Katharina Heinig nach dem EM-Marathon: Urlaub und Hochzeit

  12.08.2018    Leistungssport Wettkampfsport Kreis Frankfurt

Auf einer Zuschauertribüne am Breitscheidplatz, wo die Marathon-EM-Wettbewerbe ihren Start- und Zielpunkt hatten, saßen auch Thomas Wessinghage und Markus Ryffel. Der Schweizer Ryffel, 1984 mit Olympiasilber über 5.000 Meter dekoriert und mittlerweile 63 Jahre alt, hält noch immer die Landesrekorde über 3.000 und 5.000 Meter. Wessinghage, 66, lief 1980 die 1.500 Meter in 3:31,58 Minuten - weiterhin deutscher Rekord. Es war am Sonntagmorgen gegen elf Uhr, die Frauen hatten noch etwa eine halbe Stunde vor sich, da entfuhr es Wessinghage: „Es ist einfach scheiß heiß heute.“ Womit der Lauf über 42,195 Kilometer in weiten Teilen auf den Punkt gebracht war. Glatte 2:35 Stunden benötigte die deutsche Meisterin Katharina Heinig von der LG Eintracht Frankfurt bis zur Ziellinie, sie wurde 16. Erschöpft, gezeichnet, aber durchgekommen.

Anders als neun Konkurrentinnen, die aufgaben. Darunter auch Laura Hottenrott aus Baunatal kurz nach der 10-Kilometer-Marke wegen Magenkrämpfen. Nach dem Start um 9.05 Uhr war die Temperatur schnell gestiegen, gegen Mittag waren es 28 bis 30 Grad. Es wurde warm, es wurde heiß, und in der Hitze zu laufen ist eigentlich nichts für Katharina Heinig. Am Ende sei es eine echte Quälerei gewesen, sagte sie. „Ich habe mich von Getränkestand zu Getränkestand gerettet.“ Insbesondere auf der letzten von insgesamt vier Runden durch die Berliner Innenstadt.

Die Zeit von Katharina Heinig war recht weit entfernt von ihrer Bestzeit (2:28:34); andere kamen mit der Hitze besser zurecht. Etwa Fabienne Amrhein (Mannheim), die als Elftplatzierte und beste Deutsche in 2:33:44 Stunden nur etwas mehr als eine Minute über ihrer persönlichen Bestzeit lag. Die neue Europameisterin Volha Mazuronak (2:26:22/Weißrussland) blieb zweieinhalb Minuten über ihrer persönlichen Bestzeit. Doch die zuvor erreichten Zeiten sind in einem Meisterschaftsrennen nur überflüssige Statistik für die Abfalltonne. Ein EM-Rennen ist nicht „gebastelt“, es gibt keine Pacemaker, keine organisierten Kleingruppen, die abschirmen und Windschatten ermöglichen, jede Läuferin ist mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Katharina Heinig hatte die Spitzengruppe ad hoc ziehen lassen, lief defensiv an, später ging sie eine Wettbewerbskooperation mit der Niederländerin Ruth van der Meijden ein, war zuletzt aber wieder lange solo unterwegs.

Die Zwischenzeiten auf dem Weg zu ihrer besten internationalen Platzierung: 10 Kilometer in 35:48 Minuten, 20 Kilometer in 1:12:01 Stunden, 30 Kilometer in 1:49:00 Stunden, 40 Kilometer in 2:27:00 Minuten. Doch nun ist erst einmal Schluss mit der Lauferei. „Ab morgen bin ich offiziell im Urlaub“, sagte Katharina Heinig. „Die nächsten drei Wochen gehören meinem Freund.“ Grund eins für ihren Lebensgefährten, sich zu freuen. Grund zwei: „Ich will dieses Jahr noch heiraten.“ Was bedeutet, dass die knapp 29-Jährige (Geburtstag ist am 22. August) keinen Herbstmarathon absolvieren wird.

Es wird ja immer viel geschrieben und erzählt, was der Marathonlauf für einen enormen Trainingsaufwand im In- und Ausland mit sich bringt. Auch in diesem Kontext bringt ein Satz fast alles auf den Punkt. „Ich war in diesem Jahr fünf Wochen, vielleicht zwei Monate zuhause in Frankfurt.“ Zeit für etwas Ruhe.

erstellt von Text: Uwe Martin / Fotos: Jens Priedemuth

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