Das Auestadion in Kassel im Wandel der Zeit

  17.08.2022    HLV 75 Jahre HLV

Das alte Auestadion in Kassel war bis zu seinem Aus- und Umbau ein Symbol aus früheren Zeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Aufmarschgelände unter anderem mit Trümmerschutt gebaut, war es bei seiner Einweihung am 23. August 1953 durch die Fußballer des KSV Hessen Kassel ein für die damaligen Zeiten modernes Stadion. Die Konstruktion des Tribünendachs war lange Zeit wegweisend, weil von jedem Sitzplatz aus das Stadion zu übersehen war. Über das damalige Fassungsvermögen gibt es unterschiedliche Angaben. Im Dezember 1953 sollen beim Fußball-Oberligaspiel des KSV Hessen gegen den 1. FC Nürnberg 35 000 Zuschauer im Stadion gewesen sein. Zuvor gegen Eintracht Frankfurt 25 000.

Bis 1972 war das Auestadion mit einer traditionellen schwarzen Aschenbahn ausgestattet. Ein Jahr später wurde erstmalig eine Kunststoff-Laufbahn mit Kosten von 647 000 DM eingebaut. Das verwendete Material und die Bauausführung waren aber mangelhaft, und bereits 1977 zeigen sich gravierende Mängel. Bis 1986 gab es so keine größeren Veranstaltungen und das Vereinstraining wurde stark beeinträchtigt. Erst im Juli 1985 konnte mit enormen Zuschüssen von Bund und Land die grundlegende Sanierung der Leichtathletik-Anlagen begonnen werden (Kosten 1,7 Millionen DM).

Seit 2003 befand sich dann das Stadion in einer groß angelegten Modernisierungs- und Umbauphase. Eine Osttribüne wurde errichtet, die Tartanbahn von sechs auf acht Spuren erweitert, die Stehränge im Norden und Süden saniert sowie eine Flutlichtanlage installiert. Die geplante Sanierung der Haupttribüne fiel aus, da deren Substanz marode war. Als Folge des Tribünen-Abrisses musste das Askina-Meeting 2009 und 2010 in Baunatal stattfinden. Außerdem war die Stadt Kassel gezwungen, die Ausrichtung der deutschen Leichtathletik-Meisterschaften 2010 wieder zurückzugeben. Erst als im Oktober 2010 die neue Haupttribüne eingeweiht wurde, stand nationalen Titelkämpfen nichts mehr im Wege. Heute ist das Auestadion das sportliche Schmuckkästchen Nordhessens schlechthin. Nach Investitionen in Höhe von insgesamt 23 Millionen für die Sanierung und den Ausbau war die traditionsreiche Sportstätte in der Kasseler Südstadt bereit für den großen Sport.

Die Leichtathleten hatten trotz des 1953 eingeweihten Auestadions vorerst weiter in der legendären Hessenkampfbahn ihre Heimat, erst am 17. Juni 1956 weihten sie die Leichtathletik-Anlagen mit einem internationalen Sportfest ein. Seitdem war das Stadion Schauplatz vieler Großereignisse, Höhepunkt zweifellos das erste Europacup-Finale der Frauen am 19. September 1965 vor ausverkauftem Haus mit 22 000 Zuschauern.

 

Den ersten Auftritt der Leichtathleten im Auestadion wollten 1956 gut 12 000 Zuschauer sehen. Und die bekamen auf der neuen roten Aschenbahn und dem Rasen des Stadions gute Leistungen zu sehen. Es gab vier neue Jahresbestleistungen: Der Gummersbacher Manfred Molzberger sprang 7,43 Meter weit, Heiner Will (Rendsburg) warf den Speer über 76,23 Meter, der Koblenzer Horst Drumm gewann den Stabhochsprung mit 4,10 Metern und Guido Blankenhagen (Hüls) siegte über 3000 Meter Hindernis in 9:07,4 Minuten. Eine ausgezeichnete Zeit lief dazu die Sprintstaffel von Eintracht Frankfurt in der Besetzung Ebenritter, Weigel, Schwarzkopf und Egert mit 47,6 Sekunden.

Im Juni 1958 lief die 4 x 800 m-Staffel des TSV Bayer Leverkusen beim Sportfest des KSV Hessen in 7:28,8 Minuten deutschen Rekord. Von Armin Hary, der die 100 m in 10,9 Sekunden gewann, hätte bestimmt niemand gedacht, dass er nur zwei Jahre später Weltrekordler und Olympiasieger werden würde.

Im Mai 1976 war dann das nationale Sportfest des KSV Hessen vorerst die letzte größere Veranstaltung dieser Art im Auestadion. Erst als der PSV Grün-Weiß Kassel 1987 mit seinen Meetings anfing, kam wieder Bewegung in die Szene. Aus diesen Meetings wurde dann 1998 das Askina-Sportfest.

Nach dem kompletten Um- und Neubau trat das Auestadion dann in Sachen Leichtathletik in gewisser Weise die Nachfolge für das umgewidmete Frankfurter Waldstadion an. Da waren von 1946 bis 1997 fünfmal deutsche Meisterschaften, da wollten 1991 beim Europacup-Finale der Männer und Frauen mehr als 40 000 Zuschauer die Leichtathleten sehen. Doch ab Sommer 2002 wurde aus dem alten Stadion eine Arena ohne Leichtathletikanlagen.

So kam es, dass Kassel mit seinem Auestadion 2011 den ersten Zuschlag für die Ausrichtung deutscher Meisterschaften in Hessen bekam, 2016 folgten die nächsten. Und 2023 werden erneut die besten deutschen Leichtathleten in Kassel um die nationalen Titel kämpfen.

erstellt von Peter Fritschler

Jubiläums-Partner