Andreas Bechmann gewinnt Zehnkampf beim Thorpe-Cup - Vanessa Grimm zweitbeste deutsche Siebenkämpferin

  16.09.2019    Leistungssport Wettkampfsport

Andreas Bechmann machte als Zehnkampf-Sieger beim Thorpe-Cup in Filderstadt/Bernhausen mit 8132 Punkten seinen ersten „8000er“ perfekt. Der Eintracht-Athlet lag bereits bei Halbzeit mit 4394 Zählern klar in Front und ließ sich dann auch am zweiten Tag die Führung nicht mehr nehmen. Bechmanns Ergebnis war mit der Grundstein, dass die deutschen Zehnkämpfer das Team aus den USA schlagen konnten. 

Gleich zu Beginn hatte Bechmann einen glänzenden Auftritt und lieferte als Tagesschnellster mit flotten 10,73 Sekunden die Tagesbestleistung ab und verbesserte seinen „Hausrekord“ um 0,15 Sekunden. Die nächste „PB“ folgte gleich in der nächsten Disziplin. Der erste Versuch im Weitsprung war noch ungültig, ehe im zweiten Versuch optimal passte. Hervorragende 7,58 Meter wurden für den 19-jährigen Studenten gemessen. Damit packte er gegenüber seinen alten Marke satte 26 Zentimeter drauf. Auch die 14,23 Meter beim Kugelstoßen und die 2,06 Meter beim Hochsprung konnten sich allemal sehen lassen. Beide Resultate lagen nur knapp unter den jeweiligen Bestleistungen. Richtig flott wurde es dann nochmals auf der Stadionrunde. Als 47,93 Sekunden auf der großen Stoppuhr im Ziel aufleuchteten war Bestmarke Nummer drei unter Dach und Fach. In der Addition standen somit 4394 Punkte und die Führung (mit 124 Zählern Vorsprung auf Steven Bastien) zu Buche, womit Bechmanns erster Männer-Zehnkampf gleich jenseits der 8000 Punkte absolut machbar schien.

So kam es dann auch. Gleich in der Auftaktdisziplin des zweiten Tages gab es eine kritische Situation. Andreas lief in die erste Hürde rein, strauchelte und konnte aber das Gleichgewicht halten. Mit 15,34 Sekunden zog er sich aber absolut achtbar aus der Affäre. Im Diskusring, zweifelsfrei die schwächste Disziplin des Bundeskaderathleten, gelang eine Steigerung auf 36,93 Meter. Beim Stabhochsprung überquerte der Fünfte der Hallen-EM von Glasgow starke 5,10 Meter - Freiluft-PB! Auch beim Speerwerfen passe es optimal, wuchs Bechmann doch hier über sich hinaus und beförderte sein Sportgerät auf satte 61,43 Meter. Damit waren die über 8000 Punkte sicher, lediglich passable 1500 Meter zum Abschluss der zwei tollen Tage in Bernhausen fehlten noch. Nach 4:48,58 Minuten war es dann vollbracht. Der Sieg mit der persönlichen Rekordmarke von 8132 Punkten und satte 376 Zähler Vorsprung auf den US-Amerikaner Filip Scott waren eingetütet. Die DLV-Equipe (Bechmann, Obst, Wolter, Wolff, Hepperle) setzte sich mit 37.809 Punkten gegen die Gäste aus Amerika (Filipp, Flood, Modi, Moore, Helwick/37.674 Pkt.) durch.

"Wir hatten bei der Team-Wertung ein bisschen Glück, weil Steven Bastien, der stärkste Amerikaner, beim Stabhochsprung einen Salto Nullo gemacht hat. Nach dem Stabhochsprung lag das deutsche Team vorne, nach dem Speerwurf wieder hinter den USA. Das war ganz spannend. Am Ende haben wir das Ding dann noch gedreht, das hat Spaß gemacht“, berichtete Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallmann gegenüber Leichtathletik.de  

Im Feld der Frauen war Hessen durch Vanessa Grimm ebenfalls mit einer Athletin vertreten. Die Juniorin im Trikot des Königsteiner LV hatte einen hervorragenden ersten Tag, der mit soliden 14,30 Sekunden über 100 Meter Hürden begann. Beim Hochsprung arbeitete sich Vanessa mit 1,71 Metern zurück in den Bereich ihres normalen Leistungsniveaus, nachdem es zuletzt bei der Höhenjagd oft nicht ganz so gut geklappt hat. An den 1,74 Metern scheiterte die KLVlerin nur knapp. Bärenstark waren die 14,37 Metern beim Kugelstoßen für die angehende Polizei-Kommissarin. Mit dieser Weite holte sich Vanessa auch den Tagessieg und verbesserte ihre persönliche Bestmarke um gleich 30 Zentimeter. Der erste Tag endete dann mit 24,88 Sekunden und Rang vier (3520 Pkt.) in der Zwischenwertung, womit die anvisierten 6000 Punkte noch machbar waren.

Die zweite „Halbzeit“ begann auch richtig gut. Grimm markierte bei schwierigen Windverhältnissen gleich im ersten Sprung starke 6,01 Meter. „Das war absolut ok, hätte aber noch ein Tick weiter sein können. Der Weitsprung ist stark bepunktet. Eine Weite von 6,10 Metern bringt bereits 30 Zähler mehr. Gleiches gilt für eine Höhe beim Hochsprung“, analysierte Hessenkader-Coach Philipp Schlesinger, der Vanessa seit Jahren betreut. Es folgten grundsolide 41,47 Meter mit dem Speer, eine Weite nur knapp unter der Bestmarke. Schön wäre hier ein kleiner Ausreißer in Richtung 44 Meter gewesen, um die Chance auf einen „6000er“ zu erhalten. So war also das große Rechnen angesagt. Für die anvisierte Marke wäre eine 800-Meter-Zeit von 2:12 Minuten nötig gewesen. Eine kaum zu lösende Aufgabe bei einer bisherigen Bestzeit von 2:18,49 Minuten.

„Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder eine Leistung im jederzeit abrufbaren Niveau von 2:20 Minuten und am Ende dann eine normale neue Punktbestmarke  abliefern, oder voll auf Angriff zu gehen. Wir haben uns dann schließlich für Plan B entschieden. Bis 700 Meter war Vanessa dann auch absolut in der Spur, ehe sie auf den letzten 100 Metern hinten raus geplatzt ist. Aber, sie hat es versucht“, fasst Schlesinger das Rennen seines Schützlings zusammen, das am Ende 2:22,96 Minuten dauerte. Grimm belegte als zweitbeste deutsche Athletin mit 5853 Punkten den vierten Rang- Lediglich sechs Zähler hinter der Amerikanerin Michelle Atherley (5859 Pkt.). Der Sieg ging an Anna Maiwald (Bayer 04 Leverkusen), die mit 5941 Punkten Emilyn Dearman (5894 Pkt.) in Schach halten konnte. Die Team-Wertung ging hier an die Frauen aus den USA (Dearman, Atherley, Brooks-Johnson, Gustafson, Bender/28.419 Pkt.), die lediglich 174 Zähler Vorsprung auf die fünf DLV-Athletinnen (Maiwald, Grimm, Lange, Voß, Obermaier) hatten.

Einem Formtest vor Doha unterzog sich im Fleinsbach-Stadion Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt). Die WM-Starterin flog im Hochsprung bei 1,77 Metern über die Latte und beendete die 200 Meter in 23,98 Sekunden. Etwas Luft nach oben gibt es noch beim Kugelstoßen, wo lediglich 13,38 Meter notiert werden konnten. 

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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