Mit gleich 20 Medaillen, darunter neun Titel, gab es für die hessischen Nachwuchs-Leichtathleten bei den deutschen Hallen- und Winterwurf Meisterschaften der U20 in Sindelfingen reichlich Edelmetall.

  21.02.2022    Leistungssport Wettkampfsport

60 Meter: Richtig gut drauf war Juan-Sebastian Kleta (TV Gelnhausen), der nach 6,96 Sekunden in der ersten Runde in den Zwischenlauf stürmte. Hier packte er dann noch ein Schippe drauf und machte mit 6,92 Sekunden die Teilnahme am Finale klar. Mit einem flotten Start und einer guten Beschleunigungs-Phase folgte eine weitere Steigerung auf tolle 6,89 Sekunden, was mit dem sechsten Platz belohnt wurde. Für den Endlauf musste Juan-Sebastian übrigens das parallel stattfindende Weitsprungfinale unterbrechen. Doch dazu später mehr. Der Titel ging mit flotten 6,72 Sekunden an Chidiera Onuoha (THC Brühl). Elias Maurer (TSV Amicitia Viernheim) beendete seinen DM-Auftritt im Vorlauf nach 7,12 Sekunden. Ein Tick schneller war mit der neuen Bestzeit von 7,11 Sekunden Julian Rubel (Königsteiner LV) unterwegs, der noch der jüngeren Altersklasse U18 angehört.

200 Meter: Finn Kohlenbach (Königsteiner LV) gab auf der Hallenrunde von Beginn an richtig Vollgas. Das war auch angesagt, denn aus den fünf Vorläufen ging es nur für die acht Zweitschnellsten weiter ins A- bzw. B-Finale. Der KLVler blieb als Sieger seines Rennens mit starken 21,91 Sekunden erstmals unter der 22-Sekunden-Marke und sicherte sich damit, etwas überraschend, den letzten Platz im A-Finale. Dort musste Finn dann auf der engen Innenbahn starten. Bei seiner Körpergröße und den engen Kurvenradien blieb die Stoppuhr dann bei 22,27 Sekunden (4.) stehen.

400 Meter: Eigentlich war eine DM-Medaille für Okai Charles über 400 Meter Pflicht. Mit 48,16 Sekunden reiste der KLV-Athlet nämlich mit der schnellsten Hallenzeit der 18 Teilnehmer an. Als sicher Sieger seines Vorlaufes zeigte Okai mit 48,65 Sekunden auch die flotteste Zeit in der ersten Runde. Also alles im grünen Bereich. Im etwas unruhig gelaufenen Finale hatte sich Maximilan Köhler (LG Region Karlsruhe) an die Spitze gesetzt und verteidigte diese Position in der neuen deutschen Jahresbestzeit von 48,03 Sekunden bis ins Ziel. Favorit Okai Charles wollte am Anfang der zweiten Runde in der Kurve außen vorbei, schaffte es aber nicht. Am Ende blieb Charles ganz ohne Medaille, da auf den letzten Metern auch noch Jan Niclas Kaluza (Eintracht Hildesheim/48,48 sec.) vorbeizog.

800 Meter: Das Finale auf der klassischen Mittelstrecke war ein einziges Schubsen und Rempeln. Ein Wunder, dass es hier zu keinem Sturz kam. Piere Börkey (TV Waldstraße Wiesbaden) war hier aber nicht sonderlich involviert und konnte sein Ding machen. Der Läufer aus der Landeshauptstadt hatte als Sieger des zweiten Vorlaufes nach 1:57,21 Minuten das große „Q“ für die direkte Qualifikation hinter seinem Namen. Als es dann einen Tag später um die Medaillen ging, agierte Börkey klug und wurde für seine Übersicht nach 1:55,46 Minuten mit DM-Bronze belohnt. Luis Schaich (SV Winnenden) war in 1:54,87 Minuten nicht zu schlagen. Eine echte Überraschung war der Auftritt von Louis Buschbeck (Königsteiner LV). Der U18er hatte mit einer Hallenbestzeit von 1:58,38 Minuten den Sprung zur DM geschafft. Mit 1:57,76 Minuten lieferte Louis ein schöne Steigerung ab und hätte als Vierter seines Laufes fast noch den Mitfavoriten Franz Walther (Dresdner SC) aus dem Finale gekickt, der sich mit 0,02 Sekunden Vorsprung ins Ziel retten konnte. Luis Börkey (TVWW/ebenfalls U18) konnte mit 2:01,64 Minuten sein normales Leistungsvermögen nicht abrufen.

Zwei Hessen liefen sich über die 1500 Meter ins Finale. Bei Medaillenanwärter Jan Dillemuth (TV Assenheim) waren es 4:04,71 Minuten, Nick Fröhlich KSV Baunatal) zeigte 4:07,55 Minuten. Im Finale war denn schnell klar, das eher taktisch gelaufen wird. Zwischenzeiten von knapp 69 Sekunden bei 400 Metern sowie 2:16 Minuten bei 800 Metern sind nicht übermäßig flott. Als zur Sache ging hatte sich Jan Dillemuth, mit 3:50,46 Minuten der Hallenbeste der Saison, in Position gebracht. Am Ende reichte es für den Läufer aus der Wetterau nicht ganz - 4:00,76 Minuten bedeuteten den Bronzerang hinter Tim Kalies (Braunschweiger LC/3:58,98 min.) und Silas Zahlten (LG Brillux Münster/4:00,18 min.). Nick Fröhlich, der sich zwischenzeitlich etwas ums Tempo bemüht hatte, musste in der Endphase abreißen lassen und wurde Zwölfter (4:09,03 min.).

Über 3000 Meter drehte Moritz Kleesiek (Laufteam Kassel) seine Runden. Nach moderatem Beginn (3:05 bzw. 6.06 Minuten auf dem ersten und zweiten Kilometer) wurde es auf den letzten fünf Runden dann immer schneller. Klar, dass ich dann das Feld schnell weit auseinander zog. Am Ende entwickelte sich ein Zweikampf, den Felix Ebel (Emder Laufgemeinschaft) nach 8:44,95 Minuten mit winzigen 0,04 Sekunden Vorsprung gegenüber Robin Müller (LC Top Team Thüringen) zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Moritz Kleesiek war mit 8:52,14 Minuten der schnellste Verfolger und konnte Bronze bejubeln.

Über die 60 Meter Hürden war Aaron Giurgian (Sprintteam Wetzlar) einer der vier Favoriten auf eine DM-Medaille. Beim Blick in die Meldeliste trennte das schnelle Hürden-Quartett lediglich 0,10 Sekunden. Manuel Mordi (Hamburger SV) legte zum Auftakt gleich einmal starke 7,85 Sekunden vor, Aaron war mit 7,87 Sekunden lediglich einen Tick langsamer, Mario Quinze Shelton (SC Berlin) lief 7,92 Sekunden und Gavin Claypool (SCC Berlin/8,14 sec.) hatte die Handbremse noch nicht ganz gelöst. Das Finale endete dann mit zwei Stürzen. Der HSVler Mordi stürzte in Führung liegend an der letzten Hürde. Auch Mario Quinze Shelton, mit 7,81 Sekunden der Jahresbeste, blieb am letzten Hindernis hängen und musste alle Medaillenträume begraben. Aaron Giurgian kam ohne Fehler durch und holte sich in der neuen deutschen Jahresbestzeit von 7,79 Sekunden den Titel vor Gavin Claypool (SCC Berlin/8,08 sec.).

Ein Überraschung-Coup gelang der Startgemeinschaft „Königstein/Groß-Gerau/Kronberg“ über 4x200 Meter. Kurz vor Meldeschluss für die DM hatten sich die flotte Jungs mit 1:29,97 Minuten auf die vierte Position der Meldeliste gelaufen. Die Chance auf eine Medaille war also durchaus gegeben. Als Aaron Amenta (Groß-Gerau), Finn Kohlenbach (Königstein), Maurice Andrew (Groß-Gerau) und Julian Rubel (Königstein) im vierten von fünf Zeitläufen auf die Bahn gingen, hatte der SV Preußen Berlin mit 1:30,55 Minuten die bis dahin schnellte Zeit vorgelegt. Die vier Hessen machten von Beginn an mächtig Druck, gingen gleich in Führung, zeigten gute Wechsel und stürmten in hervorragenden 1:28,28 Minuten vor dem später disqualifizierten SCC Berlin ins Ziel und an die Spitze des Rankings. Die Entscheidung um den Titel musste also im letzten Zeitlauf fallen, in dem die beiden Top-Favoriten mit von der Partie waren. Doch die Startgemeinschaft „Team Sachsen-Anhalt“ kam mit 1:28,82 Minuten nicht ganz an ihre Vorleistung ran. Die Jungs des TV Wattenscheid vergeigten einen Wechsel und gaben vorzeitig auf, so dass Gold etwas überraschend an die gemischte Truppe aus Groß-Gerau und Königstein ging. Bemerkenswert, denn die Startgemeinschaft hatte zwei Jungs der jüngeren Altersklasse U18 in ihren Reihen und Startläufer Aaron Amenta hatte sein ersten Rennen nach längerer Pause wegen eines Infektes. Das Team der Frankfurter Eintracht musste nach einem Wechselfehler leider disqualifiziert werden.

Auf extrem hohen Niveau bewegte sich der Hochsprung, bei dem gleich vier Hessen mitmischten. Julian Eufinger (TG Camberg/11.) sowie Valentin Schomburg (TV Gelnhausen/8.) packten beide 1,90 Meter, blieben jedoch etwas unter ihren Möglichkeiten. Beim Kampf ums Edelmetall entschied schließlich die Anzahl der Fehlversuche über Gold, Silber und Bronze. Das Top-Trio flog bei starken 2,07 Metern über die Latte. Gleich im ersten Versuch gelang dies Friedrich Schulze (TV Gelnhausen). Der Mehrkämpfer der alle Höhen an diesem Tag gleich im ersten Durchgang meisterte, holte sich damit den Titel vor Louis Robertz (TV Wattenscheid). Maximilian Grün (ASC Darmstadt) komplettierte das Podium.

