2. Tag Hallen-DM in Leipzig, vier weitere Medaillen für die hessischen Starter in Sachsen

  01.03.2022    Leistungssport Wettkampfsport

Am zweiten Tag der deutschen Meisterschaften in Leipzig gab es für die hessischen Vertreter nochmals vier Medaillen. DM-Gold war im Vergleich zu den Titelkämpfen von Dortmund, damals siegten Kevin Kranz (60 Meter) und Oskar Schwarzer (800 Meter), diesmal jedoch leider nicht dabei.

Gerade bei den 800 Metern galt Marc Reuther als klarer Anwärter auf den Sieg. Mit seinen 1:46,41 Minuten führte der Mittelstreckler von der Frankfurter Eintracht die Meldeliste doch souverän an und hatte jungst in Birmingham mit einem flotten Rennen seine Favoritenrolle nochmals untermauert. In einem nicht sonderlich flott angelaufenen Finale schleppte Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) das Feld in 53,52 Minuten über die beiden ersten Runden. Wenig später übernahm Karl Bebendorf (Dresdner SC) die Initiative und setzte sich an die Spitze. Marc Reuther war ebenfalls ganz vorne mit dabei, konnte in der entscheidenden Phase des Endspurts dem Kick von Christoph Kessler jedoch nicht Paroli bieten und musste sich am Ende mit einem für ihn sicherlich enttäuschenden dritten Platz (1:48,29 Minuten) zufrieden geben. Der Karlsruher konnten nach diversen Vizemeisterschaften in 1:47,76 Minuten (SB) nun erstmals einen Hallen-Titel bejubeln. Beachtlich die Leistung von Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf, der viel an seiner Tempohärte gearbeitet hat, und mit den reinen Mittelstrecklern einmal mehr bestens mithalten konnte. Die Silbermedaille (1:48,02 Minuten) war nach einem harten Finish der verdiente Lohn. Titelverteidiger Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) landete auf dem undankbaren vierten Platz, hatte mit 1:48,51 Minuten jedoch eine neue Saisonbestzeit im Gepäck.

Mit dem erhofften Titel hätte es fast im Weitsprung geklappt. Am Ende fehlten hier nur winzige zwei Zentimeter. Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) lag „Gold-Kurs“, ehe er im letzten Durchgang noch abgefangen wurde. Doch der Reihe nach. Fabian Heinle (VfB Stuttgart) zeigte zum Auftakt 7,54 Meter. Der Koletzko begann mit einem ungültigen Versuch, ehe er sich in der zweiten Runde mit 7,55 Meter ganz knapp an die Spitze setzte und diese Position im dritten Durchgang mit 7,57 Metern leicht ausbaute. In der fünften Runde packte „Oli“ noch ein paar Zentimeter drauf und kam mit 7,62 Metern bis auf einen Zentimeter an seine Hallenbestmarke ran. Es sah schon nach einem Titel für den Weitenjäger aus der Taunus-Gemeinde Schmitten aus, ehe der Schwabe Heinle auf 7,64 Meter flog und sich an die Spitze des Feldes setzte. Koletzko hatte den letzten Sprung des Wettbewerbes, zeigte nochmals gute 7,58 Meter, was aber für einen erneuten Führungswechsel nicht ausreichte.

Auch wenn mit Maximilian Entholzner (LAC Passau), mit 7,92 Metern der aktuell beste Springer der Hallensaison fehlte, war es ein toller Erfolg bei den Aktiven, schließlich gehört Koletzko noch der Jugendklasse U20 an. Das große Ziel für den Bundeskaderathleten  sind die Nachwuchs-Weltmeisterschaften diesen Sommer im Kolumbianischen Cali. Dort möchte der amtierende U20-Europameister dann auch eine WM-Medaille holen.

Eine nicht erwartete Medaille gab es über die 1500 Meter, wobei das Finale ein typisches Meisterschaftsrennen war. Wenig Tempo am Anfang, harter Kick am Ende. Durchgangszeiten von 65 Sekunden über 400 Meter und 2:11 Minuten erinnerten eher an ein flottes 800-Meter-Rennen bei den Schülern. Als noch anderthalb Runden zu laufen waren, wurde es Robert Farken (SC DHfK Leipzig) zu bunt. Der Lokalmatador trat unter dem Jubel der rund 1500 Zuschauer beherzt an und sprengte das Feld. Mit 3:50,70 Minuten wurde er dann seiner Favoritenrolle auch vollauf gerecht. Lediglich Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) konnte in 3:52,34 Minuten einigermaßen folgen, dem ehemaligen 800-Meter-Mann aber seinem ersten Hallen-Titel auf der längeren Mittelstrecke jedoch nicht mehr streitig machen. Der Kampf um Bronze war eine spannende Angelegenheit. Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach) kämpfte im Spurt eisern um jeden Meter, konnte auf der Zielgeraden den vor ihm laufenden Tim Assmann (TV Villingen/3:53,98 min.) noch einsammeln und ihm mit 3:53,78 Minuten die Bronzemedaille noch vor der Nase wegschnappen.

