Der HLV auf der Suche nach neuen Impulsen für das Wettkampfangebot

  16.06.2015    Verbandsnews

Die Addition der gewonnen Medaillen bei den deutschen U23-Juniorenmeisterschaften in Wetzlar war Pflicht für die Trainer und Präsidiumsmitglieder des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (HLV). Im Fokus stand insbesondere Lisa Mayer mit zwei zweiten Plätzen über 100 und 200 Meter (11,31/23,49 Sekunden), wobei die erst 19 Jahre alte Sprinterin von der LG Langgöns/Oberkleen über die kurze Distanz sogar den 20 Jahre alten Hessenrekord von Gabriele Becker (LAZ Bruchköbel) um drei Hundertstel verbesserte. Ebenfalls Zweitschnellster: Constantin Schmidt über 400 Meter (TG Obertshausen/46,77 Sekunden), Maryse Luzolo vom Königsteiner LV beendete den Weitsprung als Dritte mit 6,15 Metern, als deutsche Meisterin geehrt wurde Ronja Böhrer vom SSC Bad Sooden-Allendorf über 3.000 Meter Hindernis (10:29,57 Minuten).<ENDE/>
Doch bei den Titelkämpfen ging es um mehr. Quasi als Kür. Nämlich um die Positionierung und Profilierung des hessischen Verbandes mit Sitz in Frankfurt im Wettkampfsport. Die Planungen hatten Monate in Anspruch genommen, und im Anschluss gab es viel Lob. Auch für die heitere Stimmung auf den Rasenflächen außerhalb der Kunststoffbahnen, wo viele Vereine ihre Zelte aufgestellt hatten, zudem die Physiotherapeuten und - als Novum - eine sogenannte Chill-out-Area errichtet worden war. Doch selbst Nachwuchstitelkämpfe sind extrem personalintensiv, vor Ort waren mehr als 100 Kampfrichter und Helfer sowie zirka 80 Mitglieder der LG Wetzlar in der Bewirtung tätig. Lohn war eine bundesweite Strahlkraft, das Engagement hatte sich gelohnt. Und künftig möchte sich die hessische Leichtathletik noch besser ausgeleuchtet wissen.
Dass es die olympische Kernsportart schwer hat, ist keine neue Erkenntnis. Probleme gibt es in der Sponsorenakquisition, der Durchdringung in den Medien, dem Gehörfinden in der Politik und dem Bemühen, den talentierten Nachwuchs bis in die Aktivenklasse zu begeistern. Die unter Dreiundzwanzigjährigen sind diesbezüglich eine entscheidende Schnittstelle, und es war auffällig in Wetzlar, dass der HLV 14 Disziplinen überhaupt nicht besetzt hatte. „Der Verband tut sehr viel im Breitensport und in der Kinder- und Jugendleichtathletik“, sagt HLV-Vizepräsident Klaus Schuder aus Neu-Isenburg. „Aber wir müssen künftig mehr bieten.“ Bei den Leichtathleten ist ein Prozess in Gang gekommen, wie man publikumswirksamer werden und zugleich für ambitionierte Athleten neue Wettkampfangebote schaffen kann.
Denn wirklich bedeutende Meetings gibt es in Hessen nur noch drei: den Werfer-Cup in Wiesbaden, das Hammerwurf-Meeting in Frankisch-Crumbach (Odenwaldkreis) und das Hochsprung-Meeting in Sinn (Lahn-Dill-Kreis). Das reicht kaum, um einer Sportart frische Impulse und neue Attraktivität einzuhauchen. Selbst vor dem Hintergrund, dass im nächsten Jahr in Kassel die deutschen Meisterschaften stattfinden. „Wir wollen etwas mit größtmöglicher Außenwirkung initiieren“, sagt Sven Lindemann, HLV-Vizepräsident für Marketing und Events. Ihm geht es um eine gezielte Ansprache von potentiellen Sponsoren, die bei Vertragsabschluss eine adäquate Bühne bekommen. Wie schwierig die Verhandlungen mit den Geldgebern sind, verdeutlicht der kleine Etat der Weltklasseveranstaltung in Wiesbaden (17.000 Euro); in Sinn, wo alljährlich ein Teil der deutschen Hochsprung-Elite an den Start geht, sind es 12.000 Euro. In Fränkisch-Crumbach wurde unlängst deutlich, dass sich das Zuschauerinteresse halbiert hat, offensichtlich weil die Hammerwurfstars Betty Heidler und Kathrin Klaas nicht dabei waren.
Mit dem Wissen, dass bei Zuschauern und Finanziers nur zugkräftige Namen relevant sind, möchte der HLV die Szene mit einem weiteren Spezial-Meeting beleben. Und zwar „in einer sportbegeisterten Stadt und einem Verein, der dahinter steht“, wie es HLV-Präsidentin Anja Wolf-Blanke formuliert. „Wir wollen jenen Athleten etwas bieten, die in Hessen unterwegs sind.“ Eine Option sei nach abgeschlossener Modernisierung die Sportanlage in der Frankfurter Hahnstraße, eine Leichtathletik affine Stadt wie Wetzlar, ebenso das sportbegeisterte Kassel (frühestens 2017). Oder doch Wiesbaden? Als Idee hat das Präsidium ein Meeting „mit drei, vier Disziplinen“ (Schuder) im Sinn, wohlwissend, dass schon für eine hochklassig besetzte monothematische Veranstaltung ein Budget von etwa 15.000 bis 20.000 Euro nötig ist.
Uwe Martin

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