Kinder BEWEGEN und BEGEISTERN, um sie damit zu BILDEN und zu BINDEN – Kinderleichtathletik in Hessen

  23.03.2023    HLV 75 Jahre HLV
In der 75-jährigen Geschichte des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (HLV) ist die Entwicklung, die Angebotsformen oder die Umsetzung der Leichtathletik für die Jüngsten, also der Kinderleichtathletik in den letzten 20 Jahren besonders bemerkenswert.

Kinderleichtathletik in Aktion

Bereits im Sommer 2002 wurden in Fulda zu einem besonderen Mitmachangebot des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), nämlich „Leichtathletik in Aktion“ Grundschulen eingeladen. In diesem Schaufensterprojekt des DLV konnten sich Kinder an verschiedensten Bewegungsstationen Bewegungsaufgaben aus den Bereichen Lauf, Sprung oder Wurf gemeinsam ausprobieren. Dieses Konzept wurde später von der HLV-Arbeitsgruppe Schulsport, unter der Leitung des damaligen Schulsportbeauftragten Siggi Frühauf, im Rahmen der „Rossbacher-Leichtathletik-Aktionstage“ hessischen Grundschulen als Hallenversion angeboten, um so Lehrkräfte, aber vor allem Kinder alters- und entwicklungsgemäße Bewegungserlebnisse in der Leichtathletik zu vermitteln. Weitere ähnliche Aktionsformate begeisterten zahlreiche Kinder beim Deutschen Turnfest 2009 in Frankfurt a.M. oder mit dem DLV-Bewegungscamp 2010 in Darmstadt.

Kinderleichtathletik mit Bildungspartnern

Besonderen Schub erhielt die Kinderleichtathletik mit Einführung der sogenannten Übungsleiterhelferschulungen 2003. Diese wurden später vom erfolgreichen Ausbildungskonzept „Trainerassistent Kinderleichtathletik“, als sehr erfolgreiche Qualifizierungsmaßnahmen abgelöst. Ein Großteil der hier geschulten Teilnehmer nutzte diesen Einstieg zum Themenfeld der Kinderleichtathletik für die spätere Teilnahme an den C-Lizenzausbildungen im Bereich Leistungssport, Breitensport oder direkt Kinderleichtathletik. Letztgenannte Ausbildung konnte der HLV mit Anerkennung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der C-Lizenz „Kinderleichtathletik“, bereits 2011 als einer der ersten Landesverbände anbieten.

Gemeinsam mit verschiedensten Bildungspartnern hat der HLV mit vielen weiteren Fortbildungsformaten die Kinderleichtathletik flächendeckend in Schulen und Vereinen an Trainer, Lehrkräfte, Referendare oder Studierende hessenweit immer mehr etabliert. Bei den Leichtathletik-Hochschultagen ist dabei die Kinderleichtathletik, als „Türöffner“ zur Leichtathletik in der Schule mehrfach Themenschwerpunkt gewesen, um so schon in der universitären Ausbildung auf zeitgemäße Formen der Leichtathletik im Schulsport hinzuweisen. Gemeinsam mit der Zentralstelle für Schulsport und Bewegungsförderung (ZFS Hessen) wurde die Kinderleichtathletik in zahlreiche Lehrerfortbildungen oder auch als Ausbildungsmodul in der Qualifizierungsreihe für fachfremd unterrichtende Sportlehrkräfte aktiv eingebunden. Mit der Einführung der Schülermentorenausbildung wurde bereits 2005 die Kinderleichtathletik gemeinsam mit dem Hessischen Kultusministerium an zahlreichen hessischen Schulen bis heute angeboten. 2010 wurde beim DLV-Bundeskongress „Leichtathletik im Ganztag“ in Frankfurt a.M. und später im „Orientierungsplan Ganztag“ gemeinsam mit der hessischen Sportjugend kindgemäße Leichtathletik mit besonderen Bewegungs- und Bildungsinhalten thematisiert. Vielfache Workshops bei den jährlich in Hessen stattfindenden Sportlehrertagen des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) oder zahlreiche Seminare, Fortbildungen, Aktions- und Bewegungstage der Sportjugend Hessen wurden mit Kinderleichtathletikinhalten gefüllt. Durch den Einsatz der im HLV aktiven Leichtathletik-Lehrertrainer konnte 2012 eine Fortbildungsoffensive „neues Wettkampfsystem Kinderleichtathletik“ gemeinsam mit der ZFS landesweit erfolgreich umgesetzt werden. Ein weiterer besonderer Zugang zur Kinderleichtathletik in den Schulen besteht in der sogenannten Wettbewerbsform der Bundesjugendspiele. Die Bewegungsfelder „schnelles Laufen“, „weit Werfen/Stoßen“, „weit/hoch Springen“ oder „ausdauernd Laufen“ ermöglichen nahezu die direkte Möglichkeit der Nutzung der bestehenden Disziplinen des Wettkampfsystems Kinderleichtathletik, bei denen Einzelleistungen erfasst werden. Der HLV ist auch hier bundesweiter Vorreiter und hat diese Form der Bundesjugendspiele durch eine „Bundesjugendspiel-Offensive“ nochmals 2022 vorangetrieben. Nach den umgesetzten Multiplikatorenausbildungen gilt es bis 2023 hessenweit in allen Schulamtsbereichen Sportlehrkräfte für kindgemäße Leichtathletik in den Bundesjugendspielen zu informieren und zu qualifizieren.

