Die WM in Budapest - Tag 5

  24.08.2023    HLV Leistungssport
Joshua Abuaku wird Achter - Olivia Gürth mit PB im Finale

Drei harte Rennen in vier Tagen, eine neue persönliche Bestzeit, das Erreichen eines WM-Finals und dort der achte Platz. Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) hat eine bewegte Woche hinter sich. Zum Ende des fünften Wettkampftages betraten die Protagonisten über 400 Meter Hürden das Stadion. Wie immer begleitet mit lautstarkem Jubel von den sehr gut besetzten Rängen des „National Athletic Centers“.
Natürlich war klar, dass eine Medaille nicht im Bereich des Möglichen lag. Zu groß ist momentan „noch“ der Abstand zu den großen „Drei“ der Szene. Karsten Warholm, der Olympiasieger aus Norwegen, machte auf Zielgeraden in starken 46,89 Sekunden den WM-Titel klar. Nach 2017 (London) und 2019 (Doha) war es die dritte Goldmedaille bei globalen Titelkämpfen. Byron McMaster (Britische Jungferninseln) erkämpfte sich mit 47,23 Sekunden die Vizemeisterschaft. Rai Benjamin (USA/47,56 sec.) komplettierte das Podium. Dort war eigentlich auch Titelverteidiger Alison dos Santos erwartet worden. Der Titelverteidiger aus Brasilien ist nach einer Knie-OP jedoch noch wieder in absoluter Topform und wurde als Fünfter mit 48,10 Sekunden gestoppt.
Doch zurück zu Josua Abuaku, der in allen Budapester Rennen sehr konstant unterwegs war. Krönung war sicherlich der neue Hausrekord von 48,39 Sekunden aus dem Halbfinale. Im WM-Endlauf war (neben Warholm) aus europäischer Sicht lediglich noch der Este Raums Mägi als Siebter in 48,33 Sekunden einen Tick schneller unterwegs als Joshua.
Untern Strich jedoch eine überragende Leistung des Eintrachtler, zuletzt war nämlich im Jahr 1987 ein deutscher Langhürdler in einem WM-Finale. Das war ebenfalls ein Hesse. Harald Schmid (TV Gelnhausen) holte sich damals in Rom mit 47,48 Sekunden die Bronzemedaille.
„Ein WM-Finale ist einfach noch mal ein bisschen größer als die Europameisterschaften im letzten Jahr. Es hat sich sehr gut angefühlt, in diesem Feld laufen zu dürfen. Ich hoffe, das war erst der Anfang. Mit Emil, Constantin und Luke haben wir in Deutschland auf jeden Fall drei weitere richtig gute Hürdenläufer am Start. Heute im Lauf habe ich selbst gemerkt: Ich bin nicht so weit weg. Ich hatte das Gefühl, wenn das Rennen eine Hürde weiter gegangen wäre, hätte ich noch ein bisschen agieren können. Das zeigt mir: Ich habe Anschluss an die Weltspitze. Jetzt motiviert es mich, noch näher ranzukommen. Mein Ziel für nächstes Jahr ist es, bei den Europameisterschaften auf den Plätzen eins bis drei zu landen und bei Olympia in Paris die Story ein bisschen weiterzuführen und im Finale zu laufen. Eine 47-er-Zeit ist definitiv drin. Ich laufe dieses Jahr noch beim ISTAF, vielleicht kann ich da meine Bestzeit noch mal angreifen“, resümiert der 27-Jährige Eintrachtler.

Olivia Gürth (Diezer TK Oranien) startet zwar für keinen hessischen Verein, dreht aber ihre Trainings-Runden auf der Anlage am Frankfurter Stützpunkt. Bei ihrer WM-Premiere überzeugte die erst 21 Jahre junge Hindernisspezialistin auf ganzer Linie. Der Druck war bestimmt groß, kamen aus den drei Vorläufen doch nur jeweils die Top-Fünf weiter. Die Zeit spielte hierbei keine Rolle. Von der Papierform eigentlich ein fast aussichtsloses Unterfangen, hatte im dritten Lauf doch gleich acht Gegnerinnen eine schnellere Meldeleistung als Olivia, die mit einer PB von 9:26,98 Minuten angereist war. Doch die U23-Europameisterin teilte sich ihr Rennen perfekt ein, ging nicht jedes Tempo mit und hatte am Ende genügend Körner, um am letzten Wassergraben noch die vor ihr liegende Spanierin Irene Sanchez-Escribano einzusammeln. Als Fünfte löste Gürth das Finalticket und drückte ihre erst jüngst im finnischen Espoo aufgestellte Bestzeit um nahezu drei Sekunden auf jetzt 9:24,28 Minuten!

„Ich habe wieder mein eigenes Rennen gemacht. Die Gruppe hatte sich abgesetzt, aber die letzten 600 Meter sind meine Stärke. Ich wusste: Das ist der Sprint ins Finale! Ich habe sogar noch mit dem Fuß das letzte Hindernis touchiert. Aber zum Glück ist nichts passiert. Bei der U23-EM hatte ich eigentlich mein Saisonziel erreicht. Danach bin ich ins Trainingslager gefahren, da wusste ich noch gar nicht, dass ich bei der WM starten kann“, berichtet nach dem Final-Coup. 

Jens Priedemuth

Filter