HLV engagiert sich aktiv im Projekt Kindeswohl im Sport

  21.02.2022    HLV Bildung Sportentwicklung Jugend Kinderleichtathletik Leistungssport Verbandsnews

Mit dem Modellprojekt „Kindeswohl im Sport – Schutzkonzept für Verbände und Internate“ unterstützt die Sportjugend Hessen die Weiterentwicklung von umfassenden Kindeswohl-Schutzkonzepten zur Verbesserung der Prävention von Kindeswohlgefährdung und insbesondere sexualisierter Gewalt in fünf hessischen Fachverbänden und fünf Internaten. Darunter auch der Hessische Leichtathletik Verband
Das Projekt wird durch das Hessische Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS) gefördert und hat zum Ziel, Athlet/innen bestmöglich vor (sexualisierten) Gewalterfahrungen im Sport zu schützen.

Nach der Studie der Deutschen Sportjugend „Safe Sport“ zu sexualisierter Gewalt im Leistungssport wurde sichtbar, dass ein Drittel der Befragten von dieser Thematik betroffen war. Laut eines Zwischenberichts der deutschlandweit größten Studie zu sexualisierter Gewalt im Breitensport haben mehr als ein Viertel der Befragten negative Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Vereinssport gemacht.

Das Thema wird im Hessischen Leichtathletik Verband proaktiv angegangen. Das Präsidium hat Martin Rumpf zum Kindeswohl Beauftragten benannt und in einem Team um Leonie Köhlert, Gudrun Rouhi und Niklas Richter arbeiten wir intensiv an dem Thema, unterstützt  durch die hessische Sportjugend in Person von Sabine Bertram, sowie Frau Kunz vom Kinderschutzbund Hessen.

In die aktuelle Projektphase mit der Erarbeitung eines eigenen HLV Kodex zum Kindeswohl, der Erarbeitung einer Risiko- und Gefährdungsanalyse, sowie die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen zu Struktur, Ausbildung und Umgang fiel eine TV Reportage. Wir haben hierzu Kontakt mit Ulrike Breitbach aufgenommen, die uns folgende Stellungnahme geschrieben hat:

„Leider sind durch den Bericht einige Missverständnisse entstanden, weil nur ein Teil der Geschichte wiedergegeben wurde. Nach zwei Jahren habe ich mich einem neuen Verein angeschlossen, in dem ich eine wunderschöne, sportliche und sichere Heimat gefunden habe. Und dieser Verein war der TSG Usingen. Unter Hans Fuhrmann und Richard Fratz habe ich zwei Jahre trainieren dürfen, in denen ich genau das wiederfand, was ich so sehr vermisst hatte: nämlich Freude und Freiheit! Ich wurde in diesem Verein mit offenen Armen empfangen, fand in Hans und Richard zwei Trainer, die mich sportlich förderten und menschlich schätzten. In Dagmar Fuhrmann fand ich eine großartige Begleiterin, die mich durch ihre Erfahrung und ihren gesunden kritischen Blick auch auf die Tücken des Leistungssportes aufmerksam machte. Und in Kerstin Fuhrmann fand ich genau die Trainingspartnerin, die mich mit ihrer Lebensfreude, ihrer Ehrlichkeit und ihrem Selbstbewusstsein beeindruckt und mitgezogen hat. Bis heute verbindet uns eine Freundschaft, für die ich unheimlich dankbar bin. In Usingen habe ich mit Hans und Richard die Erfahrung gemacht, dass ich als Mensch genauso wertvoll bin wie als Athletin. Mein allgemeines Wohl hatte dort absolute Priorität. Das war neu für mich und rührt mich bis heute. Wir waren eine Gruppe von talentierten Athlet*innen, die vor allem durch ihre Freude und ihren Zusammenhalt in dieser Individualsportart aufgefallen ist. Ich wünsche mir für die Zukunft genau solch ein Umfeld für andere Athletinnen und Athleten. Ich wünsche mir, dass es normal ist seine Athleten zu fragen, wie es ihnen geht. Ich wünsche mir, dass ihnen wirklich zugehört wird, wenn sie eine Antwort geben. Ich wünsche mir, dass man ihnen ins Gesicht schaut, wenn sie antworten. Vor allem wenn die Antwort anders ausfällt als erwartet
oder gehofft. Dadurch wird ein anderer Sport möglich. Dadurch wird möglich, dass Kinder und Jugendliche oder einfach Menschen das entfalten können, was sie im Stande sind zu leisten. Und zwar auf ihre Art und Weise. Dadurch wird Erfolg nicht nur in Formen von Medaillen, Urkunden sichtbar oder Rekorden in Büchern verzeichnet, sondern Erfolg wird vor allem emotional spürbar.
Und das ist es, was bleibt.“

Wir sind für diese Worte und auch die Klarstellung in Richtung Usingen sehr dankbar, so Präsident Klaus Schuder. Wir werden das Thema im HLV nicht mit Abschluss des Projektes im Frühjahr 2022 beenden, sondern wir werden es ausbauen und unsere Vereine dazu einbinden, sensibilisieren und wir wollen erreichen, dass sich die Strukturen ändern. Aktuell ist das Projekt auf den Verband, den Leistungssport und damit das Kadertraining ausgerichtet. Ziel ist es aber jeden Leichtathleten in ganz Hessen auf jeder Ebene und in jeder Konstellation zu erreichen. Wir wollen Kindeswohl so gestalten, dass wir das Wort und das Thema positiv belegen können und nicht mit den negativen Erscheinungen verbinden, die sichtbar werden, wenn es zu spät ist.

Der Verband hat mit den genannten Leonie Köhlert, Gudrun Rouhi, Niklas Richter und Martin Rumpf, ergänzt um die Trainer Petra Schenten und Tom Weise, ein Team aufgestellt, dass für dieses Thema Verantwortung übernimmt und Ansprechpartner sowohl für Athleten, Trainer und Vereine sein wird. Aktuell ist daher auch die Qualifizierung dieses Teams zum Thema ein wichtiger Projektbaustein.

Die Trainer des DLV und HLV haben bereits einen Online-Kurs zur Prävention von sexualisierter Gewalt absolviert. Jeder interessierte Trainer, Übungsleiter oder Sportfunktionär, der sich zum Thema PSG fortbilden möchte, kann sich selbstständig in der DLV-Online-Akademie registrieren und diesen kostenpflichtigen Kurs dort absolvieren. Am Ende des Kurses erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat für dieses Weiterbildungsmodul. Diesen Ansatz wollen wir aufnehmen und das Thema auch in unseren Kongressen, Fortbildungen und den Kadernominierungsmaßnahmen einbauen.

Martin Rumpf (VP Leistungssport im HLV)

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