DLV-Kinderleichtathletik-Wettkampfsystem

„Es wird das trainiert, was im Wettkampf gefordert wird!“ so eine der Schulssfolgerungen des DLV, die zur Entwicklung neuer Wettkampfinhalte für Kinder in der Leichtathletik bundesweit geführt hat. Bereits 2009 wurde eine DLV-Expertenkommission unter der ehrenamtlichen Leitung des damaligen stellvertretenden Vorsitzenden der DLV-Jugend, Dominic Ullrich gebildet. Viele der bisher in Hessen eingeführten Kinderleichtathletikinhalte in Aus- und Fortbildungen sowie in der Zusammenarbeit mit Bildungspartnern sind u.a. auf Dominic Ullrich (HLV AG Schulsport, HLV-Lehrkommission und Beauftragter für Nachwuchssichtung und -förderung im HLV-Jugendausschuss) zurückzuführen, der damit praktisch von Anfang in Hessen aktiv beteiligt war. Als weitere hessische Protagonisten als Mitglieder der DLV-Expertenkommission bei der Entwicklung der neuen Wettkampfinhalte sind zu nennen Yvonne Ripper (HLV-Jugendwartin 2009-2014), Dr. Birgit Dreisbach (HLV-Lehrreferentin) sowie Jörg Peter (ehem. Leit. Landestrainer HLV und zum Entwicklungszeitpunkt leitender DLV-Bundestrainer Nachwuchs). Die ersten beiden bundesweiten Modellveranstaltungen des neuen Wettkampfsystems Kinderleichtathletik wurden dann unter den Augen zahlreicher eingeladener Landesverbandsvertreter aus ganz Leichtathletikdeutschland im April 2009 in Frankfurt a.M. sowie im Mai 2009 in Darmstadt ausgetragen. Weitere 40 bundesweit durchgeführte Veranstaltungen folgten in der Erprobungsphase 2011 und waren damit die Grundlage für ein praxiserprobtes Wettkampfkonzept, welches seit der offiziellen bundesweiten Einführungphase 2012 und 2013 mit der verbindlichen Umsetzungsphase in Hessen konsequent umgesetzt wurde. Dies ist vor allem durch die sportpolitische Rückendeckung des damaligen HLV-Präsidiums unter der Präsidentin Anja Wolf-Blanke zurückzuführen, die die Potentiale der Kinderleichtathletik für Breiten-, Leistungs- sowie Schulsport erkannt hatte und beständig erfolgreich unterstützte. Mit teilweise über 50 angebotenen Kinderleichtathletikwettkämpfen im Jahr nimmt Hessen im bundesweiten Vergleich deutlich den ersten Platz ein. Zahlreiche Vereine mit ständig qualifizierten Trainerinnen und Trainern bieten die Basis für attraktive Einstiege in die Wettkampfleichtathletik für Kinder. Weiteren Anteil dieses Erfolgs der Kinderleichtathletik hatte hierbei u.a. die damalige HLV-Kinderleichtathletikbeauftragte Leonie Köhlert, die in Hessen mit der Einführung von Regionalentscheiden und dem HLV-Landesfinale ein verbindliches Wettkampfangebot geschaffen hatte, welches bis heute als weiterer Motor der Umsetzung alters- und entwicklungsgemäßer Wettkampfangebote für Kinder in Hessen wirkt.

Potentiale der Kinderleichtathletik

„Die Kinderleichtathletik stellt einen wichtigen Baustein erfolgreicher Kinder- und Jugendarbeit im Deutschen Leichtathletik-Verband dar. Gemeinsam wollen wir Kinder in der Leichtathletik BEWEGEN und BEGEISTERN, um sie damit zu BILDEN und zu BINDEN!“ verdeutlicht Dominic Ullrich, der seit 2017 als DLV-Vizepräsident Jugend bundesweit auch die Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen im DLV hat. Mit dieser Erfolgsformel „4B“ werden die unterschiedlichen Perspektiven und Zielsetzungen, auch der Kinderleichtathletik deutlich. Es geht hierbei um möglichst attraktive Zugänge zur Leichtathletik (Bewegen und Begeistern). Durch die gemeinsamen Teamerlebnisse werden wichtige Motivlagen (Spaß und Miteinander) der Kinder zum Vereinssport erfüllt und führen zur verstärkten Bindung an die Sportart Leichtathletik. Vor allem durch das Miteinander werden wichtige bewegungs- sowie bildungsrelevante Kompetenzen vermittelt und bilden damit wichtige Voraussetzungen als Grundlage für den möglichen späteren (Nachwuchs-)Leistungssport. Möglicherweise sind die jüngsten zahlreichen sportlichen Erfolge hessischer Nachwuchsleichtathleten auch ein Stück weit auf die kosequente Haltung aller Beteiligten im HLV bezüglich der Zugänge und Förderung junger Leichtathleten, also auch zur Kinderleichtathletik zurückzuführen.

erstellt von Dominic Ullrich

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