HLV-Nachwuchs glänzt in Boras mit drei EM-Medaillen

  23.07.2019    Leistungssport Wettkampfsport
Elias Goer wird mit der Staffel Europameister und sprintet über 200 Meter zu Silber. Denise Uphoff holt über 4x100 Meter Bronze. Janis-Elias Pohl wird über 400 Meter Hürden Fünfter.

Was für eine Ausbeute! Von den acht Medaillen, die der deutsche Leichtathletik-Nachwuchs bei den U20 Europameisterschaften in Boras (SWE) holte, gingen gleich drei Plaketten an Starter aus Hessen. Zweimal Edelmetall hatte Elias Goer (Sprintteam Wetzlar) im Gepäck. Mit der Sprintstaffel wurde das DLV-Team seiner Favoritenrolle (Jahresbestzeit 39,20 sec.) vollauf gerecht. Im ersten Vorlauf setzten sich die Jungs mit dem Bundesadler auf dem Trikot in 39,86 Sekunden gegen die Briten (39,92 sec.) sowie Schweden (40,45 sec.) durch und zogen direkt ins Finale ein. Hier steigerten sich Fabian Olbert, Simon Wulff, Elias Goer und Lucas Ansah-Perrah einen Tick, konnten mit 39,79 Sekunden die Teams aus Großbritannien (39,89 sec.) bzw. den Niederlanden (40,28 sec.) auf Distanz halten und Gold holen. 

„Welch großartiges Gefühl. Es fühlt sich einfach total anders an, als Erster ins Ziel zu kommen und die Goldmedaille zu gewinnen. Wir wollten den britischen und italienischen Jungs zeigen, dass wir auch schnell rennen können. Alle Wechsel waren gut und wir haben uns gegenseitig gepusht. Wir sind für unser Land gerannt und wollten diese Medaille für uns als Team unbedingt gewinnen. Elias hat mich die Zielgerade runtergebrüllt, was mir einen extra Kick gab. Ich wollte einfach nur, dass mich niemand mehr überholt. Es war einfach unglaublich“, fasste Schlussläufer Lucas Ansah-Perrah gegenüber European Athletics das Finale aus seiner Sicht zusammen. 

Elias Goer, der in beiden Staffelrennen die zweite Kurve lief, hatte nach dem Finale bereits ein paar Rennen in den Beinen. Am vorletzten Tag der Titelkämpfe standen für den Sprinter gleich zwei Einsätze über 200 Meter auf dem Programm. Aus den drei Zwischenläufen qualifizierten sich die jeweils zwei Erstplatzierten sowie zwei weitere Athleten über die Zeitregel fürs Finale. Goer musste gleich im ersten Lauf ran, lieferte hier als Zweiter hinter Tomas Nemejc (TCH/21,11 sec.) solide 21,24 Sekunden ab und hatte damit das große „Q“ hinter seinem Namen. Der Endlauf am Abend endete dann mit einer kleinen Überraschung. Hier setzte sich der Niederländer Onyema Adigida mit 21,08 Sekunden durch. Dahinter trennten die Athleten auf den Plätzen zwei bis fünf lediglich 0,06 Sekunden. Bester aus diesem Quartett war Elias Goer, der mit  21,16 Sekunden die Vizemeisterschaft bejubeln konnte. Bronze ging an den Italiener Mattia Donola (21,18 sec.). Aaaron Sexton (IRL), mit einer Vorleistung von 20,69 Sekunden der große EM-Favorit, wurde ebenfalls mit 21,18 Sekunden gestoppt. Nach Auswertung des Zielfotos wurde der Ire aber auf Platz vier gesetzt und ging leer aus. 

„Ich kann mich irgendwie an nichts von diesem Rennen erinnern. Der Start war nicht gut. Die Beine haben sich von den Läufen zuvor schwer angefühlt. Wir waren dann alle auf einer Höhe und ich konnte wirklich nicht feststellen, dass ich Zweiter wurde und Silber geholt habe. Das ist einer der stolzesten Momente in meinem Leben. Auf der Zielgeraden habe ich die Anfeuerung meiner Teamkollegen wahrgenommen. Unser Team-Spirit ist einfach unglaublich“, fasst Goer seine Eindrücke zusammen.

Auch das dritte Edelmetall konnte im Sprintbereich verbucht werden. Denise Uphoff (auch Sprintteam Wetzlar) war im Vorlauf die Startläuferin der deutschen Equipe, die nach 44,69 Sekunden in der ersten Runde hinter den Holländerinnen (44,16 sec.) gleich in den Endlauf stürmte. Hier wurde das Team dann etwas umgestellt und die Hessin lief auf der zweiten Position. Auch in der neuen Konstellation gelang den vier Sprinterinnen (Kathleen Reinhardt, Denise Uphoff, Chiara Schimpf, Talea Prepens) eine leichte Steigerung, die nach 44,34 Sekunden mit EM-Bronze belohnt wurde. An der Spitze setzte sich Großbritannien mit 44,11 Sekunden gegen die Niederlande (44,21 sec.) durch. Ein schönes Resultat für die deutschen Läuferinnen, die zuvor noch nicht in dieser Besetzung gelaufen waren. Somit war vorab eigentlich schon fast klar, das man an die europäische Jahresbestzeit von 43,28 Sekunden nicht rankommen würde.

Komplettiert wurde die hessische Truppe an den beiden letzten EM-Tagen von Janis-Elias Pohl (LG Eintracht Frankfurt), der im ersten Halbfinale über 400 Meter Hürden auf der „engen“ Bahn 1 ran musste. Nach 51,72 Sekunden war hier klar, dass Pohl auf die Zeitregel angewiesen war. Die Vorgabe lautete, dass die jeweils drei ersten Läufer sich direkt qualifizierten und zwei weitere Plätze über die Zeit vergeben werden. Am Ende reichte es aber und der Eintrachtler war im Finale mit von der Partie. Bisher war der Plan, bis zur siebten Hürde im 14er Rhythmus zu laufen. Das klappte jedoch nicht immer und Pohl wechselte manchmal bereits nach der sechsten Hürde auf einen 15er. In Absprache mit Bundestrainer Marco Kleinsteuber wurde vor dem Endlauf dann „umgebaut“, dass Pohl mit seinem schwächeren Bein über die erste Hürde geht und somit in der Zielkurve und der Endphase des Rennens die Hürden mit dem stärkeren Bein überlaufen kann. Das klappte auch ganz gut und der Langhürdler kam bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot mit 51,64 Sekunden als Fünfter fast an seine Bestzeit von 51,50 Sekunden ran. Diese hätte er schon deutlich verbessern müssen, um in den Medaillenbereich zu kommen. Der Titel ging unter dem Jubel der Zuschauer an Lokalmatador Carl Bengström (50,32 sec.), gefolgt von Seamus Derbyshire (GBR/50,56 sec.) sowie Matej Baluch (SLO/51,26 sec.).

In der Nationenwertung landete die deutsche Mannschaft mit je drei Titeln und Vizemeisterschaften sowie zwei Bronzemedaillen auf Rang sechs. An der Spitze gaben Großbritannien (6-3-6), Italien (5-3-3) sowie die Niederlande (4-5-1) den Ton an. Dahinter folgten noch die Ukraine (4-2-0) sowie die Türkei (3-4-3). 

erstellt von Jens Priedemuth

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