Winfried Aufenanger mit Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet

  08.06.2021    HLV

Winfried Aufenanger ist ein Unikat. Wie kaum ein Zweiter hat der gebürtige Kasseler mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner unnachahmlichen Art den Laufsport speziell in Nordhessen, aber auch darüber hinaus geprägt. Seit rund einem halben Jahrhundert versetzt der Ahnataler eine ganze Region in Bewegung. Dabei engagiert sich der Lauf-Enthusiast auf verschiedenen Gebieten rum um die Lauf-Szene, ob als Trainer, Organisator, Moderator oder Veranstalter. Nun ist Aufenanger für sein großes Engagement von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden.

42 Jahre lang hat Winfried Aufenanger als Trainer die Leichtathletik-Abteilung des PSV Grün-Weiß Kassel maßgeblich mitgestaltet. Zum Jahresende 2018 beendete er diese Tätigkeit und gründete einen neuen Verein, das Laufteam Kassel, um sich nach eigener Aussage noch fokussierter um bestimmte Themen wie die gezielte Förderung von Leistungs-, Breiten- und Nachwuchssportlern, Integration, Geselligkeit und Teamgeist kümmern zu können.

Bis 2001 fungierte der Nordhesse über 20 Jahre als ehrenamtlicher Bundestrainer für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Als Verantwortlicher für die deutschen Marathonläufer war er bei fünf Olympischen Spielen und zahlreichen Welt- und Europameisterschaften dabei, betreute unter anderem erfolgreich Ralf Salzmann, Konrad Dobler und andere Athleten. Im November 2010 wurde er vom Leichtathletik-Förderverein Hessen im Rahmen der Leichtathletik-Gala für sein Lebenswerk als Trainer ausgezeichnet. Laudator war seinerzeit Ralf Salzmann.

Marathon ist für den 74-Jährigen eine Lebenseinstellung. Und so erfüllte er sich 2007 seinen Herzenswunsch und initiierte nach über 30 prominent besetzten Kasseler Cityläufen den Kasseler Marathon, die bis heute größte Sportveranstaltung in Nordhessen.

Es sind aber nicht nur seine organisatorischen Fähigkeiten, seine Macher-Mentalität, die ihn auszeichnen. Aufenanger gilt als Vorreiter für Integration und soziales Engagement. Denn über das sportliche Element hinaus ist ihm die gesellschaftliche Einbindung seiner Athleten*innen ein wichtiges Anliegen. „Immer wieder konnte ich sehen, wie Ausländer über den Sport in Deutschland Fuß gefasst haben.“ Ein aktuelles Beispiel für eine gelungene Integration ist Melat Kejeta. Das außergewöhnliche Lauftalent aus Äthiopien hat mit der Unterstützung Aufenangers nach langer Wartezeit im März 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Sportlich entwickelt sich die hochbegabte Langstreckenläuferin immer weiter. Vorläufiger Höhepunkt war der sensationelle Gewinn der Vizeweltmeisterschaft bei den Halbmarathon-Titelkämpfen 2020 in Polen. Ihr großes Ziel: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio.

Winfried Aufenanger gilt aber auch als streitbarer Charakter, als Mann klarer Worte. Seine Meinung äußert der Kasseler geradeheraus, was ihm in der Szene nicht nur Freunde gemacht hat, dennoch gilt sein Rat für viele als Maßstab.

Auf die Frage, was denn schwieriger sei, einen Marathon zu laufen oder einen zu organisieren, antwortete Aufenanger einst: „Wohl die Organisation – sonst würde es ja mehr Marathon-Organisatoren geben.“ In diesem Sinne sollte sein Engagement ein Vorbild sein. Eine andere Frage gilt es noch zu beantworten: Ist Winfried Aufenanger immer noch „der einzige Mensch Deutschlands ohne Handy“?

Der Hessische Leichtathletik-Verband gratuliert Winfried Aufenanger ganz herzlich!

 

Foto: Lothar Schattner

erstellt von Björn Günther