Weitspringern Maryse Luzolo holt am zweiten Tag beim Team Europa-Cup in Chorzow einen der wenigen Disziplinsiege für Deutschland und stellt dabei ihre Bestleistung ein - Rebekka Haase wird Dritte über 200 Meter - Marc Reuther über 800 Meter Fünfter

  31.05.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Der Frauen-Weitsprung war am zweiten Tag der Team-EM einer der ersten Wettbewerbe, in dem Punkte vergeben wurden. Das Wetter war aber nicht unbedingt einladend, um sportliche Höchstleistungen zu erzielen. Lediglich zwölf Grad und Nieselregen empfingen die sieben Weitspringerinnen. Unbeeindruckt davon absolvierte Maryse Luzolo (Königsteiner LV) nach der Hallen-EM ihren bereits zweiten Start im Nationaltrikot in diesem Jahr. Und der war ein echter Kracher. Maryse legte gleich im ersten Versuch gute 6,35 Meter vor, trotz Gegenwindes.  In der zweiten Runde steigerte sich die 26 Jahre alte Biologiestudentin dann auf starke 6,61 Meter, stellte damit ihre Bestweite ein und ging in Führung. Die gab sie auch nicht mehr ab, obwohl ihr Lokalmatadorin Magdalena Zebrowska mit ihrer neuen „PB“ von 6,55 Meter unter dem Jubel der Zuschauer recht nahe kam. Das Podium komplettierte die Spanierin Maria Vincente (6,42 m)In der letzten Runde flog Luzolo dann nochmals auf 6,60 Meter, verbuchte damit sieben Punkte für das deutsche Team und holte einen von lediglich drei Disziplinsiegen am Sonntag.

„Sieben Punkte für unsere Mannschaft fühlen wirklich gut an. Ich bin überrascht, aufgeregt und glücklich, dass ich meine Bestleitung aus dem Jahr 2017 eingestellt habe. Ich habe aber wahrlich nicht erwartet, hier zu gewinnen. Vor dem Start des Wettkampfes war ich ziemlich nervös. Jetzt bin ich absolut glücklich. Das Stadion hier ist einfach klasse und die Zuschauer haben uns richtig laut angefeuert“, so Luzolo nach ihrem Wettkampf. Bevor es zurück nach Hessen geht, macht die KLV-Athletin von Polen aus einen Abstecher nach Slowenien. Dort steigt am Mittwoch in Samorin das PTS-Meeting, ein hochwertiger Wettkampf im Rahmen der „World Athletics Continental Tour“. Am Donnerstag dann schnell in den Flieger nach Frankfurt, da es am kommenden Wochenende (4./6.  Juni) in Braunschweig dann mit den deutschen Meisterschaften weitergeht.

Zurück zur Team-EM. Während Maryse Luzolo auf Weitenjagd war, wurden auf der Laufbahn die 800 Meter mit dem deutschen Meister Marc Reuter gestartet. Der amtierende deutsche Meister rollte bei seinem ersten Freiluftrennen auf der ersten Runde prima mit. Als es dann aber in die entscheidende Phase ging, konnte der Eintracht-Athlet nicht in die Entscheidung eingreifen. Jeff Wightman (GBR), von der Papierform der stärkste Athlet im Feld, wurde seiner Favoritenrolle vollauf gerecht und setzte sich in guten 1:45,71 Minuten durch. Dahinter folgten der Spanier Mariano Garcia (1:46,45 min.) sowie der Pole Mateusz Borkowski (1:46,66 min.). Reuther musste mit sicherlich steigerungsfähigen 1:47,74 Minuten zufrieden sein und teilte sich nach der Zielfilm-Auswertung den fünften Platz mit Nasredine Khatir (FRA/beide 1:47,739). Ach ja, die Olympia-Norm für Tokio notiert bei 1:45,20 Minuten. Dann ist man sicher in Japan dabei. Plan B ist eine Qualifizierung übers World-Ranking. Abzüglich der weltweit direkt Qualifizierten werden die restlichen der maximal 48 Startplätze über das Ranking aufgefüllt.

Nach dem verunglückten Staffelstart am Samstag war Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) am Sonntag noch im Einzel über 200 Meter im Einsatz.  Haase reiste mit einer Saisonbestmarke von 22,80 Sekunden nach Schlesien an und war damit die Führende in der Meldeliste. Mit glatten 23,00 Sekunden kam Haase als Dritte nicht ganz an diese Vorleistung ran. Direkt vor der Sprintteam Athletin platzierte sich die junge Italienerin Dalia Kaddari, die mit 22,89 Sekunden an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste der U23 stürmte. Für die Siegerin Beth Dobbin leuchtete mit 22,78 Sekunden ein „SB“ auf der Anzeigetafel auf.

Am Ende der zwei Tage von Chorzow landete die DLV-Mannschaft auf dem ungeliebten vierten Platz (171 Pkt.). Die Gastgeber verteidigten mit 181,5 Zählern ihren Sieg von 2019 in Bydgoszcz. Italien landete erstmals in der Europacup-Geschichte auf dem zweiten Platz (179 Pkt.). Dritte wurden die Briten (174 Pkt.). Dem deutschen Team fehlten durch die Disqualifikation von Christina Hering (800 m) und der Frauen-Staffel (4x100 m) wichtige Punkte.

Die LA-Fans in Polen können sich in ein paar Jahre auf weitere hochklassige Events freuen. Der europäische Verband (European Athletics) unterzeichnete mit den politischen Verantwortlichen eine Absichtserklärung zur Durchführung der EM 2028 in Chorzow. Ein Jahr zuvor soll an gleicher Stelle erneut die Team-EM als Generalprobe durchgeführt werden. Insgesamt hat die Leichtathletik einen sehr hohen Stellenwert in unserem Nachbarland. In der medialen Berichterstattung (Print und Fernsehen), aber auch im politischen Umfeld und durch einem großen Pool an Partnern aus der Wirtschaft.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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