Freundschaften und Rekorde: Die HHM der Senioren

  07.02.2023    Senioren Wettkampfsport

Hanau. Großen Sport boten am Sonntag mehr als 240 Leichtathleten zwischen 30 und 85 Jahren bei den hessischen Seniorenmeisterschaften in der August-Schärttner-Halle. Unter den Augen von Verbandspräsident Klaus Schuder (TV 1861 Neu-Isenburg), der selbst als dreifacher M60-Vizemeister im Hürdenlauf, Hochsprung und 200-Meter-Lauf mitmischte, lieferten die Athleten im Rahmen der reibungslos von den HLV-Kampfrichtern durchgeführten und vom Helferteam des SSC Hanau-Rodenbach unterstützten Veranstaltung begeisternde Wettkämpfe. In herausragender Form präsentierten sich dabei die neue Doppel-Hessenrekordlerin Jutta Stopka (60 Meter/200 Meter W60) von der LG OVAG Friedberg-Fauerbach, die neuen deutschen Rekordhalter der 4x400-Meter-Staffel (M55) aus dem gleichen Verein sowie M80-Weltrekordhalter Hartmut Krämer (DJK Käfertal-Waldhof). Er sprintete als Gaststarter die 60 Meter in 9,11 Sekunden vor Hessenmeister Günter Metz (TV Burgholzhausen/10,88 Sekunden) und die 200 Meter in 31,06 Sekunden vor Hans Schuck (TV 1969 Roßdorf/38,88 Sekunden). Schuck wiederum feierte in Hanau den 75.Hessentitel seiner langen Karriere.

"Gegen Hartmut hatte ich natürlich im direkten Vergleich keine Chance, aber ich bin stolz, dass ich meine 75. hessische Meisterschaft gewonnen habe", resümierte Hans Schuck nach einem langen Wettkampftag. Denn der Nidderauer im Trikot des TV Roßdorf startete zunächst als M80-Zweiter in 10,99 Sekunden über 60 Meter, dann über 200 Meter und kurz darauf auch noch auf der 400-Meter-Strecke. Ein Programm, das sich kein Hauptklassen-Sportler innerhalb weniger Stunden zumutet, bei Seniorenmeisterschaften aufgrund der Organisationsstruktur aber immer wieder "gerne genommen" wird. Die Wettkampffreude sprang den topfitten "Alten" aus jeder Muskelfaser, unermüdlich stellten sie sich der Konkurrenz oder dem ebenso fordernden Kampf gegen die Uhr, wobei sich wieder einmal zeigte: Die Kombination aus Talent und Training in Verbund mit einer gesunden Einstellung fördert eben auch im Sport der Ü50er reihenweise bemerkenswerte Leistungen zutage. 

So war Jutta Stopka bei den Frauen eine Klasse für sich. Mit dem hessischen W60-Rekord von 8,97 Sekunden gewann sie die 60 Meter vor Barbara Pillmann (SSC Hanau-Rodenbach/10,42 Sekunden), ehe sie dann mit 30,63 Sekunden die neue 200-Meter-Bestmarke vor Kordula Wielens (LG Biebesheim/Eschollbrücken/Crumstadt/34,53 Sekunden) setzte.

Ingrid Schäfer, zweifache W80-Teilnehmerin des Jahrgangs 1939, sprang 1,95 Meter weit und stieß die 3,0-Kilogramm-Kugel auf 5,79 Meter. Stark auch Margret Göttnauer (LG Bad Soden/Neuenhain) mit 3:16,63 Minuten über 800 Meter der W70, Anja Ritschel (TV Waldstraße Wiesbaden) mit 16:07,85 Minuten im 3000-Meter-Lauf der W75 sowie Gabi Baltruschat (Spiridon Frankfurt/W55) mit dem Doppelsieg in 2:35,55 Minuten und 11:16,71 Minuten.

Bei den Männern eröffnete der Windecker Jung-Senior und Dreifachsieger Jens-Philipp Engelmann mit 9,55 Sekunden im 60-Meter-Hürdensprint und 5,42 Metern im Weitsprung der M35 den Titelreigen für die Leichtathleten der Region. Außerdem landete im Kugelstoß sein 7,26-Kilogramm-Gerät bei 12,53 Metern. Mit der 6,0-Kilogramm-Kugel setzte sich in der M65 der Nordhesse Hendrik Schaak (SSC Vellmar) mit 12,28 Metern in Szene - und der mit Jahrgang 1938 in der M85 startende Hermann Götte vom TSV 09 Twiste stieß die 3,0-Kilogramm-Kugel auf hochklassige 10,99 Meter vor dem gleichaltrigen Dieter Klingelhöfer (LG Biebesheim/Eschollbrücken/Crumstadt), der 7,92 Meter verbuchte. 

Gold und Silber gab es für den amtierenden Duathlon-Europameister Claudius Pyrlik (M50) vom SSC Hanau-Rodenbach. Nach 800 Metern in 2:23,70 Minuten erreichte er über 3000 Meter in 10:03,07 Minuten als Erster das Ziel vor Thorsten Kramer (LG Eder/10:26,03 Minuten/1.M55). "Ich habe gestern mit Blick auf die Ironman-WM in Nizza noch drei Trainingseinheiten im Schwimmen, Radfahren und Laufen untergebracht, denn unter der Woche fehlt es da an Zeit. Aber diese kurzen Wettkämpfe hier machen richtig Spaß", erklärte der als Geschäftsführer tätige Pyrlik nach seinem überzeugenden Sieg.

Klaus Schuder setzt ebenfalls auf Vielseitigkeit. Jetzt mit 1,44 Metern im Hochsprung, 28,42 Sekunden (200 Meter) und 11,20 Sekunden im 60-Meter-Hürdenlauf jeweils M60-Zweiter, kündigte er für den Sommer weitere Disziplinen an: "In der neuen Altersklasse will ich mal was Neues probieren, laufe dann 300 Meter Hürden und 400 Meter." Wie lang die werden können, sah man im glanzvollen Schlusspunkt der Hessenmeisterschaft in den Gesichtern der 4x400-Meter-Rekordstaffel der LG OVAG Friedberg-Fauerbach. Doch die Anstrengung von Dr.Jörg Czekalla, Oliver Kurtz, Jürgen Speidel und Bernd Lachmann schlug nach dem neuen deutschen M55-Rekord von 4:01,14 Minuten schnell in ausgelassenen Jubel um, hatte das Quartett unter dem Applaus der Zuschauer doch die bisherige Marke von 4:02,76 Minuten des Spandau Berlin deutlich unterboten.

Rundum zufriedene Gesichter also bei einer Werbeveranstaltung für die Seniorenleichtathletik, die bei allem Ehrgeiz das Flair eines großen Freundschaftstreffens mit sich brachte, zu dem neben der Vorarbeit durch OF/HU-Kreisvorstand Lutz Ernst und der fachkundigen Moderation durch Thomas Schreiber und Winfried Reisinger die vielen Kampfrichter im Hallenoval entscheidend beitrugen. So manche geduldige Erklärung zum notwendigen, aber nicht bei jedem Senioren präsenten Regelwerk fiel hier auf fruchtbaren Boden und brachte neben der Anerkennung für die eingesetzte Zeit auch Wertschätzung für pädagogisches Geschick mit sich. 

erstellt von Sascha Arndt