Leichtathletik-Nachwuchs (U18) sammelt in Ulm zehn Medaillen ein - Jungs können vier Titel bejubeln

  30.07.2019    Leistungssport Wettkampfsport

Medaillenflut im Donaustadion. Der Leichtathletik-Nachwuchs aus Hessen holte bei den Deutschen Meisterschaften der U18 je vier Titel und vier Silbermedaillen sowie dreimal Bronze. Überflieger mit gleich zwei goldenen Plaketten war Max Grabosch (SSC Hanau-Rodenbach). Auch Aaron Giurgian (ASC Darmstadt) und Kai Hurych (KSV Fürth) durften in Baden-Württemberg ganz oben aufs „Stockerl“ klettern.

100 Meter, 200 Meter, 400 Meter, 4x100 Meter: Nichts zu holen war gab es für die heimischen Sprinter. Felix Schlosser (LG Rosbach-Rodheim) hätte es über die 100 Meter fast in den Zwischenlauf geschafft. Am Ende fehlten ihm mit 11,24 Sekunden lediglich 0,05 Sekunden. Über 200 Meter und auf der Stadionrunde waren überhaupt keine hessischen Vertreter am Start. Über 4x100 Meter lief es für die Startgemeinschaft Gelnhausen/Darmstadt (Haug, Giurgian, J.-E. Kleta, J.-S. Kleta) nicht nach Plan. Das Team wurde nach einer Stabübergabe außerhalb des Wechselraums disqualifiziert. Das Team der LG Eintracht Frankfurt (Robinson, Foreshaw, Sidiropoulos, Keil) verbesserte sich gegenüber den Süddeutschen auf 43,84 Sekunden. Fürs Finale wären jedoch 43,20 Sekunden nötig gewesen.

800 Meter, 1500 Meter, 3000 Meter: Im dritten und letzten 800-Meter-Vorlauf standen gleich zwei Hessen auf der Bahn. Robin Pfahls (TV Gelnhausen) zog als Zweiter (1:56,12 sec.) direkt ins Finale ein. Kento Holler (TG Schwalbach) profitierte von der flotten Fahrt in diesem Rennen und sicherte sich nach 1:57,58 Minuten den einzigen Finalplatz über die Zeitregel. Im Endlauf konnten sich die beiden Mittelstreckler dann aber nicht in Szene setzen. Pfahls wurde Neunter (1:58,39 min.), Holler (10.) ließ in 2:01,54 Minuten austrudeln. Christoph Schrick (ASC Darmstadt) beendete die eher taktisch gelaufenen 1500 Meter in 4:15,65 Minuten auf Rang acht (Vorlauf 4:12,66 min.). Max Grabosch (SSC Hanau-Rodenbach) wurde seiner Favoritenrolle über 3000 Meter vollauf gerecht. Der Jahresbeste setzte sich vier Runden vor Rennende an die Spitze einer kleinen Gruppe und verschärfte hier kontinuierlich die Fahrt. Nach und nach konnte kein Gegner dem Rodenbacher folgen, der sich in 8:46,61 Minuten sicher den DM-Titel vor Daniel Luca Sergio (FC Schalke/8:53,58 min.) holte. Bastian Mrochen (LG Reinhardswald/9:06,06 min.) musste mit dem ungeliebten vierten Platz zufrieden sein.  

110 Meter Hürden, 2000 Meter Hindernis: Bereits im Vorlauf deutete Aaron Giurgian (ASC Darmstadt) an, dass heute was geht. Als Sieger zog er mit 14,07 Sekunden sicher ins Finale ein. Das war dann nichts für schwache Nerven und eine echte Wimpernschlag-Entscheidung. Der Südhesse setzte sich in 13,85 Sekunden mit der Winzigkeit von 0,01 Sekunden gegen Tim Rummelhagen (LG Rheinbek) durch.

Nur einen Tag nach seinem Triumph über 3000 Meter schlug Max Grabosch über 2000m Hindernis erneut zu. Das große Lauftalent im Trikot des SSC Hanau-Rodenbach ließ gleich in der Anfangsphase des Rennens keinen Zweifel an seiner Überlegenheit aufkommen und siegte letztendlich in 6:03,75 Minuten sicher vor Luk Jäger (TSV Penzberg/6:10,84 min.).

Stabhochsprung, Dreisprung, Weitsprung: Jan Volkmar (Eschwege TSV) beendete den Stabhochsprung mit 4,30 Metern als Achter. Die gleiche Höhe meisterte auch Jacob Geiß (SSC Bad Sooden-Allendorf), der wegen der höheren Anzahl an Fehlversuchen jedoch Zehnter wurde. Julius Franzen (TSG Gießen-Wieseck) stellte nach „Hop-Step-Jump“ mit 13,84 Metern seine Bestweite von den Süddeutschen bis auf den Zentimeter genau ein und landete damit auf dem sechsten Rang.

