Mehrkampf-DM in Wesel: Jannis Wolff lässt nach einem hervorragendem ersten Tag die 8000 Punkte beim Diskuswerfer legen, rettet am Ende aber DM-Bronze. Auch Jenna Fee Feyerabend, Martin Kratz und Tim Schneider holen dritte Plätze

  24.08.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Bei Halbzeit der deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Wesel sah es für Jannis Wolff noch danach aus, dass der erste 8000er Zehnkampf in greifbare Nähe rückte. Der Eintrachtler legte über 100 Meter gleich prächtig los und zeigte mit der neuen Bestzeit von 10,65 Sekunden der Konkurrenz die Hacken. Auch beim Weitsprung passte es optimal. Nach starken 6,96 Metern im zweiten Durchgang gelang dem ehemaligen Aachener dann im letzten Durchgang ein echter Kracher. Mit 7,26 Metern blieb Jannis erstmals über der Sieben-Meter-Marke. Und das ziemlich deutlich. Beim Kugelstoßen, nicht gerade die Paradedisziplin von Wolff, gab es Grund zum Jubeln. Mit 13,65 Metern gelang die dritte Bestleistung in Folge und eine Festigung der Führungsposition. Wenn es einmal läuft, dann aber richtig. Die nächste „PB“ ließ nicht lange auf sich warten. Bei den Höhenjagd flog der Adlerträger erstmals über die zwei Meter. Bemerkenswert war hier, dass alle Höhen seit dem Einstieg bei 1,85 Metern immer im ersten Versuch genommen wurden. Gut auch die 49,54 Sekunden über 400 Meter. In der Addition der ersten fünf Disziplinen standen für den deutschen U23-Meister des Vorjahres bei den Männern in Summe nun 4162 Punkte und die Führung in der Männerklasse auf der Habenseite. Im Vergleich zum bisher besten Zehnkampf (diesen Sommer in Ratingen) ergab sich ein rechnerisches Plus von 120 Zählern.

Der Einstieg in den zweiten Tag verlief für Wolff alles andere als optimal. Über die 110 Meter Hürden hatte er gleich mehrere „Hakler“ und blieb mit lediglich 15,31 Sekunden klar über seiner Bestmarke. Ein erster Dämpfer. Richtig dramatisch wurde es dann beim Diskuswerfen. Der erste Versuch wurde bei schwachen 28,68 Metern gemessen. Der Druck wurde dann richtig groß, nachdem der zweite Versuch ungültig war. Der entscheidende Wurf  sah auch richtig weit aus, doch Wolff konnte ihn nicht halten und trat nach vorne aus dem Ring. Spätestens jetzt war klar, dass sich der Adlerträger von den 8000 Punkten verabschieden musste und zwischenzeitlich sogar aus den Medaillenrängen gerutscht war. Absolut bemerkenswert war, dass Jannis sich nach dem Absturz mental sammeln konnte und den Zehnkampf willensstark weiter durchzog. Beim Stabhochsprung flog der 23-Jährige sicher über 4,50 Meter, sparte seine Kräfte dann aber für die verbleibenden Disziplinen auf. Mit starken 60,47 Metern bei Speerwerfen brachte sich der Eintrachtler wieder ins Spiel und nahm die abschließenden 1500 Meter als Dritter der Zwischenwertung in Angriff. Die nun greifbare Bronzemedaille wollte sich der Schützling von Jürgen Sammelt nicht nehmen lassen, behielt auf den knapp vier Runden die entsprechenden Konkurrenten immer im Blick und scherte sich nach 4:40,49 Minuten letztendlich absolut verdient mit 7595 Punkten DM-Bronze. „Ich habe heute zum ersten mal in meiner Karriere eine Niederlage hinnehmen müssen. Ich bin überzeugt, dass ich daraus aber viel lernen werde und nächstes Jahr dann nochmals stärker zurückkommen werde. Über den dritten Platz freue ich mich letztendlich aber schon“, verriet Wolff auf der Homepage seines Vereins.

