Rio-Update, Teil 6: Homiyu Tesfaye, 1.500 Meter

  11.08.2016    Trainerportrait

Homiyu Tesfaye steht vor seinen ersten Olympischen Spielen - in welcher Verfassung er in Rio an der Startlinie stehen wird, ist allerdings nur schwer abzuschätzen. Schnell erfüllte der gebürtige Äthiopier die Norm, am 22. Mai lief er im marokkanischen Rabat 3:35,05 Minuten, dazu noch am 2. Juni in Rom 3:35,44 Minuten, dazwischen am 27. Mai seine Bestzeit über 800 Meter (1:46,69). Das alles liegt über zwei Monate zurück. Seitdem stehen einige weniger zufriedenstellende Auftritte in der Statistik. Bei den deutschen Meisterschaften war Timo Benitz spurtstärker, wie bereits 2014. Auch die Europameisterschaften endeten mit einer Enttäuschung. In aussichtsreicher Position liegend hatte Tesfaye im Schlussspurt nichts mehr zuzulegen und wurde bis auf den zehnten Platz durchgereicht. Es stellt sich die berechtigte Frage: Hat Homiyu Tesfaye nach dem Totalausfall im Sommer 2015 aufgrund von Kniebeschwerden bereits wieder die Substanz für die absolute Weltklasse?<ENDE/>
Im Sommer 2014 und in der Halle 2015 hatte er sie. So lief er im Juni 2014 in Rom vor auf Platz drei in der ewigen deutschen 1.500-Meter-Bestenliste (3:31,98). Nur vier Zehntel fehlten zum deutschen Uraltrekord von Thomas Wessinghage aus dem Jahre 1980. Das Potenzial für eine Zeit unter 3:30 Minuten und Podestplätze bei WM und Olympia machte die Runde. In der Halle fiel die nationale Bestmarke gleich zweimal, sie steht aktuell bei 3:34,13 Minuten. Doch trotz der Weltjahresbestzeit lief Tesfaye wegen taktischer Fehlentscheidungen - es waren nicht die ersten in seiner Karriere - bei der Hallen-EM 2015 am Podest vorbei.
Überhaupt liegt in der intensiven Hallensaison 2015 die Wurzel nicht aller, aber zumindest einiger Übel. Die engen Kurvenradien führten zu einer Reizung in Tesfayes rechtem Kniegelenk, die nach dem Sieg beim Paderborner Osterlauf lange Zeit keine Tempoläufe mehr zuließ. Erst seit März stehen wieder wettkampfspezifische Intensitäten auf dem Trainingsplan. Sein Trainer Wolfgang Heinig zog die Konsequenz, lässt Tesfaye nicht mehr in der Halle trainieren. Auch Wettkämpfe wird es wohl nur noch sporadisch geben. Die lange Zwangspause hat Homiyu Tesfaye demütig werden lassen, er achtet mehr auf seine Gesundheit, verlässt sich nicht mehr nur auf sein Talent. Der Kampfgeist und sein Ehrgeiz sind geblieben. „Mein Ziel ist es immer, bei Großereignissen eine Medaille zu holen.“ An diesem Statement sollte man den Läufer der LG Eintracht Frankfurt nach den Eindrücken von der EM wohl eher nicht mehr messen; schon die Teilnahme am Halbfinale wäre ein Erfolg.
Homiyu Tesfayes olympischer Wettkampf beginnt mit Vorlauf am 16. August um 15.30 Uhr (alle Angaben in MESZ). Ein mögliches Halbfinale steigt am 19. August um 1.30 Uhr, der Startschuss fürs Finale erfolgt am 21. August um 2. Uhr (tam)
Der HLV wünscht Homiyu Tesfaye viel Erfolg bei den Olympischen Spielen!
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