Vanessa Grimm startet beim "Hypo-Meeting" in Götzis/AUT voll durch - fünfter Platz als beste Deutsche in einem internationalen Top-Feld - Dank Bestleistung-Festival Steigerung der "PB" um 269 Zähler auf nun 6316 Punkte

  01.06.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Vanessa Grimm avancierte beim „Hypobank-Meeting“ in Götzis zum deutschen Shooting-Start. Im „Mehrkampf-Mekka“ verbesserte die Athletin vom Königsteiner LV ihre im Vorjahr bei der DM aufgestellte Bestmarke (6047 Pkt.) um sensationelle 269 Zähler auf nun 6316 Punkte Damit holte sich die seit Jahren von HLV-Coach Philipp Schlesinger betreute Athletin als beste Deutsche Platz fünf in einem internationalen Feld und wird aktuell in der Weltbestenliste auf dem achten Platz geführt!

Gleich die Auftaktdisziplin lief bestens und gab reichlich Selbstvertrauen. Mit starken 13,81 Sekunden blieb Grimm lediglich winzige 0,02 Sekunden über ihrer Bestzeit und sortierte sich damit vorerst auf Position 18 ein. Auch der Hochsprung lief absolut nach Plan, bedeuteten doch überquerte 1,77 Meter die Einstellung der „PB“. Dass Grimm mit der Kugel eine Kandidatin für Weiten im hohen 14er Bereich ist, hatte sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Im Training wurden auch schon einmal 15 Meter gemessen. Das klappte nun mit ganz starken 15,04 Metern erstmals auch im Wettkampf. Bereits im zweiten Durchgang zeigte die KLVlern mit 14,87 Metern, dass die „15“ durchaus machbar sind. Nach den ersten drei Disziplinen bedeute dies ein Plus von 56 Punkten im Vergleich zu ihrem Aufgriff bei der Mehrkampf-DM 2020 in Vaterstetten. Und auch die Leistung bei den abschließenden 200 Metern konnte sich sehen lassen. Als tolle 24,19 Sekunden (PB bei 24,13) auf der Anzeigetafel aufleuchteten hatte Grimm allen Grund zum Jubeln, beendete sie den ersten Tag doch als beste Deutsche im Feld mit einem Punkte-Polster von rund 100 Zählern gegenüber der DM.

„Ich bin richtig, richtig zufrieden. Es hat super viel Spaß gemacht. Ich habe mich schon wochenlang auf diesen Wettkampf gefreut, umso schöner ist es, dass es jetzt so gut lief. Jeder Siebenkampf hat seine eigene Gesetze, hier in so einem Weltklassefeld starten zu können ist etwas Besonderes. Im Kugelstoßen hat es endlich gelappt, das zu zeigen, was sich in der Hallensaison schon angedeutet hatte. Nach den 1,77 Metern im Hochsprung dachte ich, da ist sogar noch mehr drin. Morgen will ich einfach genauso weitermachen und alles genießen“, berichtete Grimm gegenüber leichtathletik.de

Manchmal ist der Weitsprung, die Auftaktdisziplin am zweiten Tag, entscheidend für den weiteren Verlauf, gibt es doch nur drei Versuche. Jedoch kein Problem für Vanessa Grimm, die sich hier kontinuierlich verbessert hat, in der Halle schon eine Sechsmeter-Sprünge zeigte und auch im Freien absolut stabil geworden ist. Eindeutiger Beweis war ein mächtiger Satz auf die neue Bestmarke von 6,26 Metern. Das bedeutete den siebten Platz in der Zwischenwertung. Das Speerwerfen gehört nicht zu den Paradedisziplinen der Polizeibeamtin vom KLV. Doch an diesem Wochenende passte es einfach, denn der Speer bohrte sich erst bei der neuen Bestweite von 43,72 Metern in den Rasen. Das bedeutete eine tolle Ausgangsposition vor den abschließenden 800 Meter und durchaus mögliches Endresultat jenseits der 6300 Punkte. So kam es dann auch. Die 24-Jährige Bundeskaderathetin teilte sich ihre Kräfte gut ein, steigerte sich am Ende um über drei Sekunden und tütete bei böigem Wind mit 2:16,35 Minuten die nachte Bestleistung ein.

„Ich bin sprachlos. Ich habe mir gerade gedacht. Hoffentlich wache ich nicht auf, und es ist alles nur ein Traum. Die Hürden waren zwei Hundertstel über PB, 200 Meter sechs Hundertstel. Sonst nur Bestleistungen. Es lief einfach. Ich habe schon gemerkt, dass die Vorbereitungswettkämpfe echt gut liefen, auch wenn ich mich da noch gar nicht do fit gefühlt habe. Und auch im Training lief es wirklich gut. Ich habe mich einfach so gefreut. Das war so eine Vorfreude in Verbindung mit Aufregung. Und dann kam ich hierher und es war einfach ein riesiges Erlebnis. Das ist gerade alles wirklich nicht real für mich. Fünfter Platz. Mein Trainer Philipp hat mir das gerade gesagt und ich dachte mir. Wie kann das denn passieren“, fasst die überglückliche Siebenkämpferin die zwei Tage von Götzis zusammen.

