Deutsche Meisterschaften U23 (2. Tag): Oskar Schwarzer mit souveränem Titelgewinn über 800 Meter - Sven Wagner schrammt knapp an Gold über 1500 Meter vorbei - Bronze für Julius Hild (3000 Meter Hindernis), Jana-Marie Lowka (Speer) und Lisa Oed (5000 m)

  28.06.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Druck mit der Favoritenrolle? Kein Problem für Oskar Schwarzer. Schon im Vorlauf agierte der Mittelstreckler im Trikot des TV Groß-Gerau absolut souverän. Etwas mehr als eine Runde hatte Maximilian Klink (LG Dornburg) das Feld angeführt, doch dann war der Akku leer. Schwarzer ging an die Spitze und lief einen langen und harten Spurt, dem kein Gegner etwas entgegensetzen konnte. Bereits bei der Hallen-DM in Dortmund hatte sich der angehende Polizist (damals noch etwas überraschend) den Titel geholt. Jetzt folgte in Koblenz mit 1:49,15 Minuten der nächste DM-Streich. Die U23-Titelkämpfen waren aber eher ein Rennen „auf Sieg“. Dass er aus richtig „auf Tempo“ laufen kann, zeigte Oskar Ende Mai bei der „Laufgala“ in Pfungstadt, wo er mit 1:47,10 Minuten die Norm für die Europameisterschaften (U23) in Tallinn/EST klar machte. „Heute hat nur der Titel gezählt. In Tallinn würde ich gerne ins Finale laufen. Aber das wird nicht einfach, denn die U23 Klasse ist aktuell sehr stark besetzt“, so Schwarzer, der momentan im Europa-Ranking seiner Klasse auf Position 24 geführt wird. Für den „Tempomacher“ Maximilian Klink blieb im Oberwerth-Stadion nach 1:52,98 Minuten der achte Platz.

Als Favorit über die 1500 Meter war auch Sven Wagner (Königsteiner LV) angereist. Bis kurz vor dem Zielstrich sah es auch so aus, als ob es einen weiteren Titel für den HLV geben würde. Wagner bog als Führender auf die Zielgerade ein, ganz dicht verfolgt von Maximilian Stuka. Der Mann vom TV Wattenscheid hatte schließlich das bessere Ende mit 3:46,55 Minuten für sich und fing den Mann aus der Taunus mit winzigen 0,07 Sekunden Vorsprung noch ab. Wagner (3:47,62 min.), der sich in seinem ersten U23-Jahr befindet, lieferte in dieser Saison bereits hervorragende 3:40,92 Minuten ab und ist damit aktuell der einzige Mittelstreckler seiner Klasse, der Deutschland über 1500 Meter bei der U23 Europameisterschaft in Tallinn/EST vertritt.

Julius Hild (SSC Hanau Rodenbach) setzte sich bei den 3000 Metern Hindernis gleich nach dem Start an die Spitze des Feldes und machte das Tempo. Dann traten die „Nutznießer“, die durch das Laufen im Windschatten viel Energie gespart hatten an und zogen an dem SSCler vorbei. Velten Schneider (VfL Sindelfingen) siegte schließlich mit 8:50,55 Minuten vor Nick Jäger (TSV Penzberg/8:52,31 min.). Hild, der auch noch auf das Knacken der EM-Norm (8:48,00 min.) gehofft hatte, fehlten am Ende dann doch ein paar Sekunden. Die Bronzemedaille war nach 9:03,27 Minuten ein willkommener Trost für die lange Tempoarbeit. Dominik Müller (ebenfalls SSC) beendete das DM-Finale mit 9:37,61 Minuten (13.).

Nele Weßel (Königsteiner LV) wollte über 1500 Meter eigentlich mehr. Am Ende musste sie mit dem ungeliebten vierten Platz zufrieden sein. Schnell war klar, dass Favoritin Sara Benfares (LC Rehlingen) eine Klasse für sich ist. Sie stürmte im Alleingang von der Spitze weg in starken 4:13,51 Minuten zum nie gefährdeten Sieg. Fabiane Meyer (TV Westfaia Epe) hatte als Zweite mit 4:22,99 Minuten schon einen größeren Rückstand und überspurtete auf den letzten Metren noch Verena Meisl (4:23,92 min.). Die Läuferin von der LG Olympia Dortmund hatte auf den knapp vier Runden die Verfolgung von Benfares übernommen, doch auf den letzten Metern schwanden dann die Kräfte. Das merkte auch Nele Weßel, die sich eine Runde vor Schluß aus der zweiten Gruppe gelöst hatte und einen ganz langen Spurt lief. Sie kam auch ganz nah an die Dortmunderin ran, die sich winzigen 0,31 Sekunden Vorsprung oder ein paar Zentimetern ins Ziel rettete. In dem überschaubaren Feld waren aus Hessen auch noch Eva Janson (Hünfeld SV/7. in 4:36,00 min.) sowie Svenja Sommer (ASC Darmstadt/8. in 4:42,74 min.) mit von der Partie, die aber mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun hatten.   

