Goldrausch an der Donau - LA-Nachwuchs schürfte am Sonntag mit zehn Medaillen nochmals überaus erfolgreich nach Edelmetall

  19.07.2022    Leistungssport Wettkampfsport

Finale Furioso für die hessischen Jungs am letzten Tag der Meisterschaften. In der U20 wurde Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. Der erste Versuch passte noch nicht richtig - knapp ungültig. Doch im zweiten Durchgang zeigte der Weitspringer, wer bei der DM der Herr im Ulmer Donau-Stadion ist. Der amtierende Jugend-Europameister flog auf starke 7,62 Meter, setzte sich damit an die Spitze des Feldes und legte im dritten Durchgang zum Ende des Vorkampfes gleich noch einmal 7,48 Meter nach. Die beiden nächsten Versuche im Endkampf, beide leider ungültig, sprang „Oli“ volles Risiko. Mit dem letzten Satz auf nochmals 7,62 Meter untermauerte der Bundeskaderathlet seine immer stabiler werdende Form und verteidigte seinen DM-Titel von Rostock erfolgreich.

Jetzt werden die Koffer gepackt, denn die jeweils beiden erstplatzierten Athleten von Ulm fliegen bei (zuvor) erfüllter Norm zu den Nachwuchsweltmeisterschaften (2. bis 7. August) nach Cali (Kolumbien). Für einen Start in Südamerika wurde vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) eine Weite von 7,55 Metern verlangt. Die hatte der Schmittener im Vorfeld bereits zweimal erfolgreich abgehakt. Einmal mit 7,57 Metern beim Gewinn der deutschen Vizemeisterschaft (Aktive) im Berliner Olympia-Stadion und dann nochmals mit 7,69 Metern als Sieger der Bauhaus-Gala in Mannheim.

Hinter dem erfolgreichen Favoriten sortierte sich Juan Sebastian Kleta ein und sorgte für einen hessischen Doppelsieg. Der Athlet vom TV Gelnhausen hatte ebenfalls die Norm im Visier. Das klappte nicht ganz, aber Juan Sebastian steigerte einen Tag vor seinem 18. Geburtstag seine persönliche Bestmarke um gleich 18 Zentimeter auf nun starke 7,41 Meter. Marc Messier (ASC Darmstadt) markierte als Fünfter 7,22 Meter und hatte damit lediglich fünf Zentimeter Rückstand auf den Bronzerang.

Eine Spurtentscheidung gab es über 3000 Meter der U18. Hier setzte sich EM-Fahrer Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach) mit 8:40,05 Minuten durch und wehrte erfolgreich die Schlussattacke von Aaron Nikolas Schubert (SC DHfK Leipzig/8:40,38 min.) ab. Jakob Dieterich (LT Kassel/13.) wurde mit 9:00,59 Minuten gestoppt und steigerte damit seine Meldeleistung (9:07,50 min. in Dortmund).

Eine kleine Überraschung gab es bei den 800 Metern der U18. Von der Papierform galt Tim Anstett (LG Region Karlsruhe) als Titelanwärter. Doch der Badener konnte sich nicht richtig vom Rest des Feldes lösen. Auf der Zielgeraden schlug dann die große Stunde von Tom Stöber. Der Mittelstreckler in den Farben des TV Wetzlar gehörte mit der drittschnellsten Meldezeit durchaus zum den Anwärtern auf Edelmetall. In Ulm machte Tom mit einem tollen Finish in 1:57,10 Minuten sein Meisterstück. Fast hätte es noch eine weitere hessische Medaille gegeben. Louis Buschbeck (Königsteiner LV) beendete seine DM-Premiere nach 1:57,90 Minuten als Vierte - lediglich winzige 0,06 Sekunden hinter dem Bronze-Rang.

Gleich zwei Medaillen hatte Erik Schmerler (TV Groß-Gerau) im Gepäck. Nach Silber zum Auftakt der DM mit der Staffel der Startgemeinschaft „Königstein - Groß Gerau - Kronberg“ über 4x100 Meter, war der Spezialist über 400 Meter Hürden auch auf seine Paradestrecke erfolgreich. Nach einem Sieg mit der schnellsten Vorlaufzeit (55,26 sec.) sollte eine Medaille kein Problem sein. Es war dann Fynn Bietenbeck (TV Gladbeck/2. in 54,68 sec.), der mächtig Druck machte und als Führender auf die Zielgerade einbog. Schmerler zeigte aber einmal mehr ein starkes Finish und erkämpfte sich mit der neuen Bestzeit von 54,28 Sekunden verdient die Goldmedaille. Das TVGG-Talent, das noch nicht einmal einem Hessenkader angehört, empfahl sich in Ulm mit Nachdruck für den Bundeskader.

Ein hochklassiges Finale gab es im Donau-Stadion über die 110 Meter Hürden. Aaron Giurgian (Sprintteam Wetzlar) reiste mit 13,56 Sekunden als Führender des DLV-Rankings nach Ulm an. Daran änderte sich nach der DM auch nichts, doch den Titel holte sich ein Norddeutscher. Manuel Mordi (Hamburger SV) stürmte bei leichtem Gegenwind nach 13,57 Sekunden jubelnd über die Bahn und ließ sich vor der Haupttribüne feiern. Giurgian sicherte sich in 13,73 Sekunden die Vizemeisterschaft. Im Vorlauf kam Patrick Lorenz (LG Odenwald) auf 15,95 Sekunden.

