Hallen-DM im Mehrkampf ohne die hessischen Titelverteidiger Vanessa Grimm und Andreas Bechmann - Vorbereitung auf Freiluft-Events WM & EM steht im Fokus - Alexandra Scharf holte Bronze bei der DM in Leverkusen

  06.02.2022    Leistungssport Wettkampfsport

Die hessischen Athleten hatten bei den deutschen Hallen-Mehrkampf-Meisterschaften in Leverkusen einen schweren Stand. Im Siebenkampf der Männer fehlte Titelverteidiger Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt), der bereits die Vorbereitung auf die Freiluftsaison eingeläutet hat. Sein Nachfolger kommt von Hannover 96. Marcel Meyer knackte als einziger in dem achtköpfigen Feld mit auch international starken 6024 Zählern die „6000er Marke“.

Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt) hatte mit der neunen persönlichen Bestzeit von ganz flotten 6,95 Sekunden über die 60 Meter einen hervorragenden Einstand. Auch 7,22 Meter beim Weitsprung konnten sich allemal sehen lassen. Nach dem Kugelstoßen (12,34 Meter) hatte sich Wolff auf dem vierten Platz einsortiert - immer noch in Schlagweite zum Führungstrio. Leider machten sich dann beim Einspringen zur Höhenjagd Probleme mit dem Oberschenkel bemerkbar, die den Eintrachtler zur vorzeitigen Aufgabe zwangen.

Als verlässliche Größe bei den Mehrkämpfern präsentierte sich einmal mehr Martin Kratz (TV Gelnhausen). Er zeigte als Vierter einen absolut soliden Wettkampf. Seine neue „PB“ von 5317 Punkten setzte sich aus 7,27 Sekunden (60 m), 6,88 Meter (Weitsprung), 12,95 Meter (Kugel), 1,97 Meter (Hochsprung), 8,43 Sekunden (60 Meter Hürden), 4,40 Meter (Stabhochsprung) sowie 2:56,85 Minuten (1000 Meter) zusammen. Dass die sportlichen Trauben im ersten Jahr der Männerklasse recht hoch hängen, musste Tim Schneider (LG Wettenberg) erkennen, der als Siebter auf 4868 Punkte kam.

Auch bei den Frauen fehlte die hessische Titelverteidigerin. Vanessa Grimm (Königsteiner LV) legt den Fokus schon früh auf die WM- bzw. EM-Vorbereitung und bricht demnächst ins Trainingslager nach Südafrika auf. Somit war der Weg frei für Laura Voß (LAZ Soest), die mit 4154 Punkten vor Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg/4106 Pkt.) erfolgreich war.

Markus Wagenleitner (Königsteiner LV) holte sich in seinem ersten U20-Jahr einen guten sechsten Platz unter den vierzehn Teilnehmern. Mit der neuen 60-Meter-Bestzeit von 7,21 Sekunden ging es bestens los. Auch im Weitsprung war Markus „im Plan“ und lag mit 6,50 Metern nur knapp unter seiner Bestweite. Ein kleiner Dämpfer war dann der Hochsprung. „Überquerte 1,74 Meter sind zwar solide, doch in der erweiterten nationalen Spitze muss man schon Höhen im Bereich von 1,80 Metern anbieten“, so Mehrkampf-Landestrainer Philipp Schlesinger. Der Coach sah dann zum Abschluss des ersten Tages 12,16 Meter beim Kugelstoßen. Das war die zweite „PB“ von Markus an diesem Wochenende, der bei „Halbzeit“ 2706 Zähler auf seinem Konto und hatte sich damit auf Position neun übernachtete.

Weiter ging es mit den 60 Meter Hürden, die nach 8,78 Sekunden (einen Tick unter Wert) beendet waren. Solide 4,30 Meter gingen im Stabhochsprung in die Wertung. „Die 4,30 kann Markus eigentlich fast immer, eine Höhe mehr wäre hier schon schön gewesen“, so Coach Schlesinger, der immer recht hohe Ansprüche an seine Athleten stellt. Bei den abschließenden 1000 Metern kämpfte Wagenleitner eisern und wurde mit 2:53,94 Minuten gestoppt. In der Endabrechnung verbesserte sich der KLVler noch um zwei Positionen und hatte insgesamt 4928 Punkte auf seinem Konto. Für Björn Langer (LG Wettenberg), den zweiten U20er im Feld, lief es in einigen Disziplinen nicht nach Wunsch, so dass am Ende mit 4636 Punkten ein elfter Platz zu Buche stand.

Lilly Müller (LAV Kassel/U20) sammelte im Fünfkampf 3272 Punkte. Die Nordhessin brachte als Einzelleistungen 9,13 Sekunden (60 Meter Hürden), 1,48 Meter (Hochsprung), 10,36 Meter (Kugel), 5,36 Meter (Weitsprung) sowie 2:39,65 Minuten (800 Meter) in die Wertung.

Einen undankbaren vierten Platz (5001 Pkt.) hatte nach seinem Siebenkampf Friedrich Schulze (TV Gelnhausen) im Gepäck. Der U18er lag nach dem Hochsprung, hier zeigte er mit überragenden 2,04 Metern (auch PB) die beste Höhe der gesamten Veranstaltung, noch auf dem dritten Platz.  Doch nur 3:13,09 Minuten über die abschließenden 1000 Meter waren dann zu schwach, um beim Kampf um Bronze zu bestehen. Elias Sommer (LG Flensburg/5223 Pkt.) war hier dann rund 30 Sekunden schneller unterwegs. „Friedrich hat sich toll entwickelt, war am Ende aber ziemlich platt“, bilanzierte Kader-Trainer Schlesinger. Friedrich erzielte in den übrigen Disziplinen noch 7,76 Sekunden über 60 Meter, 6,34 Meter beim Weitsprung, 14,75 Meter mit der Kugel, 4,30 Meter im Stabhochsprung sowie 8,54 Sekunden über die 60 Meter Hürden.

Die einzige DM-Medaille ging an Alexandra Scharf, die ebenfalls das Gelnhäuser Trikot trägt. Die Kaderathletin aus der Barbarossa-Stadt konnte mit 3612 Punkten „Bronze“ bei den Mädels der U18 bejubeln. Ein toller Erfolg, gehört Alexandra doch noch dem jüngeren Jahrgang in der U18 an. Scharf begann mit 8,81 Sekunden über 60 Meter Hürden und flog anschließend bei 1,64 Metern über die Hochsprung-Latte. Es folgten 11,50 Meter mit der Kugel, 5,45 Meter beim Weitsprung und 2:40,67 Minuten über 800 Meter.

Die Hessin „profitierte“ bei ihrem Medaillen-Coup jedoch von der Disqualifikation der Gold-Favoritin Pia Meßing (TV Gladbeck). Die führte nach vier Disziplinen (3197 Pkt.) das Feld mit mehr als 100 Zählern Vorsprung an. Pia hatte bei den 800 Metern in der letzten Kurve einen Strauchler und dabei mehrfach den Innenraum betreten. Es folgte, nach den geltenden Regularien sicherlich korrekt, die Disqualifikation, auch wenn sich Meßing sicherlich nicht geplant einen Vorteil verschafft hat. Ein Protest des Vereins blieb erfolglos. Ob man mit solchen Entscheidungen, gerade noch bei recht jungen Athleten, Werbung für die Leichtathletik macht und zur Motivation beträgt, kann jeder selbst entscheiden.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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