Mit dem erwarteten Sieg von Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) endete der Weitsprung, dem ein einziger gültiger Versuch zum Titelgewinn reichten. Am Ende gingen 7,50 Meter für den amtierende U20-Europameister von Tallinn in die Wertung ein. Am nächsten Wochenende möchte Koletzko bei der DM der Aktiven in Leipzig seine Hallenbestmarke von 7,63 Metern ein gutes stück nach oben verschieben und den Männern etwas Druck machen. Mit Juan-Sebastian Kleta (TV Gelnhausen) wurde ein weiterer Hesse zur Siegerehrung gerufen. Kleta, der den Weitsprung wegen seiner Teilnahme am Sprintfinale unterbrechen musste, verbesserte sch mit seinem letzten Sprung auf 7,22 Meter und holte Bronze. Für Marc Mercier (ASC Darmstadt) waren die „Deutschen“ bereits nach dem Vorkampf (6,77 m) vorzeitig beendet.

Im Kugelstoßen machte sich Diskus-Spezialist Marius Karges „warm“. Mit seiner Weite von 16,46 Metern (10.) war der Eintrachtler jedoch nicht zufrieden.

Richtig spannend wurde es dann beim Diskuswerfen. Gleich im ersten Durchgang legte Favorit Mika Sosna (TSG Bergedorf) mit 61,09 Metern die bis dahin die einzige 60er Weite vor. Marius Karges (Eintracht Frankfurt), der jüngst mit 62,40 Metern für einen neuen Hessenrekord gesorgt hatte, tat sich in den ersten vier Versuchen schwer, mit (soliden) Weiten zwischen 57,07 und 58,75 Metern in den Wettkampf richtig reinzukommen. Damit war der Adlerträger sicherer Zweiter. Im fünften Durchgang stand für Karges mit 60,29 Meter dann endlich eine sechs vor dem Komma. Beim letzten Wurf passte es dann optimal, Marius traf den Diskus genau, beförderte die 1,75 Kilogramm schwere Metallscheibe auf die neue Hessenrekordweite von 63,38 Metern und setzte sich an die Spitze des Feldes. Spitzenreiter Sosna (bisher schon 65,81 m) konnte mit seinem letzten Wurf auf 61,09 Meter nicht mehr kontern. Auch Steven Richter (LV 90 Erzgebirge/bisher 64,25 m) blieb mit für ihn enttäuschenden 57,94 Metern weit unter seinen Möglichkeiten. Für Benedikt Michel (TSV Friedberg-Fauerbach) gingen im Vorkampf diesmal lediglich 49,16 Meter (12.) in die Wertung ein.

Beim Hammerwerfen reichten Kai Hurych (KSV Fürth) 66,40 Meter, um Dawid Morgalla (TSV Bayer 04 Leverkusen/59,18 Meter) auf Distanz zu halten und den Winterwurf-Titel zu holen. Kai zeigte wieder eine konstant solide Serie mit sechs gültigen Versuchen, die alle weiter als 63 Meter flogen. Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim) markierte mit seinem letzten Versuch 58,34 Meter und verdrängte damit Leon Bierende (SV Teutschenthal/58,27 m) ein paar Zentimetern Vorsprung aus den Medaillenrängen. Marvin Baumann (TV Fränkisch-Crumbach) musste mit 56,75 Metern (5.) zufrieden sein. Michael Neuenroth (Eintracht Frankfurt/9.) musste mit nur 52,50 Metern bereits nach dem Vorkampf sein Wurfgerät wieder einpacken.

Alles richtig gemacht hat beim Speerwerfen Fynn Lenzner (TSG Wehrheim). Er steigerte seine persönliche Bestmarke um etwas mehr als zwei Meter und ist nun bei 58,90 Metern angekommen. Das wurde in Sindelfingen mit dem fünften Platz belohnt. An der Spitze des Feldes warf Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 72,63 Metern in einer anderen Liga.

Im Diskusring der U18 fand Luis Andre nicht ganz den richtigen Dreh. Bis zum vierten Durchgang lag der Techniker vom MT Melsungen in dem siebenköpfigen Feld mit 49,42 Metern auf dem Bronzerang. Dann beförderte Louis Jäkel (VfL Spremberg) mit seinem fünften Wurf den 1,5 Kilogramm schweren Diskus auf 50,28 Meter und schnappte dem Melsunger die Bronzemedaille vor der Nase weg.

Beim Hammerwerfen (U18) schaffte Tom Baumann (LG Odenwald) den Sprung ins Finale und konnte sich mit einer Weite von 49,89 Metern als Achter über eine DM-Urkunde freuen.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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