Bei Andreas Bechmann ging der Blick in Richtung Qualifikation für die U23 Europameisterschaft in Tallinn/EST.  Dafür wären 7600 Punkte nötig gewesen. Doch aus dem Trip nach Estland wurde vorerst nichts. Eine Verletzung beim Weitsprung machte dem Athleten von Eintracht Frankfurt einen Strich durch die Rechnung. Der EM-Sechste der Hallentitelkämpfe von Torun/POL konnte am zweiten Tag nicht mehr antreten. Bereits in der Vorbereitung lief es für Bechmann nicht rund, hatte ihn eine aus Polen mitgebrachte Corona-Infektionen doch um Wochen zurückgeworfen. Doch der Reihe nach. Andreas Bechmann eröffnete mit guten 10,87 Sekunden über 100 Meter als schnellster Deutscher den Zehnkampf. Überragend die 10,14 Sekunden des Kanadiers Damian Warner! Eine Zeit, die bisher noch kein deutscher Sprint-Spezialist auf die Bahn bringen konnte.

Andreas Bechmann verletzte sich beim Weitsprung am Fuß, brachte aber trotzdem 7,28 Meter in die Wertung. Beim Kugelstoßen überraschte der Eintrachtler dann trotz dieses Handicaps. Gleich im ersten Versuch krachte die Kugel erst bei 15,03 Metern wieder auf den Boden. Damit markierte Bechmann erstmals eine 15er Weite, verbesserte seine Bestmarke um gleich 66 Zentimeter und beendete die Disziplin hinter Vitaliy Zhuk (BLR/16,86 m) auf dem zweiten Platz. Zum Finale des ersten Tages trat der Eintrachtler auch noch über 400 Meter an. In Anbetracht der immer stärker werdenden Fußprobleme waren 48,18 Sekunden eine wirklich gute Leistung.

„Dem Fuß geht’s nicht gut. Wenn ich ihn nicht gerade halte, tut er höllisch weh. Ich habe beim Weitsprung ersten Versuch reingestellt. Aber ich brauchte noch einen zweiten, gültigen. Danach dachte ich mir: Wenn ich nicht Beispringen kann, dann kann ich auch nicht Hochspringen. Keine Ahnung, was dann im Kugelstoßen los war. Im Hochsprung war die Prämisse „all in“. Ein Versuch ohne Einspringen. Auch wenn der nicht gültig gewesen wäre, hätte ich aufgehört. Jetzt bin ich am Abwägen, ob die U23-Norm noch drin ist. Da schaue ich morgen von Disziplin zu Disziplin. Ich hatte auch nur sechs Wochen Vorbereitung, wegen der Corona-Infektion. Danach habe ich bei null wieder angefangen - unter null. Vor zwei Wochen war ich noch so außer Form. Ich bin froh, hier jetzt so mithalten zu können“, so Bechmann in seiner Analyse bei Halbzeit.

Das hessische Trio am Vorarlberg ergänzte Dennis Hutterer (ASC Darmstadt). Er eröffnete mit 10,96 Sekunden über 100 Meter und brachte danach mit einem Tape-Verband versehen den Weitsprung (7,14 m), das Kugelstoßen (13,90 m), den Hochsprung (1,82 m) und die 400 Meter (49,71 sec.) hinter sich. Die „zweite Halbzeit“ des Götzis-Debütanten begann mit 14,76 Sekunden über 110 Meter Hürden. Zudem brachte der Bauingenieur-Student noch 47,69 Meter (Diskus), 4,80 Meter (Stabhochsprung), 48,96 Meter (Diskus) sowie 4:40,77 Minuten (1500 Meter) in die Wertung ein. Das ergab in Summe 7709 Punkte und Platz 18.

„Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Ich bin froh, dass ich den Zehnkampf durchgezogen habe, aber er war schon mit vielen Schmerzen verbunden. Ich habe versucht, den Wettkampf locker anzugehen, über die 100 Meter hat das auch geklappt, aber habe ich im Weitsprung den Fuß blöd hingestellt. Da ist mir der Schmerz in das Bein und Knie hochgezogen. Hochspringen war so nicht möglich. 1,82 Meter sind natürlich lächerlich, wenn man sonst eigentlich immer 2,00 Meter springt. Aber ich habe mir gesagt: Wenn ich jetzt schon hier bin, dann laufe ich auch die 400 Meter, und die waren dann solide, eine Bestleistung im Zehnkampf. Am zweiten Tag bin ich gut über die Hürden gestartet und ich hatte gehofft, dass es mir gelingt, in einer Disziplin noch mal einen rauszuhauen, zum Beispiel als bester Diskuswerfer, das wäre cool gewesen. Aber das war mir nicht vergönnt. Insgesamt war es mega cool, in einem so extrem guten Feld zu starten. Jetzt müssen wir erstmal sehen, wie es mir nächste Woche geht, bevor ich weiß, ob ich in Ratingen noch mal starte“, bringt der ASCler seine Erlebnisse auf den Punkt.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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