U23-Athlet Tim Kolbe holt bei den hessischen Meisterschaften der Männer gleich drei Titel - 100 Meter, 200 Meter und die 4x100 Meter gehen an den Aufsteiger aus Friedrichsdorf

  15.09.2021    Leistungssport Wettkampfsport

Furioses Finale bei den hessischen Meisterschaften für Tim Kolbe (TSG Friedrichsdorf). Der Aufsteiger der hessischen Sprintszene bei den U23ern ließ es in Friedberg bei den Titelkämpfen der Männer nochmals so richtig krachen. Trotz der „late season“, coronabedingt wurden diverse Meisterschaften ans Ende der Saison verschoben, gelang es dem Wirtschafts-Ingenieur Studenten die Form zu halten. Nach Platz drei bei den „Süddeutschen“ der Männer in Walldorf (100 Meter), zwei süddeutschen Titeln der U23 (100 m, 200 m) in Frankfurt, folgte nun in Friedberg die Komplettierung des sportlichen Dreiklangs.

Doch der Reihe nach. Aus den fünf 100-Meter-Vorläufen qualifizierten sich zwölf Sprinter für die Zwischenläufe. Kein Problem für Kolbe, der als Zweiter seines Rennens bei einem strammen Gegenwind (- 1,5 Metern pro Sekunde) mit 11,44 Sekunden locker die nächste Runde erreichte. Im Halbfinale mussten die Protagonisten dann ihre Karten schon etwas aufwecken. Mit 10,81 Sekunden zeigte Tim als Sieger seines Rennens, dass er der Anwärter auf den Titel ist. Mitfavorit Florian Daum (Eintracht Frankfurt) musste sich als Zweiter mit 10,97 Sekunden hinter dem Friedrichsdorfer einsortieren. Im Finale schaltete Kolbe dann noch einen Gang hoch und zeigte in starken 10,71 Sekunden (- 0,5 m/sec. Gegenwind) allen Gegnern ganz souverän die Hacken. Florian Daum (10,91 sec.) und Felix Schlosser (LG Rosbach-Rodheim/10,93 sec.) blieben zwar auch noch unter der Elf-Sekunden-Marke, hatten aber keine Chance auf den Titel. Am Ende des ersten Tages stand für die „schnellen Jungs“ dann noch die Sprint-Staffel auf dem Programm. Hier überraschte die Truppe der TSG Friedrichsdorf (Jonas Hennig, Tim Kolbe, Maximilian Stodiek, Ian Linnett), die in soliden 42,76 Sekunden den Hessen-Titel holte. Die Sprinter aus der Zwiebackstadt hängten dabei die eigentlich stärker eingeschätzten Teams des TV Gelnhausen (42,78 sec.) und Eintracht Frankfurt (42,93 sec.) ab.

Auch über 200 Meter mussten erst die Vorläufe überstanden werden. Schnell war klar, dass es hier erneut zum Duell „Daum - Kolbe“ kommen wird. Der Eintrachtler hatte nach der ersten Runde 22,54 Sekunden auf der Habenseite, Tim nahm bereits ein paar Meter vor der Ziellinie das Tempo raus und lief 22,67 Sekunden. Nach rund 90 Minuten Pause wurden dann die Medaillen vergeben. Bereits in der Startkurve war klar, dass Kolbe nicht zu schlagen sein wird. In starken 21,65 Sekunden (Bestzeit) stürmte der 21-Jährige zu einem weiteren Titel und avancierte mit gleich drei Goldmedaillen zum erfolgreichsten Starter der hessischen Titelkämpfe. Florian Daum (22,23 sec.) und Kurzhürdler Erik Wallrabenstein (LG Rüsselsheim/22,45 sec.) komplettierten das Podium.

„Das war ein phantastisches Wochenende am Ende einer doch recht langen Saison. Mit seinen Bestzeiten über 100 und 200 Meter hat sich Tim fest in der hessischen Sprint-Spitze etabliert. Damit war zu Beginn des Jahres nicht unbedingt zu rechnen. Ohne Kader-Status war es uns nicht erlaubt, in der Kalbach-Halle zu trainieren. Wir haben aber wohl eindrucksvoll gezeigt, dass man auch andere Wege beschreiten kann. Training bei Minusgraden im Wald oder im Friedrichsdorfer Sportpark haben wohl für eine gewisse Härte gesorgt. Auch in Sachen Kraftraum mussten wir improvisieren. Mit einer Baustellenlampe und ein paar Langhanteln haben wir uns hier in einer ungeheizten Garage geholfen“, fasst Trainer-Vater Lars Kolbe die doch arg unkonventionelle Vorbereitung für seine Sprinttruppe zusammen.   