Als Zweite der Meldeliste in der U23 reiste Lilian Tösmann (ebenfalls Eintracht) nach Wesel an. Ihre starken 5430 Punkte datierten jedoch aus dem Jahr 2020. Nach der DM von Vaterstetten gelang dem Neuzugang beim Frankfurter Traditions-Verein keine Steigerung mehr. Lilian stieg bei starkem Gegenwind mit soliden 14,80 Sekunden über die 100 Meter Hürden in ihren Siebenkampf ein. Auch die überquerten 1,71 Meter beim Hochsprung konnten sich sehen lassen. Weiter ging es mit dem Kugelstoßen, wobei die hier markierten 12,09 Meter einen ersten Dämpfer bedeuteten, fehlte doch hier ein knapper halber Meter zur bisherigen Bestmarke. Versöhnlich dann die Leistung über 200 Meter, bedeuteten die hier erzielten 26,26 Sekunden doch eine neue Bestzeit. Nach vier Disziplinen konnten 3177 Punkte und ein vierter Platz notiert werden. Eine Medaille war somit noch immer in Reichweite. Tösmann, eigentlich eine gute Weitspringern, kam nicht gut in den zweiten Tag rein. Mit 5,81 Metern blieben wichtige Zähler auf der Strecke. Mit dem Speer wurden dann gute 38,46 Meter gemessen werden, obwohl sic beim Aufwärmen Schmerzen im rechten Fuß eingestellt hatten. Nach der sechsten Disziplin war dann aber Schluss. Die Probleme mit dem Fuß machten der Eintrachtlerin für den Start über 800 Meter jedoch einen Strich durch die Rechnung. Um in den Bereich der Marke von Vaterstetten zu kommen, hätte Lilian ungefähr 2:20 Minuten laufen müssen. Unter den gegebenen Umständen jedoch ein Ding der Unmöglichkeit.

Richtig gut lief es dagegen für Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau), die ihren „Hausrekord“ um 58 Zähler steigern konnte, nun bei 5531 Punkten angekommen ist und sich damit DM-Bronze sicherte. Die U20-Athletin legte gleich bestens los und zeigte mit 14,35 Sekunden über die 100 Meter Hürden eine neue Bestzeit. Stark auch die 1,74 Meter beim Hochsprung, die den Disziplinsieg und in der Zwischenwertung die Führung bedeuteten. Obwohl gute 12,09 Meter mit der Kugel technisch nicht ganz sauber waren, bewegte sich Jenna hier absolut im Soll. Die 200 Meter der führenden Mädels waren dann ein wenig vom Wind (-0,4 m/sec.) beeinträchtigt. Feyerabend zog sich mit 26,05 Sekunden aber achtbar aus der Affäre und übernachtete nach dem ersten Tag mit einem Punkt über ihrer „PB“ auf dem dritten Platz. Beim Weitsprung absolvierte Feyerabend alle drei Versuche „ohne Brett“ und verschenkte damit einige Punkte. Der beste Versuch wurde trotz Gegenwindes bei wirklich guten 5,57 Metern gemessen. Etwas Unruhe gab es beim Speerwerfen. In der E-Liste tauchten 42,53 Meter auf, obwohl mehrere Trainer 43,53 Meter bei Jennas besten Versuch gehört hatten. Ein nachträglicher Protest wurde vom Schiedsgericht abgelehnt. Der „Extra-Meter“ hätte am Gesamtklassement jedoch nichts geändert. Die 800 Meter wurden von der Spitzengruppe dann recht flott angelaufen. Jenna sorgte auf der Gegengeraden der zweiten Runde mit für das Tempo. Der Einsatz lohnte sich, obwohl auf den letzten 100 Metern die Beine doch recht schwer wurden. Die 2:21,52 Minuten bedeuteten schließlich eine neue Bestzeit. Im nationalen Ranking ist Feyerabend die Nummer vier, woran sich ziemlich sicher auch nichts mehr ändern wird. Führende ist hier die DM-Siegerin Marie Dehning (LG Celle Land/5778 Pkt.). Dahinter liegt Serina Riedel (TSV Zeulenroda/5730 Pkt.), die jedoch auf einen DM-Start verzichtete. Dritte ist Lara Siemer (Rukeli Trollmann/5673 Pkt.). Mit Lilly Müller (LAV Kassel) war in Wesel noch eine weitere U20-Athletin im Einsatz. Die Nordhessin sammelte 4779 Zähler (14.), blieb damit aber knapp 100 Punkte hinter ihrer Jahresbestmarke zurück.

