1. Tag Hallen-DM Leipzig: "Hawa-Hammer" über 60 Meter Hürden - WLV Athletin Jalloh knackt fast WM-Norm, weitere hessische Medaillen für Kevin Kranz (60 m), Sam Parsons (3000 m) und Eva Dieterich (3000 m)

  27.02.2022    Leistungssport Wettkampfsport

Das überragede Resultat aus hessischer Sicht lieferte am ersten Tag der deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig Hawa Jalloh ab. Die erst 19-Jährige Hürdensprinterin im Trikot des Wiesbadener LV stellte mit phantastischen 8,17 Sekunden eine neue Bestmarke auf, blieb damit nur um 0,01 Sekunden über der WM-Norm für Belgrad und konnte die Bronzemedaille bejubeln. An der Spitze des Felds machten Cindy Roleder (SV Halle) und Monika Zapalska (TV Wattenscheid) den Titelkampf unter sich aus. Es dauerte jedoch eine Weile, ehe das Resultat auf der großen Anzeigetafel aufleutete. Für beide Athletinnen wurden 8,13 Sekunden. Nach Auswertung der dritten Stelle hinter dem Komma ging „Gold“ dann an Cindy Roleder, die nach ihrer Babypause eine erfolgreiche Rückkehr auf der DM-Bühne feierte. Im ersten von drei Vorläufen hatte es Hawa hinter Cindy Roleder (8,22 sec.) mit 8,33 Sekunden als Zweite noch etwas ruhiger angehen lassen. Damit hatte die Wiesbadenerin das große „Q“ für die direkte Final-Qualifikation sicher und musste nicht einen der beiden Plätze über die Zeitregel in Anspruch nehmen.

Die große Überraschung, nicht nur aus hessischer Sicht, war Gianina Gartmann. Die Athletin vom SSC Bad Sooden-Allendorf reiste mit einer (Jahres)Bestmarke von 8,50 Sekunden nach Leipzig an. Die angehende Lehrerin blieb im zweiten Vorlauf „fehlerlos“ und lieferte mit 8,31 Sekunden eine neue persönliche Bestzeit ab, hatte lediglich Louisa Grauvogel (LAV Bayer Uerdingen-Dormagen/8,29 sec.) ganz knapp vor sich und buchte damit auf dem direkten Weg das Final-Ticket. Als dann im Endlauf die TV-Kamera die acht Athletinnen zur Vorstellung abschwenkte, strahlte Gianina übers ganze Gesicht. Auch der Hallensprecher merkte an, dass sich Gartmann mit diesem Erfolg sicher selbst überrascht hat. Die Nordhessin bestätigte dann mit 8,32 Sekunden als Fünfte die Zeit aus der ersten Runden und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass ihre flotte Zeit keine Eintagsfliege war.

Hinzu kommt noch, dass Gartmann knapp 45 Minuten zuvor erneut auf der Bahn stand. Diesmal über die flachen 60 Meter. Auch hier wäre ihr fast erneut ein großer Coup gelungen. Mit schnellen 7,45 Sekunden (3.) folgte hier der nächste Haurekord. Hier fehlten nur winzige 0,02 Sekunden für die nächste Final-Teilnahme. In Hessen löste Gartmann mit ihrer starken Leistung Viktoria Koletzko (Wiesbadener LV/bisher 7,52 sec.) von der Spitze der Jahresbestenliste. Koletzko selbst ging in Leipzig ebenfalls in den Startblock, kam als Letzte im 2. Vorlauf mit 7,60 Sekunden jedoch nicht ganz an ihre Bestmarke ran. Auch für Antonia Schimpf (LG Fulda) zeigte die Stoppuhr 7,60 Sekunden (7. im 1. VL) an. Auch sie lief in dieser Saison bereits 7,54 Sekunden.

Kommen wir zu den hessischen Sprintern. Aus dem Trio Kranz, Goer und Keßler überstand eigentlich erwartungsgemäß nur Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) die Vorläufe. Der Titelverteidiger von Dortmund zeigte als Sieger des ersten Vorlaufes mit 6,62 Sekunden, dass er gut drauf ist. Kevins Teamkollege Elias Goer zeigte 6,78 Sekunden und kam damit bis auf 0,01 Sekunden an seine Jahresbestmarke ran. Der letzte Finalplatz über die Zeit ging mit 6,68 Sekunden an Daniel Hoffmann (TSV Bayer 04 Leverkusen). Nils Keßler (Eintracht Frankfurt) hatte nach 6,80 Sekunden eine neue Saisonbestzeit im Gepäck.

