Joshua Abuaku souverän im Finale der 400m Hürden

  20.08.2022    HLV Leistungssport
Platz sechs für Carolin Schäfer bei der Heim-EM

Viel zu tun hatten die hessischen Leichtathleten am vierten Tag der Europameisterschaften von München.
Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) nahm die zweite „Halbzeit“ des Siebenkampfes in Angriff, Teamkollege Joshua Abuaku stieg beim Halbfinale über 400 Meter Hürden ins Geschehen ein und auf Jana Marie Lowka bzw. Marc Reuther (beide ebenfalls Eintracht) warteten die ersten Runden im Speerwerfen und 800 Meter.

Beim Weitsprung bot Caro Schäfer im ersten Durchgang 5,82 Meter an. Hatte also ein Weite stehen, auf der aufgebaut werden konnte. Das klappte jedoch leider nicht. Der zweite Sprung war ungültig, und auch im dritten Durchgang klappte es nicht. Der Wind schob hier von hinten recht stark an, so dass die Eintrachtlerin am Brett nicht hinkam und übertrat. Somit gingen also die 5,82 Meter in die Wertung ein. Deutlich zu wenig, um in einem internationalen Wettkampf in der (erweiterten) Spitze ein Wörtchen mitzureden. Die fehlenden Punkte schlugen sich dann auch gleich in der Rangliste nieder - 4502 Zähler bedeuteten in der Zwischenwertung den zehnten Platz. Das absolute Top-Resultat in der fünften Disziplin des Siebenkampfes zeigte Annik Kälin. Mit ihren 6,73 Metern hätte es die Schweizerin auch problemlos ins Finale der reinen Sprung-Spezialistinnen gepackt.
Bevor das Speerwerfen richtig begann, strich eine klare Medaillen-Anwärterin vorzeitig die Segel. Anouk Vetter (NED), die Olympia-Zweite und Vize-Weltmeisterin von Eugene, warf sich noch mit ein, trat dann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zum Wettkampf an. Schäfer zeigte in der vorletzten Disziplin mit guten 50,18 Metern das zweitbeste Resultat des Tages und schob sich damit auf den siebten Platz (5366 Pkt.) vor. Lediglich die Ungarin Xenia Krizsan warf den Speer zwanzig Zentimeter weiter als die Frankfurterin.
„Schlechter Anfang, gut rumgerissen. Speer war jetzt noch mal ganz schön, ich habe Saisonbestleistung geworfen. Im Weitsprung kann ich nicht wirklich mehr erwarten, das war die ganze Saison schon so die Weite. Muss ich schwer schlucken. Die 800 Meter möchte ich auf jeden Fall in Richtung Bestleistung laufen, das ist natürlich schon das Ziel. Aber ich freue mich jetzt einfach darauf, unter der Kulisse heue Abend die 800 Meter zu laufen, und dann schauen wir mal, was noch geht“, so Schäfer.
Bevor dann die abschließenden 800 Metern gestartet wurden, musste sich Sophie Weißenberg (TSV Bayer Leverkusen) abmelden. Die Nationalmannschaft-Kollegin von Caro Schäfer lag bis dahin auf dem fünften Platz der Gesamtwertung. Die Athletin aus der Farbenstadt plagten Erkältung- und Erschöpfungssymptome. Mit der angepeilten neuen PB auf den beiden Stadionrunde klappte es Caro Schäfer nicht. Am Ende brachten die 2:17,55 Minuten für die Eintrachtlerin in der Endabrechnung den sechsten Platz mit 6233 Zählern (SB) und damit 63 Pünktchen mehr als in Ratingen. An der Spitze des Feldes gelang Nafissatou Thiam (BEL) mit 6628 Punkten eine erfolgreiche Titelverteidigung. Dahinter trumpfte die Polin Adrianna Sulek mit 6532 Punkten auf. EM-Bronze ging mit dem neuen Landesrekord von 6515 Punkten an die Schweizerin Annik Kälin.
„Insgesamt war es echt gut. Ich wollte Top-Sechs werden und jetzt bin ich Sechste geworden. Es gab, wie bekannt im Siebenkampf, Höhen und Tiefen. Sicherlich waren die Hürden und gerade die 200 Meter und auch das Speerwerfen echt gut. Bei den Sprüngen hatte ich mir trotz meiner Achillessehnen-Probleme diese Saison mehr erhofft, aber zaubern kann ich auch nicht. Deswegen war ich mir dessen bewusst, dass es nicht so einfach wird. Hinten raus war es echt schwer über die 800 Meter. Es war ein langer Tag. Ich hätte mir ein bisschen mehr erhofft. Das muss man ganz klar so sagen, aber jetzt haben mir hinten raus doch noch ein paar Körner gefehlt. Die Ehrenrunde ist natürlich immer ein Highlight für die Mehrkampffamilie. Dass wir eine Ehrenrunde zusammen drehen vor heimischem Publikum, war jetzt ein absolutes Highlight und ich bin glücklich, jetzt hier mit Platz sechs den Wettkampf beendet zu haben“, fasst die Polizeikommissarin die beiden Wettkampftage zusammen.