Auf der Stadionrunde gelang es lediglich einem Athleten, unter 50 Sekunden zu blieben. Eric Herbert (Eintracht Frankfurt) wurde mit 49,46 Sekunden neuer Hessenmeister vor Hermann Schulz (LSG Goldener Grund Selters/50,30 sec.). Über 800 Meter reichten Samuel Elzenhöfer (LC Diabü Eschenburg) 1:57,02 Minuten zum HM-Sieg. Erwähnenswert sind allemal die 2:00,23 Minuten von Maximilian Rößler (LAZ Gießen). Der Zweite gehört nämlich noch der Jugendklasse U18 an. Bei den 1500 Metern ging der Titel an einen U18er. Jan Dillemuth (TV Assenheim), der DM-Dritte von Rostock über 800 Meter, hatte nach 3:56,02 Minuten die Nase vorne und setzte sich problemlos gegen Kilian Schreiner (ASC 1990 Breidenbach/3:57,30 min.) durch.

Über die 5000 Meter drehte an der Spitze des Feldes Alexander Hirschhäuser (ASC 1900 Breidenbach) seine Runden und lief nach 15:07,66 Minuten über die Ziellinie. Tobias Schuster (LG Langgöns/Oberkleen/noch U20) knackte mit 15:56,47 Minuten die Sechszehn-Minuten-Marke. Einen guten Auftritt hatte als Dritter Arvid Lösel (TV Oberstedten). Der U18-Youngster wurde mit 16:39,14 Minuten gestoppt. Einziger Starter über die 110 Meter Hürden war Eric Wallrabenstein (LG Rüsselsheim/14,97 sec.). Die Langhürden wurden mit 53,73 Sekunden eine Beute von Eric Herbert (Eintracht Frankfurt). Die anderen Medaillen holten Yanik Can Enders (TV Groß-Gerau/56,21 sec.) und Tim Peters (ASC Darmstadt/56,23 sec.), beide im ersten Jahr der U23.

Starke Resultate konnten ebenso beim Hochsprung notiert werden. Am Ende setzte sich Favorit Philipp Heckmann (Eintracht Frankfurt) mit richtig guten 2,08 Metern durch. Dahinter schwang sich der U18er Maximilian Grün (ASC Darmstadt) über 2,05 Meter. Nicolas Gelbarth (LG VfL/SSG Bensheim/U20) sicherte sich mit 1,99 Metern die Bronzemedaille. Bei der Höhenjagd mit dem Stab gab es ein Duell zwischen Lars Richter (TV Gelnhausen) und Benedikt Haug (ASC Darmstadt), welches am Ende der Zehnkämpfer aus der Barbarossastadt mit 4,40 Metern zu seinen Gunsten entschied. Haug (U18) packte diesmal 4,30 Meter. Im Weitsprung zeigte der U20er Lukas Harren (Eintracht Frankfurt) eine Siegesweite von 6,50 Metern. Tobias Heblik (LG Rodgau) kratzte im Dreisprung mit 13,91 Metern an der 14m-Marke. Beim Kugelstoßen trennten die beiden Top-Techniker lediglich acht Zentimeter. Maximilian Lang (LAZ Bruchköbel) hatte letztendlich mit 16,14 Metern das bessere Ende gegenüber Tobias Kretzschmar (LAZ Gießen/16,06 m) für sich. Im Diskusring warf Lang die zwei Kilogramm schwere Scheibe auf 39,44 Meter, musste aber dem U20er Marius Karges (Eintracht Frankfurt/48,50 m) ganz klar den Vortritt lassen. Gut auch die 61,68 Meter von Hendrik Nungeß (TV Neu-Isenburg) im Speerwerfen.

Wie bereits im Vorjahr hatten die erfahrenen Macher aus Friedberg eine rundum gut organisierte HM auf die Beine gestellt.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth