Goldenes Finale bei der Leichtathletik-EM - Lisa Mayer und Rebekka Haase sprinten mit der 4x100m-Staffel zum Titel

  23.08.2022    HLV Leistungssport

Das Beste zum Schluss - die deutsche Sprinterinnen holen im letzten Rennen der Europameisterschaften den Titel über 4x100 Meter. Gleich die Hälfte des Teams kam vom Sprintteam Wetzlar. Lisa Mayer auf der zweiten Position und ihre Vereinskollegin Rebekka Haase auf der Zielgeraden hatte gehörigen Anteil daran, dass es für Deutschland wieder einmal Gold mit der Sprintstaffel gab. Zuletzt war dies vor zehn Jahren bei den Titelkämpfen in Helsinki der Fall. 

Wie bereits im Vorlauf hatte Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) den Startpart übernommen und wechselte sauber auf Lisa Mayer. Die Hessin ließ auf dem längsten Teilstück nichts anbrennen und übergab den Stab auf Gina Lückenkemper (SCC Berlin). Die Einzel-Europameisterin flog förmlich durch die Kurve und schickte dann in Führung liegend unter dem lauten Jubel der Zuschauer Rebekka Haase auf die Reise. Die 200-Meter-Spezialistin brachte das Ding sicher nach Hause. Mit 42,34 Sekunden hielt das DLV-Quartett klar die Landesrekord laufenden Polinnen (42,61 sec.) auf Distanz. Italien holte sich in 42,84 Sekunden EM-Bronze. Wie schon bei den Weltmeisterschaften in Eugene (USA) kamen die favorisierten Läuferinnen aus Großbritannien nicht ins Ziel. Auch das Team aus Frankreich musste vorzeitig aufgeben. Tatjana Pinto, die bei der WM noch als Startläuferin fungierte, konnte bei der EM wegen muskulärer Probleme nicht eingesetzt werden. Für die Athletin vom TV Wattenscheid rückte dann Lisa Mayer ins Team, die bisher eine nicht einfache Saison mit diversen „Wehwehchen“ hatte. 

„Tatjana konnte leider verletzungsbedingt nicht laufen. Ich habe im Vorlauf schon das Vertrauen bekommen, darüber habe ich mich riesig gefreut. Vor vier Wochen habe ich es nicht mal für möglich gehalten, bei dieser Meisterschaft dabei zu sein, weil diese Saison wirklich nicht einfach war. Jetzt im Finale auch noch mal das Vertrauen geschenkt zu bekommen, ist schon ganz besonders. Tatjana tut mir natürlich sehr, sehr leid, wir sind sind für sie heute auch mitgelaufen. Für mich ist das einfach unbegreiflich, was in den letzten Tagen passiert ist. Ich muss das erst einmal verarbeiten, das wird noch ein bisschen dauern, resümiert eine überglückliche Lisa Mayer.

Eigentlich waren auch die deutschen „Jungs“ sichere Anwärter auf eine EM-Medaille, hatten sie im Vorlauf doch gleich einmal ganz locker einen neuen deutschen Rekord (37,97 Sekunden) rausgehauen. Die ganz starken 37,97 Sekunden bedeuteten zudem die beste Zeit in der Qualifikation. Diese Top-Marke sollte nach Möglichkeit nochmals gesteigert werden. Doch der Gold-Traum war ziemlich schnell geplatzt. Doch gleich der erste Wechsel ging komplett daneben. Startläufer Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) konnte den Stab nicht korrekt an Joshua Hartmann (ASV Köln) übergeben. Kranz hatte nach dem Ende der Wechselzone den Stab noch immer in der Hand - die Disqualifikation für Deutschland. Die beiden HSV-Sprinter Owen Ansah und Schlussmann Lucas Ansah-Prepah trabten ohne Einsatz enttäuscht von der Bahn.

Wie entfesselt flogen die Sprinter aus Großbritannien um das Tartanoval und verteidigten mit dem neuen Meisterschaftsrekord von 37,67 Sekunden ihren EM-Titel erfolgreich. Dahinter sortierten sich Frankreich (37,94 Sekunden) und Polen mit neuem Landesrekord (38,15 sec.) ein.

„Keine Ahnung, was los war. Können wir nicht sagen. Müssen wir gleich mit dem Trainer besprechen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Es tut uns sehr leid, dass Owen und Lucas nicht laufen konnten und das Ganze nur von hinten betrachten konnten. Von daher ist die Stimmung gerade nicht allzu gut“, erklärte ein sichtlich enttäuschter Kevin Kranz.

Mit dem Erreichen des Ziels hatten die deutschen Langsprinter über 4x400 Meter kein Problem. Nach guten 3:01,80 Minuten im Vorauf gelang im Gegensatz zu fast allen anderen Teams im Finale dann leider keine Steigerung mehr. Am Ende waren Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), der „Frankfurter“ Patrick Schneider (TV Wattenscheid), Marc Koch (LG Nord Berlin) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) mit 3:02,51 Minuten klar langsamer unterwegs und mussten mit dem siebten Platz zufrieden sein.

„An Position zwei versucht man noch, sich die Position zu erkämpfen. Da ging es richtig ab. Ich habe nicht richtig Zugriff bekommen, eine gute Position zu ergattern. Ich muss natürlich auch mein Rennen machen und kann nicht überpacen, wie ich es vielleicht in Eugene gemacht habe. Sonst geht gar nichts mehr und wir verlieren komplett den Anschluss zum Rennen. Deswegen würde ich sagen, habe ich es im Rahmen meiner Möglichkeiten okay gemacht, aber nicht überragend“, bilanziert Schneider, der regelmäßig am Olympiastützpunkt in Frankfurt trainiert, ein wenig selbstkritisch. 

Das die europäische Spitze aktuell weit enteilt ist, zeigt ein Blick auf die Medaillenränge. Gleich drei Nationen knackten die „Drei-Minuten-Schallmauer“. Großbritannien setzte sich in 2:59,35 Minuten gegen Belgien (2:59,49 min.) und Frankreich (2:59,64 min.) durch. Selbst die Bestätigung der Vorlaufzeit hätte für die DLV-Truppe lediglich zu Rang sechs gereicht.

erstellt von Jens Priedemuth