Natalie Tanner - die Unbekannte mit zwei Staatsbürgerschaften

  23.05.2018    Leistungssport Wettkampfsport

Hand aufs Herz: Wer in der Leichtathletik-Szene kennt Natalie Tanner? Auch jetzt noch. Oder vor jenem Rennen am 30. März in Stanford (USA), wo sie über 10.000 Meter eine Zeit von 32:36,15 Minuten auf die Bahn legte, ihre persönliche Bestzeit um 65 Sekunden verbesserte und sich auf Platz fünf der ewigen hessischen Bestenliste schob? Und auch jetzt, nach ihrem <link https: www.hlv.de home hlv details news detail tanner-wieder-mit-em-norm-oed-sensationell-regenfuss-sprintet-hessenrekord _blank external-link-new-window internal link in current>Debüt im DLV-Trikot beim Europacup in London, findet sich in den einschlägigen Medien - nichts. Dabei ist die 23-Jährige die derzeit beste deutsche 10.000-Meter-Läuferin, hat zweimal die EM-Norm (32:55 Minuten) erfüllt und ist mithin eine belastbare Kandidatin für die EM in Berlin. Um ihre Chance wahrzunehmen, müsste sie bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg (21./22. Juli) an den Start gehen. Was derzeit aber ungewiss ist. „Ich arbeite Vollzeit an der Stanford University in Kalifornien. Ob ich antreten kann, weiß ich noch nicht“, sagt sie.

Natalie Tanner ist in den Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Eltern waren 1994 berufsbedingt von Frankfurt am Main nach New York gezogen. Ihre Mutter, schreibt sie, sei in jungen Jahren auch im Eintracht-Trikot gestartet. Die restliche Familie wohnt weiterhin in Deutschland. „Wir besuchen sie mindestens einmal im Jahr. Diesen Sommer verbringe ich wahrscheinlich ein paar Wochen mit meinem Onkel und Cousinen in Frankfurt. Sie sind alle total stolz und glücklich, dass ich Deutschland repräsentiere.“

Mit dem Laufsport begonnen hat Natalie Tanner in der Schule im Alter von zehn Jahren, als sie noch ambitioniert als Schwimmerin ihre Bahnen zog. „Ich habe die Laufwettkämpfe für die Schule irgendwie einfach gewonnen, obwohl ich nicht viel trainiert habe.“ Mit 16 änderte sie die Prioritäten, nun stand das Laufen im Vordergrund. „Jetzt schwimme ich nur noch als Alternativtraining.“

Im Leistungssport steht die junge Frau mit den zwei Staatsbürgerschaften womöglich erst am Anfang, im Job hat es Natalie Tanner bereits weit gebracht. Nach dem Studium „Neuroscience and Behavior“ sowie Medizin arbeitet sie mittlerweile in einem neurowissenschaftlichen Labor, erforscht Alzheimer und andere Demenzerkrankungen. Gestartet ist sie in den zurückliegenden vier Jahren für die Columbia University, seit Januar trägt sie das Trikot der LG Eintracht Frankfurt.

erstellt von Uwe Martin

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