Beim Hochsprung flog Philipp Heckmann (Eintracht Frankfurt) auf Anhieb über seine Anfangshöhe von zwei Metern. Doch schon bei den 2,05 Metern war Zittern angesagt. Diese Höhe klappte erst im dritten Versuch, womit Heckmann seine Jahresbestleistung einstellte. Die dann aufgelegten 2,10 Meter waren für den Eintrachtler diesmal noch zu hoch. In den siebenköpfigen Feld belegte er den sechsten Platz. Neuer deutscher Meister wurde Tobias Poyte (LG Stadtwerke München), der sich mit 2,26 Metern gegen Falk Wendrich (LAZ Soest/2,23 m). Für Mateusz Przybylko (Bayer 04 Leverkusen), der in den Jahren 2015 bis 2020 durchgehend siegreich war, blieb mit 2,20 Metern nur der dritte Platz.

Eine echte Überraschung gab es über 4x200 Meter, die nach einjähriger Pause wieder zum Wettkampfprogramm gehörten. Die Jungs des TV Wattenscheid setzen sich mit flotten 1:24,87 Minuten und großem Vorsprung gegen die LG Brillux Münster (1:27,18 min.) durch. Bronze ging vorerst an die Staffel des TSV Bayer 04 Leverkusen. Das Team aus der Farbenstadt wurde aber nachträglich disqualifiziert, nachdem ein Läufer mit einem sehr gewagten Spurwechsel in der Kurve einen Athleten des SCC Berlin zum Sturz  gebracht hatte. Davon profitierte dann das Eintracht-Quartett (Borchardt, Hennemuth, Wagner, Daum), das einen Platz nach vorne rutschte und mit 1:27,43 Minuten unerwartet zu DM-Bronze kam. Zudem musste auch der TSV Gräfeling aufgeben, die in dieser Saison schon 1:26,95 Minuten abgeliefert hatte.

Bei den Frauen waren am zweiten DM-Tag aus lokaler Sicht nur zwei Athletinnen über 800 Meter im Einsatz. Christina Hering (LG Stadtwerke München) ließ keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen und holte in 2:02,88 Minuten ihren bereits sechsten Hallen-Titel. Auch die Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) konnte mit ihrer Attacke die Münchnerin nicht gefährden und wurde am Ende in der neuen Bestzeit von 2:03,62 Minuten Vizemeisterin. Das Podium komplettierte Alina Schönherr (LSV Schmölln) mit 2:06,81 Minuten. Zwei couragierte Rennen zeigte Sophia Volkmer (TV Wetzlar). Bereits in der ersten Runde gab es für die U23-Athetin mit 2:08,51 Minuten eine neue PB. Diese steigerte Sophia im Finale als Vierte dann mit 2:07,52 Minuten erneut. Damit wird Volkmer zum Ende der Hallensaison im Hessen-Ranking auf dem zweiten Platz geführt. Spitzenreiterin ist hier mit hervorragenden 2:06,45 Minuten Jana Becker (LG Wettenberg), die noch der Jugendklasse U18 angehört. Julia Swelam (TSV Kirchhain) trat als Sechste mit der neuen Saisonbestmarke von 2:09,04 Minuten die Heimreise an.

Eine „halbe“ hessische Medaille gab es dann noch über 400 Meter. Patrick Schneider (TV Wattenscheid) hatte eine grandiose Premiere bei einer Hallen-DM. Schon im Vorlauf knackte er mit 46,44 Sekunden für die WM in Belgrad. Im Finale bestätigte der 29-Jährige TVWler mit 46,45 Sekunden diese Leistung und hängte Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz/46,57 sec.) ab. Am Aufstieg von Schneider ist auch Coach Georg Schmidt maßgeblich beteiligt, dessen Trainingsgruppe sich Patrick letzten September anschloss. Im Sommer ist ein Ausflug auf die 800-Meter-Mittelstrecke geplant.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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