10,22 Sekunden! Pohl knackt den Hary-Rekord!

  03.06.2018    Leistungssport Wettkampfsport

Der Sonntag, 3. Juni 2018, ist ein Lehrstück gewesen, wie der deutsche Sportjournalismus funktioniert – bisweilen mehr schlecht als recht. So trommelte der deutsche Hallen-Vizemeister über 60 Meter, Michael Pohl vom Sprintteam Wetzlar, bei der Sparkassengala in Regensburg als Sieger des B-Finales die 100 Meter in 10,22 Sekunden herunter: EM-Norm (10,25) unterboten, schnellster DLV-Sprinter des Jahres und zudem neuer Hessenrekord. Die vormalige Bestleistung hatte der spätere Doppel-Olympiasieger Armin Hary am 21. Juni 1960 mit handgestoppten 10,0 Sekunden erreicht, auf der Aschenbahn von Zürich (Schweiz). Hary, mittlerweile 81 Jahre alt, trug damals das Trikot des FSV Frankfurt. Geboren wurde er in Quierschied, also im Saarland.

Die Meldung, dass der 29-jährige Pohl den Hary-Rekord verbessert hat, lief online schnell durch die Republik. Leider übernahm man bundesweit den Agenturfehler „Sprintclub“ Wetzlar. Und der letzte Absatz „deutscher Rekordler ist der in Hanau geborene Julian Reus, der 2016 elektronisch gemessene 10,01 Sekunden gerannt war“, wurde von hessenschau.de umformuliert, um weiterhin bauchschmerzfrei über Reus (TV Wattenscheid, jetzt LAC Erfurt) berichten zu können: „Schnellster Hesse ist aber weiterhin der in Hanau geborene …“

hlv.de gratuliert Michi Pohl sehr herzlich zu seinem Rekordsprint! Und der Saarländer Hary wird nach 58 Jahren den Verlust seines Hessenrekords verkraften können.

Überhaupt war es ein sehr, sehr erfolgreiches Wochenende für die Wetzlarer Sprintgruppe um Coach David Corell. In Regensburg verbesserte sich der U23-Shootingstar Kevin Kranz auf 10,38 Sekunden, womit er in seinem ersten Juniorenjahr den DLV-Nachwuchskader-Richtwert (10,46) erfüllte und nur knapp am DLV-Perspektivkader (10,37) vorbei lief. Zudem steigerte sich Jim Patrik Junker auf 10,46 Sekunden. Mustafa Al Muhsin (U23) zeigte 10,60 und 21,21 Sekunden. Und noch einmal schnelle Zeiten: Denise Uphoff, vor der Hallensaison zum Sprintteam Wetzlar gewechselt, präsentierte sich in Langenthal (Schweiz) mit 11,79 und 24,30 Sekunden und lief damit nur knapp an der U20-WM-Norm (11,75) vorbei. Auch der schnellste hessische 200-Meter-Mann war am Wochenende aktiv: Steven Müller (LG ovag Friedberg-Fauerbach) zeigte sich in Osterode mit 10,45 und 20,96 Sekunden.

erstellt von Uwe Martin