Mit einer Überraschung endete dann das Finale. Titelverteidiger Kein Kranz, der in dieser Saison bereits einige flotte Rennen gezeigt hatte und 6,59 Sekunden auf der Habenseite vorweisen konnte, musste sich Youngster Lucas Ansah-Peprah (noch U23) geschlagen geben. Der Shooting-Star der nationalen Sprintszene stellte mit 6,58 Sekunden die Jahresbestzeit des abwesenden Julian Wagner (LC Top-Team Thüringen) ein und blieb klar unter der Norm für die Hallen-WM (6,63 sec.) für Belgrad. Kevin Kranz kam als Zweiter mit 6,60 Sekunden ganz nah an seine Jahresbestzeit (6,59 sec.) ran. Das Podium komplettierte mit 6,61 Sekunden Owen Ansah (ebenfalls HSV).

Zu einer beeindruckenden Solo-Vorstellung wurden die 3000 Meter der Frauen. Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) trat nach einem guten Kilometer beherzt an und sprengte damit das Feld problemlos. Den Rest des Rennens spulte die Olympiateilnehmern von der Spitze weg im Alleingang ab und holte sich in 8:51,18 Minuten mit riesigem Vorsprung ihren bereits dritten DM-Titel. Die Gruppe der Verfolgerinnen wurde von Lea Meyer (ASV Köln) angeführt, die mit 9:06,64 Minuten die Vizemeisterschaft eintütete. Im Scheitelpunkt der letzten Kurve sah es noch so aus, dass Bronze an Sara Benfares (LC Rehlingen) gehen würde. Doch Eva Dieterich hatte in der Endphase des Rennens ihr Tempo konstant hoch gehalten, eisern gekämpft und sich Meter um Meter an das Top-Trio ran gearbeitet. Der Einsatz wurde belohnt, denn auf dem allerletzten Meter schob sich die Dieterich mit der neuen „PB“ von 9:10,39 Minuten und 0,02 Sekunden Vorsprung noch an der Saarländerin vorbei.

Die ganz schnellen Zeiten über 3000 Meter sind bei einer DM eigentlich nicht zu erwarten. So kam es dann auch. Kilian Schreiner (ASC 1990 Breidenbach) lag vorne, als das Feld bei knapp 2:47 Minuten die 1000 Meter passierte. Schreiner rutschte dann zwar etwas weiter nach hinten, kämpfte jedoch wacker und wurde am Ende als Sechster (8:11,41 min.) mit einer neuen Bestzeit belohnt. Bei der 2000er Marke war das Tempo mit 5:31 Minuten nicht sonderlich flotter geworden. Es war Favorit Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf Süd), der kurz zuvor die Führungsarbeit übernommen hatte. Runde um Runde spulte der Düsseldorfer an der Spitze ab. In seinem Schlepptau Sam Parsons, der keine Anstalten machte, auch einmal etwas fürs Tempo zu tun. Als der Eintrachtler dann attackierte, hielt Thorwirth dagegen und wurde seine rundenlange Führungsarbeit nach 8:01,43 Minuten verdient mit dem DM-Titel belohnt. Parsons, 2019 deutscher Meister über 3000 Meter, wurde mit 8:02,13 Minuten Zweiter.

Über 800 Meter hakten die beiden hessischen Mittelstreckler das Pflichtprogramm „Vorlauf“ ohne Probleme ab. Im ersten Rennen hatte Titelverteidiger Oskar Schwarzer (TV Gruß-Gerau) als Zweiter nach 1:55,14 Minuten das große „Q“ hinter seinem Namen. Marc Reuther gewann den zweiten Vorlauf in 1:54,83 Minuten.

Bei den Frauen liefen sich die beiden Vertreterinnen des HLV ebenfalls ins Finale. Julia Swelam (TSV Kirchhain) machte es als Zweite ihres Rennens mit 2:10,26 Minuten „direkt“. Sophia Volkmer (TV Wetzlar) zog in ihrem Lauf als Dritte mit der neuen Hallenbestzeit von 2:08,51 Minuten nach und musste damit ebenfalls nicht die Zeitregel bemühen.

Eher ein lockeres „warm up“ waren die 1500 Meter der Männer. Bei dreizehn Teilnehmern musste nur ein Teilnehmer ausscheiden. Nachdem im zweiten Lauf Marc Carin Steinsberger (LG Farbtex Nordschwarzwald) vorzeitig aufgegeben hatte, war klar, dass alle übrigen Starter das Ticket fürs Finale sicher hatten. Lukas Abele (SSC Hanau Rodenbach) tat nicht mehr als nötig und markierte als Dritter (2. VL) 3:55,11 Minuten.

Bericht vom 2. DM-Tag folgt

 

erstellt von Text & Foto: Jens Priedemuth

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