Als klarer Mitfavorit auf den DM-Titel reiste Oliver Koletzko (TSG Wehrheim) an, stand er doch mit einer Vorleistung von 7,48 Metern in der Meldestatistik, nur zwei Zentimeter hinter Carl Junior Mireku Boateng (Hamburger SV). Samuel Claudy (LAV Bayer Uerdingen Dormagen/Bestweite 7,57 m), der aktuell stärkste deutsche Weitspringer war nicht am Start, da er zeitgleich zur DM die deutschen Farben beim „Europäischen Olympia-Jugendfestival“ in Baku vertrat. Mit lediglich neun Starten gab es ein recht kleines DM-Feld. Der Wehrheimer machte mit 6,94 m das Finale klar, Boateng zog mit 6,90 m nach. Dort legte der hochgewachsene HSVler gleich gute 7,34 Meter vor und ging in Führung. Koletzko blieb mit einem Satz auf 7,05 m auf Tuchfühlung zur absoluten Spitze, lag jedoch hinter Simon Batz (LG Landkreis Kelheim/7,22 m) und Kevin Brucha (LC Jena/7,05 m - besserer zweitbester Versuch) nur auf Platz vier und damit außerhalb der Medaillenränge. Im fünften Durchgang zog sich Top-Springer Boateng eine schwere Fußverletzung (mehrere Bänder waren gerissen und Gelenkbruch) zu. In den beiden letzten Versuchen konnte kein Konkurrent Boatengs Weite noch verbessern. Einzig Olli Koletzko gelang noch eine Steigerung. Im letzten Durchgang kam der TSGler mit 7,32 Metern in den Bereich seiner besten Sprünge der Saison. Das reichte, um sich von Rang vier auf Platz zwei zu verbessern.

Diskus, Hammer: Marius Karges (LG Eintracht Frankfurt) ließ den Diskus bei seinem vierten Versuch auf starke 56,19 Meter fliegen - etwas weiter als bei der HM in Kassel. Doch das reichte leider nicht zu Edelmetall, denn Florian Schmidt (LV 90 Erzgebirge) markierte ebenfalls im vierten Durchgang 56,77 Meter, sicherte sich damit Bronze und verdrängte den Eintrachtler auf Rang vier. Eine DM-Medaille hatte Hammerwerfer Kai Hurych sicherlich eingeplant, dass es nun der Titel wurde, war jedoch nicht zu erwarten. Doch Sören Hilbig patzte. Der ganz klare Favorit (75,43 m), Teilnehmer an der U18 EM in Györ und der Jugend-Olympiade in Buenos Aires, patzte mit drei ungültigen Versuchen. Somit war der Weg frei für den Werfer vom KSV Fürth. Mit 66,48 Metern ging Kai gleich mit dem ersten Wurf in Führung und steigerte sich im vorletzten Durchgang noch auf 68,66 Meter. Lasse Gundlach (ESV Jahn Treysa) machte als Dritter mit 65,87 Metern die zweite hessische Medaille perfekt.  

100 Meter, 200 Meter, 400 Meter, 4x100 Meter: Mit Antonia Dellert (LG Seligenstadt) sprintete eine Hessin ins Finale über 100 Meter und wurde dort Siebte (12,14 sec.). In den beiden ersten Runden wurden für Antonia 12,17 (VL) bzw. 12,14 (ZL) gestoppt. Charlize Boykin (LG Eintracht Frankfurt/noch Jhg. 2003) kam mit 12,14 Sekunden in den Zwischenlauf und schied dort aus (12,32 sec. bei - 1,3 m/sec.). Über die Zeitregel wären hier 12,23 Sekunden fürs Finale nötig gewesen. Aus lokaler Sicht durfte noch Emilie Meier (TSV Amicitia Viernheim/12,28 bzw. 12,38 sec.) zweifach ran.

Hessen-Power war über die 200 Meter angesagt, stürmten doch hier gleich drei Athletinnen unter die Top-Acht. Bärenstark der Aufritt von Hawa Jalloh (Wiesbadener LV/noch 2003), die sich auf tolle 24,79 Sekunden steigerte und dafür mit Bronze belohnt wurde. Nur winzige 0,02 Sekunden dahinter ging Rang vier an Saskia Lindner (LG Eintracht Frankfurt), die ebenfalls Bestzeit lief. Als Fünfte beendete Teamkollegin Charlize Boykin (24,92 sec.) das Rennen.  