Bei den 5000 Metern waren Blanka Dörfel (SSC Berlin) und Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) dem Rest des Feldes schnell enteilt und machten die Titelkampf unter sich aus. Am Ende siegte die Läuferin aus der Hauptstadt mit 16:20,38 Minuten vor Heckel (16:25,17 min.). Beide Athletinnen gehören übrigens noch der Jugendklasse U20 an! Aus der Verfolgergruppe konnte sich Lisa Ode rund zwei Runden vor Rennende lösen und ihren Vorsprung kontinuierlich ausbauen. Der Lohn war DM-Bronze in 16:40,37 Minuten. „Endlich mal wieder ein Rennen in dem selbst agieren konnte. Jetzt freue ich mich auf die 10.000 Meter bei den Europameisterschaften“, so die Langstrecklerin vom SSC Hanau-Rodenbach. Svenja Clemens (LG Odenwald/noch U20) erkämpfte sich in der Saisonbestzeit von 17:12,31 Minuten den siebten Platz.

Auch Sophia Vollmer trat als Siebte die Heimreise an. Die Läuferin vom TV Wetzlar gehört ebenfalls noch der Jugendklasse (U20) an und hatte im Vorlauf mit 2:08,71 Minuten eine gute Zeit abgeliefert. Eine Wiederholung dieser Zeit war jedoch Ausgangs der ersten Kurve Makulatur. Als das Feld nach den ersten 100 Metern nach innen einscheren konnte, war die Hessin in eine Rempelei verwickelt, konnte aber einen Sturz noch verhindern. Das kostete jedoch wertvolle Zeit. Am Ende leuchteten 2:10,96 Minuten auf der Anzeigetafel auf.

Ohne großen Druck, den Vorkampf überstehen zu müssen, konnten die Hammerwerferinnen agieren. Mit lediglich sechs Atheteinn war das Feld doch sehr überschaubar. Lucie Holzapfel (Eintracht Frankfurt) war bei der DM auf der Jagd nach einer 60er Weite. Die hat sie mit 61,61 Meter dieses Jahr ja schon geworfen. In Koblenz gelangen der Frankfurterin jedoch nur zwei gültige Versuche. Ihre 58,82 Meter waren zu wenig, um in den Medaillenkampf einzugreifen.

Einen Vorkampf mussten dagegen die Speerwerferinnen überstehen. Dies gelang den beiden Technikerinnen von Eintracht Frankfurt problemlos. Lilly Urban zeigte im zweiten Durchgang 47,81 Meter und hatte damit drei weitere Versuche sicher. Hier gelang der U20erin dann jedoch keine Steigerung mehr. Ein siebter Platz war schließlich die Endplatzierung. Teamkollegin Jana Marie Lowka konnte sich mit 51,22 Metern über ihre zweite DM-Medaille freuen. Die Eintrachlerin hatte in dieser Saison bereits 54,95 Meter gezeigt, doch eine in Halle erlittene Fußverletzung bremsten sie in der weiteren Vorbereitung aus. In Koblenz war noch ein wenig Zittern angesagt, denn Elisabeth Hafenrichter (LG Stadtwerke München) rückte Lowka mit ihrem vierten Wurf noch einmal bis auf 39 Zentimeter auf die Pelle.

Kein Problem war das Weitsprungfinale für Malin Stavenow, die nach den ersten drei Runden 5,69 Meter auf der Habenseite hatte. Mit dem letzten Satz seigerte sich die Springerin vom Wiesbadener LV dann auf 5,86 Meter, kam damit bis auf zehn Zentimeter an ihre Saisonbestmarke ran und schob sich in der Gesamtwertung auf den sechsten Platz vor. Beim Kampf ums Edelmetall sprang das Top-Trio in einer anderen Liga. Merle Homeier (LG Göttingen) setzte sich mit 6,61 Metern hauchdünn gegen eine Jugendliche durch. Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe/noch U20) löste mit hervorragenden 6,60 Metern das Ticket für die Jugend-WM. Lea-Sophie Kilk (LAC Erdgas Chemnitz) markierte als Dritte 6,41 Meter und kann nun für die kontinentalen Titelkämpfe der U23 planen.

erstellt von Text & Foto: Jens Priedemuth

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