Die WM in Budapest - Tag 1

  19.08.2023
Maryse Luzolo springt ins Finale

Puh!!!! Das war nichts für schwache Nerven. Mit nur einem gültigen Versuch zog Maryse Luzolo ins Weitsprung-Finale von Budapest ein. Der erste Versuch der Athletin vom Königsteiner LV sah gut aus, war aber knapp ungültig. Der zweite Satz wurde bei leichten Gegenwind dann mit 6,66 Metern gemessen, ehe im finalen Durchgang der Quali wieder die roten Lampen für „ungültig“ aufleuchteten. Dann musste gewartet werden, da noch einige Athletinnen ihren letzten Sprung zu absolvieren hatten. „Ich werde am Ende bestimmt Dreizehnte, und es wird wieder nichts mit dem Finale“, vermutete Luzolo am Rande der Bande nachdem sie ihre Spikes ausgezogen hatte.
Doch der Pessimismus war unbegründet, denn die 6,66 Meter für die KLVlerin sollten ausreichen. Platz zehn konnte im Ergebnisprotokoll notiert werden. Ein toller Erfolg beim Saisonhöhepunkt für die Hessin. Der WM-Coup ist umso beachtlicher, denn in Budapest blieben so bekannte Namen wie Quanesha Burks (USA/diese Saison schon 6,98 m) oder Sumire Hata (JAP/6,97 m) in der Quali hängen. Auch Jazmin Sawyers (GBR), die Hallen-Europameisterin schied vorzeitig aus. Dieses Schicksal ereilte ebenso Maria Bekh-Romanchuk (UKR), WM-Zweite von 2019.
„Ich musste heute zittern, ich habe schon gemerkt, dass es vielleicht nicht reichen könnte. Aber Mikaelle hat mir Mut zugesprochen. Und als es feststand, war ich wirklich happy! Bei den Deutschen Meisterschaften bin ich nicht so gut gesprungen, die 6,84 Meter zuletzt haben mir sehr geholfen. Man hat gesehen: Ich kann springen! Auch hier im ersten und dritten Versuch, die waren nur ganz knapp ungültig, da habe ich den letzten Schritt einen Tick zu lang gezogen. Jetzt habe ich morgen noch mal die Chance, es besser zu machen und noch mal weiter zu springen“, so die Biologie-Studentin, nachdem sie ihr erstes großes WM-Finale klar gemacht hatte.

Beim Siebenkampf nahmen Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) und Vanessa Grimm (Königsteiner LV) die zweitägige Herausforderung in Angriff. Nachdem ein massives Unwetter über Budapest hinweg gezogen war, wurden die 100 Meter Hürden mit einstündiger Verspätung gestartet. Im ersten von drei Läufen ging die Königsteinerin in den Block und blieb mit 14,00 Sekunden nur einen Tick über ihrer Jahresbestmarke. Beim Hochsprung meisterte Grimm 1,74 Meter - die gleiche Höhe wie bei ihrer WM-Quali im polnischen Bydgoszcz. Das Kugelstoßen gehört zu den starken Disziplinen von Vanessa, was sich auch im „Nemzeti Atletika Kozpont“ mit 14,43 Metern unter Beweis stellte. Übrigens die viertbeste Weite im gesamten Feld. Die 26-Jährige ließ über 200 Meter mit 24,91 Sekunden zum Ende des ersten Tages dann ein paar Zähler liegen und sortierte sich bei „Halbzeit“ auf Platz 15 ein.

Am zweiten Tag des Siebenkampfes ist Caro Schäfer leider nicht mehr dabei. Die Eintrachtlerin trat wegen Knie-Problemen zu den 200 Metern nicht mehr an. Dabei ging es absolut solide los - 13,60 Sekunden über 100 Meter Hürden konnten sich durchaus sehen lassen. Im Hochsprung meisterte die zweifache Olympia-Starterin 1,77 Meter und war damit in der Zwischenwertung Zwölfte. Im Kugelstoßen fand die Adlerträgerin nicht so richtig in die Spur und blieb mit nur einem gültigen Versuch (13,98 Meter) klar unter ihren Möglichkeiten.

Bei den 1500 Metern war die Vorgabe klar. Man musste in seinem Lauf zu den Top-Sechs gehören, um eine Runde weiter zu kommen. Über die Zeitregel wurden keine Tickets fürs Halbfinale gegeben. Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) war gleich im ersten von vier Rennen mit dem Top-Favoriten Jakob Ingebrigtsen unterwegs. Der Norweger machte als Sieger in 3:33,94 Minuten, eine flotte Zeit für einen Vorlauf, alles richtig. Bei Bartelsmeyer fehlte leider das nötige Quäntchen Glück. Mit 3:35,44 Minuten lief zwar eine gute Zeit, wurde aber nur Siebter und schied somit aus.

„Mein Urteil ist zweigeteilt. Nach den letzten paar Wochen bin ich sogar einigermaßen zufrieden heute, dass ich mitlaufen und auf den letzten 400 Metern fast den Anschluss halten konnte. Aber im Vergleich zum Beginn des Jahres, als ich in der Halle 3:34 Minuten gelaufen bin, bin ich schon etwas enttäuscht, dass ich hier im Vorlauf rausfliege. Ich habe nach der DM in der Höhe trainiert und hatte dort eine Erkältung, ich war ein paar Tage richtig platt. Aber in der letzten Woche dort hatte ich noch sehr gute Einheiten und dachte, es geht wieder. Dann habe ich vor zweieinhalb Wochen einen Wettkampf gemacht und war nach 600 Metern komplett kaputt. Erst langsam habe ich mich wieder gut gefühlt und habe dann auch versucht, hier mit Selbstvertrauen an den Start zu gehen. Ich habe versucht, im Rennen Kraft zu sparen und innen zu bleiben, ich wollte nicht so viele Körner lassen wie bei der Hallen-EM, wo ich viel außen gelaufen bin. Ich glaube, wenn ich etwas weiter vorne gewesen wäre am Ende, hätte ich vielleicht um die Top Sechs mitlaufen können“, analysiert der Amos seinen kurzen WM-Auftritt.

Bei Sören Klose (ebenfalls Eintracht) war das Erreichen des Endkampfes gar nicht eingeplant. Schließlich hatte der U23er mit dem Gewinn der Bronzemedaille in Espoo bereits seinen Saisonhöhepunkt. Die Nominierung zur WM der „Großen“ war quasi die Kirsche auf der Torte. Beim Betrachten der Ergebnisse hätte es aber durchaus klappen können. Klose war mit einer PB von 76,06 Meter angereist - geworfen hat er in Budapest dann „nur“ 72,23 Meter. Schade, denn das letzte Ticket fürs Finale ging mit 74,56 Metern an den Kanadier Adam Keenan. „Bei Drehung drei, vier ein kleiner Fehler, und dann geht’s nicht mehr. Dabei hätte man mit 75 Metern das Finale geschafft! Es lag am Abwurf, ich habe super angefangen, aber dann hat sich der kleine Fehler eingeschlichen. Ich bin enttäuscht, dass ich es nicht hingekriegt habe. Dabei habe ich mir vorher eigentlich keinen Kopf gemacht. Mit 21 das erste WM-Finale, das wäre was gewesen! Verärgert bin ich nicht, nur traurig“, fasst der Eintrachtler den Wettkampf zusammen.

erstellt von Jens Priedemuth

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