Anastasija Reiberger:<br>Ein neues Gesicht im HLV

  05.03.2010    Trainerportrait

Anastasija Reiberger hat eine echte Herausforderung angenommen - schließlich gehört der Stabhochsprung nicht gerade zu den Vorzeigedisziplinen im HLV. Bei den Männern datieren einige der besten Höhen aus Zeiten, an die sich selbst Ältere kaum mehr zurück entsinnen können: Volker Ohl überquerte 5,31 Meter (1972), ein Jahr zuvor war Hans-Jürgen Ziegler 5,30 Meter gesprungen. Für ein Zwischenhoch sorgte Gerald Heinrich Mitte der achtziger Jahre (5,40), Kai Atzbacher verpasste Olympia trotz 5,56 Meter (1992). Und die 5,90 Meter von Wandervogel Tim Lobinger (LG Eintracht Frankfurt/2002) haben mit Hessen so gut wie nichts zu tun. Bei den Frauen sorgte die längst vom Leistungssport zurückgetretene Annika Becker (LG Alheimer/Rotenburg) unter anderem mit ihrem deutschen Rekord (4,77/2002) für ein Highlight; die zweimalige deutsche Hallenmeisterin Julia Hütter (LAZ Brüchköbel/4,60 Meter) kämpft derzeit um den Anschluss an die nationale Elite. Es war also irgendwie Zeit für einen Neubeginn in der Stabhochsprung-Nachwuchsförderung mit dem Standort Frankfurt. Und daran ist die 32-jährige Anastasija Reiberger, geborene Ryzih, maßgeblich beteiligt. <ENDE/> Seit einigen Monaten bietet die Hallen-Weltmeisterin von 1999 im Sportzentrum Kalbach zweimal pro Woche spezielles Stabhochsprungtraining für Kinder ab 12 Jahren an. „Ich möchte eine richtige Gruppe aufbauen“, sagt die neue D-Kadertrainierin, die dieses Amt gemeinsam mit Timo Jaworr innehat. Vorgänger Thomas Weise ist nun für den Stützpunkt Nordhessen in Bad Sooden-Allendorf verantwortlich. „Es muss sich ganz allmählich herumsprechen, dass sich in Frankfurt etwas tut“, sagt Anastasija Reiberger. Für Manfred Kehm, den Leitenden Landestrainer, ist es überhaupt keine Frage, dass „Frankfurt beste Strukturen hat und der Bedarf vorhanden ist“. Doch er sagt auch: „Im Stabhochsprung ist massive Aufbauarbeit, Kärrnerarbeit gefordert.“

Ein Job, den Anastasija Reiberger mit großem Elan angehe. „Sie ist kaum zu bremsen.“ Mit Trainings- und Fortbildungsangeboten soll der Stabhochsprung in Hessen wieder konkurrenzfähig gemacht werden. „Wir wollen die wenigen Stabhochsprungtrainer und -standorte in Hessen stärken und neue hinzugewinnen“, sagt Landestrainer Kehm. Dabei müsse der Verband zunächst in den Köpfen der Beteiligten erfolgreich sein und Berührungsängste vor der komplizierten Disziplin abbauen. In einem zweiten Schritt soll bei Sponsoren um Unterstützung bei der Beschaffung neuer Stäbe und Stabhochsprunganlagen geworben werden. Anastasija Reiberger feierte ihre ersten großen Erfolge 1996 mit vier Junioren-Weltrekorden (4,11 bis 4,15 Meter), zwei Jahre später wurde sie EM-Vierte. Anschließend feierte sie den Gewinn der Hallen-WM (1999), wurde dreimal deutsche Vizemeisterin und war bei vielen internationalen Großereignissen am Start. Ihre Bestleistung sprang sie Ende Juli 2006 mit 4,63 Meter in Nürnberg. Ihr vorläufig letztes bedeutendes Ziel, die WM 2009 in Berlin, konnte die gebürtige Russin, deren Vater Wladimir Anfang der neunziger Jahre in Zweibrücken das bekannte Stabhochsprung-Leistungszentrum aufbaute, aufgrund einer Schulterverletzung nicht mehr erreichen. Anastasija Reiberger wohnt in Groß-Umstadt und betreut derzeit mit Fabian Christ (LG Eintracht Frankfurt/Bestleitung 4 Meter) sowie Katharina Wegner (LG Rodgau/3,20) zwei hoffnungsvolle AK15-Talente. Und mit Daniel Jeske vom SCC Bad Sooden-Allendorf, der unlängst süddeutscher B-Jugendhallenmeister mit 4,81 Meter wurde, hat sich ein großes U18-Talent bereits etabliert. Betreut wird er von Thomas Weise, der seine Bestleistung (5,20 Meter) vor 26 Jahren im Trikot des TV Gelnhausen aufstellte. Jeske ist unlängst vom DLV für die kontinentale Ausscheidung der europäischen Startplätze bei den ersten Olympischen Jugendspielen vom 17. bis 23. August in Singapur nominiert worden. 33 B-Jugendliche hat der deutsche Verband für die Ausscheidungswettkämpfe im Luschniki-Sportpark in Moskau (Russland) vom 21. bis 23 Mai vorgeschlagen; pro Nation und Disziplin kann sich aber jeweils nur ein Teilnehmer für Singapur qualifizieren. Dort sind bei den Olympischen Jugendspielen für alle Leichtathletik-Wettbewerbe insgesamt jeweils 340 junge Frauen und Männer zugelassen. Uwe Martin

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