Alles richtig gemacht! Joshua Abuaku wurde nach seinem souveränen Auftritt im Halbfinale über 400 Meter Hürden vom Publikum im Münchener Olympia-Stadion bejubelt. Der Langhürdler im Eintracht-Trikot ist richtig gut drauf. Gleich im ersten von drei Läufen zeigte der Fünfte der EM-Meldeliste, dass er ein klarer Anwärter aufs Finale über die 400 Meter Hürden ist. Mit ganz starken 49,05 Sekunden, es war die zweitbeste Leistung seiner Karriere, holte sich der Adlerträger als Zweiter das große „Q“ für die direkte Endlauf-Qualifikation. Lediglich Wilfried Happio (FRA), einer der Anwärter auf „Gold“, war mit 48,89 Sekunden in Abuaku Lauf schneller unterwegs.
„Ich habe mich von Anfang an gut gefühlt. Ich bin gut ins Rennen reingekommen, konnte mich gut an den Läufern vor mir orientieren. Ab 200 Metern habe ich gemerkt; Ich bin gut dabei. Bei 300 Metern ist mir aufgefallen, dass auch von hinten nicht mehr so viele kommen. Dann konnte ich es hinten raus auch etwas entspannter angehen lasse. Für morgen geht noch ein bisschen was! Ich möchte im Finale auf jeden Fall unter 49 Sekunden laufen. Mein Ziel war, ins Finale zu kommen - das habe ich geschafft, jetzt ist alles möglich“, gibt der Eintrachtler die Marschroute für den Endlauf vor.

Wieder nichts - das Pech klebt Mittelstreckler Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) anscheinend an den Sohlen. Wie bereits letzten Monat bei der WM in Eugene (USA), kam jetzt auch bei der EM in München das Aus über die 800 Meter gleich in der ersten Runde. Die Vorgabe fürs Weiterkommen in den vier Vorläufen lautete: Eine Top-Drei Platzierung im jeweiligen Lauf bzw. zu den vier schnellsten Athleten der Endabrechnung zu gehören. Das Anfangstempo auf der ersten Runde in Reuthers Lauf war mit 54,31 Sekunden auch nicht übermäßig schnell. Bestens zum Mitrollen, was der Marc im Mittelfeld auch tat. Auf der letzten Gegengeraden arbeitete sich Reuther dann auch weiter nach vorne und bog mit der Spitzengruppe auf die Zielgerade ein. Als es dann ans Eingemachte ging war bei dem 26-Jährigen dann aber der Tank leer. Mit 1:48,33 Minuten (28. unter 31 Teilnehmern) musste der gebürtige Wiesbadener alle Chancen aufs Halbfinale ganz schnell begraben. Das letzte Ticket über die Zeitregel schnappte sich mit 1:47,29 Minuten Abedin Mujezinovic (Bosnien &Herzegovina).
„Taktisch habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich bin so gerannt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich muss mir einfach eingestehen, dass die letzten  fünf Prozent fehlen, Diese fünf Prozent sind die letzten 500 Meter und entscheiden, ob du Dritter oder Sechster wirst. Aber es hat Spaß gemacht. Ich hätte leibend gerne noch einen zweiten Lauf gemacht. Aber es soll nicht sein. Dementsprechend bin ich zufrieden, weil ich nichts falsch gemacht habe, aber trotzdem ist das Resultat nicht ganz zufriedenstellend. Hätte ich die Form gehabt, wäre es das perfekte Rennen gewesen. Mit der Taktik wäre ich unter die ersten Drei gekommen“, gibt sic Reuther selbstbewusst.

Eine eventuelle Teilnahme am Finale im Speerwerfen war für Jana Marie Lowka (ebenfalls Eintracht) nicht in der Planung. „Ich bin einfach nur happy, dass ich es nach München geschafft habe und nun das Nationaltrikot tragen darf“, verriet eine strahlende Jan-Marie vor ihrer Premiere in den deutschen Farben. Die Nominierung von Lowka geschah über das „European Ranking“, bei dem die Eintracht-Technikerin diverse Punkte sammeln konnte und so noch au den EM-Zug aufspringen konnte. Jana Marie, die ihren Lebensmittelpunkt studienbedingt nach Offenburg verlagert hat, zeigte drei gültige Würfe im 52er Bereich. Der Este Versuch wurde bei 52,98 Metern gemessen. Der damit verbundene zehnte Platz in der A-Gruppe reichte natürlich nicht aus.
„Ich habe nicht das auf den Tartan gebracht, was ich eigentlich kann. Aber ich freue mich einfach auf die nächsten Jahre, wenn die Technik mal stabiler ist und ich nicht das erste Jahr bei einem neuen Trainer bin. Dann wird das hoffentlich besser. Von den Bedingungen her war es eigentlich super und es lief auch. Aber irgendwie habe ich es nicht zusammengebracht. Hier bei der Heim-EM dabei zu sein, das hat mir unheimlich viel bedeutet und ich freue mich riesig“, verriet der Schützling von Trainer Boris Obergföll.

erstellt von Jens Priedemuth