Neue Bestmarken sind eine tolle Sache, besonders wen sie bei großen Meisterschaften gelingen. Eine Steigerung um knapp zehn Meter haben jedoch absoluten Seltenheitswert. Simon Schmitt (TSV Pfungstadt) ging in Ulm mit einer Bestweite von 64,78 Metern an den Start, erzielt bei den Halleschen Werfertagen. Im zweiten Durchgang explodierte der Südhesse, beförderte sein 800 Gramm schweres Sportgerät auf 74,42 Meter und verdrängte damit sogar Top-Mann Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen/73,51 m) von der Spitzenposition. Dem Mann aus der Farbenstadt gelang jedoch mit seinem nächsten Wurf auf 76,37 Metern gleich der Konter. Mit weiteren Würfen auf 75,35 bzw. 76,20 Metern untermauerte Dehning dann seine Vormachtstellung in Deutschland. Die beiden Speer-Asse vertreten nun die deutschen Farben bei der WM in Cali. Bei Dehning, der in Kolumbien auf eine 80er Weite hofft, war der Trip nach Südamerika fest eingeplant. Für den Südhessen Schmitt bestimmt eine absolute Überraschung. Fynn Lenzner (TSG Wehrheim) verbesserte seine Haurekord als Siebter um ein paar Zentimeter auf 59,52 Meter.

Nach seinem souveränen Sieg über 1500 Meter ging Christoph Schrick (ASC Darmstadt) auch über 3000 Meter auf die Bahn. Nach siebenhalb Runden hatte dann Benjamin Dern (LAZ Birkenfeld) mit starken 8:13,24 Minuten die Nase vorne. Schrick tütete nach 8:25,27 Minuten die Silbermedaille ein. Schrick könnte in Kolumbien einen Doppelstart wagen, hat er doch über 1500 Meter (PB 3:42,10 min.) und auch bei den 3000 Metern (PB 8:12,47 min.) die Normen geknackt. In einem großen Feld mit 20 Startern landete Moritz Kleesiek (LT Kassel) nach 8:52,16 Minuten auf Position vierzehn.

Ein bitteres Ende nahm die DM für zwei 800-Meter-Spezialisten, die im Vorfeld der Titelkämpfe die Norm von 1:50,00 Minuten für Cali erfüllt hatten. Pierre Börkey (TV Waldstraße) führte mit 1:48,68 Minuten die Meldeliste an, Jan Dillemuth (TV Assenheim) war mit 1:49,36 Minuten Dritter im Ranking. Der Flieger nach Südamerika hebt nun aber ohne die beiden enttäuschten Hessen ab.

Elija Ziem (SC Neubrandenburg), bisher nur Elfter der Statistik, startete in Ulm voll durch und holte sich als Sieger mit 1:49,22 Minuten das erste Ticket. Malik Skupin-Alfa-Alfa (LG Offenburg/bisher 1:48,97 min.) machte als Zweiter nach 1:49,80 Minuten die Zweite Fahrkarte nach Übersee klar. Jan Dillemuth lief zwar noch auf den dritten Platz (1:51,46 min.), verfehlte damit aber die geforderte „Top-Zwei“ Platzierung. Als Fünfter (1:52,00 min.) lief leider auch Pierre Börkey ins DM-Aus.

Lediglich sechs U18er stritten im Weitsprung um die DM-Titel. Mit Benedikt Thomas Wallstein (Gothaer LAC) war es ein Sprinter, der die reinen Weitsprung-Spezialisten düpierte. Der Thüringer hängte mit starken 7,30 Meter locker die von Maik Nold (Spvgg Holzgerlingen/7,04 m) angeführte Konkurrenz ab und avancierte nach Siegen über 100 und 200 Meter mit nun drei goldenen Plaketten zum erfolgreichsten Starter der Meisterschaften. Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt/Bestweite 7,27 Meter) blieb mit 6,88 Metern unter seinen Möglichkeiten, was aber trotzdem für die Bronzemedaille reichte. Teamkollege Nicolas Ziegler landete mit 6,40 Metern auf dem fünften Platz.

Langhürdler Lasse Schmitt (U20) hatte im Vorfeld der DM mit 52,39 Sekunden bereits die WM-Norm für Cali geknackt. Da diese Strecke aktuell in Deutschland mit gleich fünf Norm-Erfüllern sehr stark besetzt ist, war es eher unwahrscheinlich, zu den letztendlich nur zwei WM-Fahrern zu gehören. Schmitt (Königsteiner LV) blieb als Fünfter mit 52,61 Sekunden knapp über seinem Hausrekord von 52,39 Sekunden. Dank seiner guten Leistungen über die flachen 400 Meter (47,98 sec.) ist der KLV-Athlet aber ein ganz heißer Anwärter auf einen Platz über 4x400 Meter im deutschen „Mixed-Team“ bei der WM.

Viertelmeiler Fynn Kohlenbach (ebenfalls Königsteiner LV) lief über 200 Meter (U20) bei einem strammen Gegenwind von - 2,1 m/sec. Mit 21,89 Sekunden auf den fünften Platz. Für Elias Maurer (TSV Amicitia Viernheim) zeigte die Stoppuhr im Vorlauf 22,46 Sekunden an.

In der jüngeren U18 stand für Julian Rubel (KLV) mit 22,47 Sekunden (Vorlauf 22,21 sec.) ebenfalls ein fünfter Platz auf der Urkunde. Auch hier war das Rennen mit - 1,8 m/sec. vom Winde verweht. Aaron Amenta (TV Groß-Gerau) zeigte in der ersten Runde 22,15 Sekunden, verzichtete aber wegen verspannter Muskulatur aus Sicherheitsgründen auf die Finalteilnahme. Der Eintrachtlerin Nicolas Ziegler war auf der halben Stadionrunde 22,86 Sekunden unterwegs.

Zehnkämpfer Markus Wagenleitner (Königsteiner LV) teilte sich im Stabhochsprung der M18 mit überquerten 4,40 Metern den sechsten Platz mit Jakob Legner (LAZ Zweibrücken).

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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