Auf der Stadionrunde fehlten Jana Pätzel (LG VfL/SSG Bensheim) nach 59,07 Sekunden gerade einmal 0,09 Sekunden zum Finaleinzug. Im B-Finale über 4x100 Meter waren der Wiesbadener LV (Epp, Jalloh, Bauer, Sölch) mit 48,06 (2.) und der LAV Kassel (Willenweber, Müller, Carilus, Schuster) in 48,57 (3.) mit von der Partie.

1500 Meter, 3000 Meter: Kein Vergnügen waren bei großer Hitze die 3000 Meter. Als die Kampfrichter „noch zwei Runden“ anzeigten, lag ein Trio an der Spitze des Feldes und machte dann die Medaillen unter sich aus. Mit dabei auch Miriam Ruoff (TV Waldstraße Wiesbaden), die nach der Ulmer Hitzeschlacht in 10:13,93 Minuten die Vizemeisterschaft bejubeln konnte. Eva Maria Sulzer (LSC Bad Nauheim) beendete die siebeneinhalb Runden nach 10:35,96 Minuten als Sechste. Über die 1500 Meter wurde Elena Taubel (SSC Hanau-Rodenbach) als Zehnte mit 4:49,20 Minuten gewertet.

100 Meter Hürden, 400 Meter Hürden, 1500 Meter Hindernis: Bravo Hawa Jalloh. Die Athletin aus der Landeshauptstadt, die auch eine starke Mehrkämpferin ist, holte sich über 100 Meter Hürden ihre zweite Medaille. Und die glänzte silbern. Hawa kam mit 14,09 bzw. 14,08 Sekunden ins Finale, schaltete hier einen Gang hoch und stürmte mit der neuen Bestzeit von 13,86 Sekunden zur Vizemeisterschaft. Über die Langhürden vertraten gleich vier Athletinnen die hessischen Farben im B-Finale. Zoe Marie Dolstra (LG Reinhardswald) hatte mit 63,55 sec. die Nase vorne. Auf den Rängen sechs bis acht folgten Martina Zachartschuk (Hünfelder SV/66,31 sec. - 64,90 im VL), Antonia Unger (TV Wetzlar/66,50 sec. - 62,56 sec. im VL) sowie Maren Eberhard (LG Eintracht Frankfurt/74,46 sec. 65,02 im VL). Constanze Paoli (SSC Hanau-Rodenbach) lieferte als Zehnte über die 1500 Meter Hindernis in 5:11,94 Minuten eine neue Bestzeit ab. 

Hochsprung, Weitsprung: Maike Schuster (LAV Kassel/noch 2003) fehlte bei der Höhenjagd das nötige Quäntchen Glück. Die EM-Teilnehmerin von Boras blieb mit 1,71 Metern unter ihren Möglichkeiten (PB 1,82 m) und wurde undankbare Vierte. Enatoh Blessing (TSV Spandau) überquerte ebenfalls 1,71 Meter, hatte jedoch weniger Fehlversuche auf ihrem Konto. Mit hervorragenden 6,20 Metern führte Saskia Lindner (LG Eintracht Frankfurt) die Meldestatistik beim Weitsprung an. Irgendwie kam die Eintrachtlerin jedoch nicht so richtig in den Wettkampf rein, konnte keine Sechserweite anbieten und belegte mit 5,89 Metern am Ende Rang sechs. 

Diskus, Speer, Hammer: Katja Seng (TG Hanau) warf den ein Kilogramm schweren Diskus auf 40,24 Meter und wurde Siebte. Mit dem Speer kam Lilly Urban (LG Eintracht Frankfurt) mit guten 51,06 Metern bis auf ein paar Zentimeter an ihre Jahresbestweite ran und wurde Vizemeisterin. Als neue Titelträgern überraschte Josefa Schepp (TSV Bayer Leverkusen/noch 2003/Meldeleistung 46,08 m), der nur ein einziger gültiger Versuch im gesamten Wettkampf gelang. Der flog dann aber auf die Siegesweite von 52,51 m. Hammerwerferin Jette Priedemuth (Königsteiner LV) stand nach zwei ungültigen Versuchen unter Druck. Der dritte Wurf passte dann schlug erst bei ungefähr 56 Metern im Feld auf. Dabei touchierte er ganz leicht die Sektorbegrenzung und wurde ungültig gegeben. Ärgerlich, hätte diese Weite doch locker für den Endkampf und später dann sogar für die Bronzemedaille gereicht.  

Text & Fotos: Jens Priedemuth

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