Einen richtig großen Leistungssprung nach vorne vollzog Tim Schneider (LG Wettenberg), der mit 6361 Punkten anreiste und bei der Rückkehr nach Hessen die Bronzemedaille und die neue Bestleistung von 6783 Zählern im Gepäck hatte. Der U20er brachte am ersten Tag folgende Einzelleistungen in die Wertung: 11,55 Sekunden (100 m), 6,38 Meter (Weitsprung), 14,42 Meter (Kugelstoßen), 1,89 Meter (Hochsprung) und 52,50 Sekunden (400 m). Weiter ging es am nächsten Tag mit: 15,16 Sekunden (110 m Hürden), 41,07 Meter (Diskus), 4,00 Meter (Stab), 50,56 Meter (Speer) und 5:14,54 Minuten (1500 m). „Tim hat hier wirklich ein rundes Ding abgeliefert. Das freut mich sehr für ihn. Die Werte im Hochsprung und mit dem Stab waren für ihn gut, aber auch Speer und Kugel konnten sich sehen lassen. Luft nach oben beim Einsammeln von Punkten besteht noch über die 400 und 1500 Meter“, so Philipp Schlesinger, Mehrkampfkader-Trainer im HLV.  Björn Langer (ebenfalls LG Wettenberg) fand nicht so richtig in den Wettkampf und war nach dem ersten Tag bereits etwas „hinten dran“. Mit drei ungültigen Versuchen im Speerwerfen war dann eine Platzierung unter den Top-Acht nicht mehr möglich. Genau Achter wurde dann mit der neuen PB von 6161 Zählern Jonas Harner (TV Gelnhausen).

Ein sehr überschaubares Feld von lediglich sechs Athleten ging in der U23 auf die Medaillen-Jagd. Hier konnte Martin Kratz vom TV Gelnhausen gleich doppelt zuschlagen. Ihm gelang mit 7003 Punkten sein erster „7000er“, was zusätzlich noch mit DM-Bronze honoriert wurde. Besonders gut waren die überquerten zwei Meter beim Hochsprung und die 6,73 Meter im Weitsprung. Als übrige Leistungen brachte Kratz noch 11,31 Sekunden (100 m), 12,70 Meter (Kugel), 52,11 Sekunden (400 m), 15,34 Sekunden (110 m Hürden), 34,53 Meter (Diskus), 4,30 Meter (Stabhoch), 52,46 Meter (Speer) sowie 4:53,38 Minuten (1500 m) in die Wertung ein.

Ohne spezielle Vorbereitung zog Mia Haselhorst den Siebenkampf in der U18 durch. Die Kurzhürden-Spezialistin vom Königsteiner LV machte ihre Sache aber bestens und konnte sich als Fünfte mit 5204 Punkten im Feld der reinen Siebenkämpferinnen bestens behaupten.

Zwei hessische Jungs gingen in der U18 auf Punktejagd. Markus Wagenleitner (Königsteiner LV) steigerte seinen Hausrekord von Filderstadt um genau 170 Zähler und ist nun bei 6447 Punkten (11.) angekommen. Feliks Merkel (Wiesbadener LV) beendete seine DM-Premiere mit 5876 Punkten (16.).

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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