Wolfgang Heinig - Landestrainer Lauf (bis 2014)

  07.06.2010    Trainerportrait

Wer sind eigentlich die Köpfe im Hintergrund, die dafür sorgen, dass die hessischen Athletinnen und Athleten im Wettkampf tolle Leistungen abrufen? Vielen dürften die Namen und Gesichter kein Begriff sein. Deshalb werden in den nächsten Wochen und Monaten weitere Kadertrainer des HLV in einer Portrait-Reihe auf der Homepage vorgestellt. Heute: Wolfgang Heinig, Landestrainer Lauf.

Wolfgang Heinig über… …Beruf und Hobby: Ich hatte das große Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu können. Nach einem vierjährigen Studium habe ich meinen Abschluss als Diplom-Sportlehrer gemacht und anschließend, ab 1975, immer als Trainer gearbeitet. Mit Kindern, Jugendlichen und Spitzenathleten. Konkret waren dies Trainingszentren für Kinder und Jugendliche sowie das Hochleistungszentrum der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig. Nach der Wende folgte der Job als Bundestrainer für Langstrecken- und Marathon (1990 bis 2004), als HLV-Trainer bin ich seit dem Jahr 2002 im Bereich Lauf-Nachwuchs tätig. (Anm.: ab 2012 auch in Diensten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) <ENDE/> …Wurzeln: Geboren wurde ich im Jahr 1951 in Torgau an der Elbe, in einem Sportverein wurde ich acht Jahre später angemeldet. In der DDR habe ich von 1965 bis 1971 die Kinder- und Jugendsportschule in Leipzig besucht, nach dem Abitur begann ich - siehe oben - ein Sportstudium. Meine Bestleistungen als Sprinter sind 10,8 Sekunden über 100 Meter und 22,0 Sekunden über 200 Meter. …Langlauftechnik: Natürlich gibt es umfangreiche Darstellungen in Lehrbüchern, an denen man sich orientieren kann und auch sollte. Aber mit zunehmendem Alter und jedem gelaufenem Kilometer kommt es zu ganz individuellen Ökonomisierungsprozessen. Daraus resultieren dann Leistungsvoraussetzungen und Leistungsgrenzen. …Motivation: Inhalt und Stärke der Motivation ist die Grundvoraussetzung allen menschlichen Handelns. Im Sport sind Physis, das heißt die Körperlichkeit, und Psyche (Motivation) als gleichrangig zu erachten. Trainer hingegen müssen ihre Priorität deutlich zur Psyche und Motivationsfähigkeit hin verschieben. Je leistungsstärker die Athleten und Athletinnen sind, umso mehr. …Kraft: Der mitteleuropäische Läufer benötigt Krafttraining, um hohe laufspezifische Belastungen verkraften zu können. Man muss aber sehen, dass laufspezifische Kraftentwicklung nicht gleichbedeutend ist mit Kraftraum und Hanteltraining. Auch Weltklasseläufer lassen die Finger von Hanteln, schließlich geht es im Langlauf nicht um die Entwicklung von Maximalkraft, sondern um laufspezifische Kraft gegen die Ermüdung. Und das entsprechende Training. Etwa mit einem sogenannten Kraftkreis mit bis zu 35 Übungen, die alle nur mit dem eigenen Körpergewicht ausgeführt werden. Pro Übung für jeweils drei bis fünf Körperpartien können mit Hochleistungsbereich bis zu 100 Wiederholungen durchgeführt werden. …warum die afrikanischen den deutschen Langläufern enteilt sind: Ich war kürzlich wieder in Kenia, dort habe ich beobachtet, wie junge Männer von Iten nach Eldoret im Laufschritt zur Arbeit laufen. Das sind 20 Kilometer. Ähnliches ist natürlich unvorstellbar in Deutschland. Zudem fehlt der Aspekt des sozialen Aufstiegs. Der Armut entkommen muss hier niemand durch das Laufen. In meinen Augen ist es auch verkehrt, dass die derzeit gängige Lehrmeinung, junge Läufer sollen erst einmal auf der Bahn schnell werden, unter anderem dazu geführt hat, die DLV-Straßenlaufmeisterschaften im Nachwuchsbereich abzuschaffen. Es ist der falsche Weg zu glauben, dass man nur von der Bahn zum Marathon kommen kann. Wir brauchen national wieder Schüler- und Jugendmeisterschaften auf der Straße - wie in Hessen. …Ziele: Ganz grundsätzlich möchte ich Nachwuchsathleten über die nationale Spitze zu internationalen Starts und zu Höchstleistungen führen. Den Laufbereich im Hessischen Leichtathletik-Verband möchte ich zu einem Leistungsträger entwickeln und stabilisieren. Ich habe sicher eine Zeitlang gebraucht, um mich wieder an die Arbeit mit Jugendlichen heranzutasten, im Grunde geht es aber immer um folgendes: Man muss konsequent auf ein Ziel hinarbeiten und auch mal ein paar harte Worte des Trainers wegstecken können. Und manchmal fehlt auch einfach die Bereitschaft zu harter Arbeit. Aber ohne die gibt es keinen Erfolg.
(Aufgezeichnet von Uwe Martin)

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