Becker (4,50 m). Becker gewann ein Jahr später bei der WM in Paris die Silbermedaille.

Um das Auestadion für höhere Anforderungen fit zu machen,  musste es um- bzw. ausgebaut werden. Deswegen zog das Askina-Meeting in den Jahren 2009 und 2010 ins Baunataler Parkstadion um und hieß dort „Weltklasse in Baunatal“. Nach der zweiten Veranstaltung vor den Toren Kassels gab es im Oktober 2010 einigen Wirbel um das Sportfest: Der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) hatte Heinz Hüsselmann die Zusammenarbeit aufgekündigt, da es zu Verzögerungen bei Honorarzahlungen an Athleten gekommen war.

Bis zum Juni 2011 hatten sich aber die Wogen vorerst geglättet, es hieß wieder „Askina-Meeting“ im Auestadion. Das war dann auch quasi die Generalprobe für die deutschen Meisterschaften im gleichen Jahr. Wegen der noch nicht beendeten Umbau-Arbeiten hatte die Stadt Kassel die geplanten Titelkämpfe für 2010 zurückgegeben. Unter anderem gewann 2011 am 8. Juni Martina Strutz den Stabhochsprung, Betty Heidler das Hammerwerfen, David Storl das Kugelstoßen und der Brite Jack Green die 400-m-Hürden.

Zum Askina-Meeting 2012 kam es dann aber nicht mehr. Bereits im Februar verdichteten sich die Nachrichten, dass Hüsselmann wohl in eine finanzielle Schieflage geraten sei. Die Stadt Kassel hatte dann Zusammenarbeit mit Hüsselmann und seiner Agentur aufgekündigt, der DLV erteilte keine Genehmigung mehr. Das war das Ende des Meetings.

erstellt von Peter Fritschler

Jubiläums-Partner