U20 Europa-Meisterschaften - 3. Tag
Durchmarsch, gute Platzierung, Zitterpartie, Sturzpech und eine solide erste „Halbzeit“. So könnte man den dritten EM-Tag in Jerusalem aus hessischer Sicht betiteln. Fangen wir mit dem Positiven an. Frühes Aufstehen war bei den Diskuswerferinnen angesagt. Während die A-Gruppe bereits um 8.00 Uhr im Stadion aktiv war, hatten Starterinnen der B-Gruppe einen Tick mehr Zeit. Für sie ging es nämlich „erst“ um 09.10 Uhr los. Hier gingen auch die beiden Hessinnen Curly Brown (Eintracht Frankfurt) und Milina Wepiwe (TSG Wehrheim) in den Ring. Beide kennen das Stadium ja bereits aus dem Vorjahr von den U18 Europameisterschaften. Brown holte sich damals den Titel, Wepiwe dagegen schied im Vorkampf aus.
Diesmal verlief die Qualifikation jedoch ganz anders. Um direkt ins Finale zu kommen, wurden stramme 53,00 Meter gefordert. Diese Weite gelang in der A-Gruppe keiner Athletin. Als „Siegerin“ war hier Lea Bork (LV 90 Erzgebirge) mit 52,34 Metern so gut wie durch.
Milina Wepiwe zeigte gleich mit ihrem ersten Wurf auf 52,24 Metern, dass sie ebenfalls ein Pfund drauf hat. Weiten jenseits der 50 Meter hatte auch Curly Brown schon reihenweise abgeliefert. Doch die U18-Europameisterin machte es extrem spannend. Nach zwei ungültigen Würfen brauchte sie und auch der Nationaltrainer starke Nerven. Der dritte und letzte Wurf musste gültig sein und auch möglichst weit fliegen. Gültig war er dann auch, doch die Weite von nur 47,26 Meter musste eher in der Rubrik „bescheiden“ verbucht werden. Es musste als gezittert werden, ob dieser Wert für die Top-12 und somit für ein Platz im Finale reicht. Doch das Glück war auf der Seite der Eintracht-Athletin, die sich als Letzte für den Endkampf qualifizierte. Dass es auch anders ausgehen kann, zeigt der Fall Emma Sralla. Die Schwedin war mit einer Bestleistung von 59,71 Meter angereist und somit die Top-Favoritin auf „Gold“. Das Finale findet aber ohne sie statt, da die Skandinavierin kein gültigen Versuch in die Wertung bringen konnte und ausschied.
In den drei Zwischenläufen über 400 Meter Hürden musste schon mächtig Gas gegeben werden, um die Finalchance zu wahren. Das taten die Jungs dann auch und legten diverse Zeiten unter 51 Sekunden vor. Im dritten und letzten Rennen ging dann Lasse Schmitt (Königsteiner LV) in den Startblock. Der deutsche Jugendmeister von Rostock war mit seiner Bestzeit von 50,23 Sekunden ein klarer Endlaufkandidat, eventuell auch Anwärter auf eine Medaille. Bis zur Zielkurve lief es auch absolut nach Plan, ehe ein Sturz alle weiteren Träume platzen ließ. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut, Ich weiß nicht, worüber ich im ersten Moment trauriger war: Darüber, dass ich nach einem guten Start durch den Sturz nicht ins Finale einziehen konnte, oder über die Verletzung und die Schmerzen selbst“, so der KLVler, nachdem er noch vor Ort von Ärzten und Physios behandelt wurde.
Schon in der Vorbereitung auf den Lauf verspürte Schmitt ein Zwicken im Beuger. „Das ging dann aber weg, ich habe mich gut gefühlt“. Anscheinend hatte der Muskel aber doch etwas abbekommen. Beim Wechsel des Schwungbeins an der siebten Hürden krampfte der Berger erneut und macht „zu“. Es kam zum Sturz. „Halb so wild, ich bin glimpflich davongekommen“, gab Lasse Schmitt Entwarnung.
Einmal mehr mussten die Athletinnen auf den Mittel- bzw. Langstrecken in der Gluthitze von Jerusalem wahre Schwerstarbeit verrichten. So auch bei den 3000 Metern, wo das Thermometer an der 30° C Marke kratzte. Aber die Bedingungen waren ja für alle Starterinnen identisch. Sofia Benfares (Rehlingen) kämpfte tapfer und wurde für ihren Einsatz nach 9:25,42 Minuten mit EM-Bronze belohnt. Bereits auf dem fünften Platz folgte nach einer starken Schlussphase mit 9:33,11 Minuten die nächste deutsche Läuferin. Vanessa Mikitenko (SSC Hanau Rodenbach) kennt das „Givat-Ram-Stadion“ bereits aus dem Vorjahr, als sie hier bei der U18-EM im Einsatz war.
„Letztes Jahr bin ich vorne mitgerannt und am Ende hingefallen. Daran habe ich gar keine Erinnerungen mehr. Deshalb war der Plan heute, defensiver anzugehen. Vielleicht hätte ich doch ein bisschen früher mitgehen sollen, dann wäre vielleicht noch mehr drin gewesen“, berichtet Mikitenko.