2. Teil DM-Sindelfingen: Titel für Hawa Jalloh, Curly Brown und Johanna Marwitz - Jana Becker schrammt nur um 0,001 Sekunden an Gold über 800 Meter vorbei

  23.02.2022    Leistungssport Wettkampfsport

Dass gleich zwei Hessinnen in ein Finale über 60 Meter stürmen, sieht man auch nicht bei jeder Meisterschaft. In Sindelfingen gab es als Sahnehäubchen noch Medaille dazu. Doch der Reihe nach. Mira Baus (SG Schlüchtern) hatte als Zweite nach 7,68 Sekunden den Vorlauf abgehakt und das große „Q“ hinter ihrem Namen. Im Halbfinale zeigte Mira 7,65 Sekunden, wiederholte diese Zeit wenig im Endlauf und wurde Sechste. Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf) machte als Zweite ihres Vorlaufes mit 7,62 Sekunden die nächste Runde klar. Hier war die Nordhessin mit 7,61 Sekunden dann einen Tick schneller unterwegs, um dann in Finale richtig durchzustarten. Hier leuchteten dann hervorragende 7,51 Sekunden auf der Anzeigetafel auf, die mit der deutschen Vizemeisterschaft belohnt wurden. Siegerin Sina Kammerschmitt (TG Worms) sprintete mit 7,42 Sekunden in die europäische Spitzenklasse der U20.

Josephine Otto (Wiesbadener LV/noch U18) und Sila Sönmezcicek (TSV Amicitia Viernheim) konnten in den Vorläufen mit 7,80 bzw. 8,01 Sekunden nicht an ihre Zeiten der bisherigen Hallensaison anknüpfen.

Bei den 200 Metern reiste Holly Okuku mit einer Hallenbestzeit von 24,34 Sekunden an, womit die U18-Sprinterin im Trikot des GSV Eintracht Baunatal zu den Medaillen-Anwärterinnen zählte. Als Siegerin ihres Vorlaufes (24,58 sec.) zog Holly auch erwartungsgemäß ins A-Finale ein. Dort war Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg) mit der deutschen Jahresbestzeit von 24,22 Sekunden eine Klasse für sich und nicht zu schlagen. Die Vizemeisterschaft ging mit 24,38 Sekunden an Vanessa Balde vom Hamburger SV. Okuku komplettierte in 24,46 Sekunden das Top-Trio, kam aber im Zielbereich ins Straucheln und wurde nach ihrem Sturz von Sanitätern aus dem Innenraum geleitet. 

Auch auf der Hallenrunde unterstrich Carolin Schlung (SSC Bad Sooden-Allendorf) ihre tolle Form. Nach dem Sieg im ersten Vorlauf (24,82 sec.) war das Ticket fürs B-Finale gebucht. Auch hier hatte Carolin die Nase vorne und konnte sich in 24,52 Sekunden über eine neue Bestzeit freuen. Emelie Kastl (LG Bad Soden-Sulzbach-Neuenhain/1. Jahr U18) beendete ihre DM-Premiere nach 25,60 Sekunden.

Über 400 Meter hatten zwei Athletinnen der Eintracht Frankfurt nicht unbedingt mit einem Start in Sindelfingen gerechnet. Die Startzusage kam erst in der Woche vor den Titelkämpfen. Deshalb hatten Langhürdlerin Maren Eberhard und Anna-Lena Peine die DM nicht speziell vorbereitet. Die Resultate konnten sich trotzdem sehen lassen, blieb das Eintracht-Duo mit 59,13 Sekunden (Maren) bzw. Anna-Lena (59,75 sec.) doch klar unter der 60-Sekunden-Marke. Larissa Malkomes (LG Reinhardswald) verbesserte sich auf 61,21 Sekunden.

Nach ihrem grandiosen Sieg im 800 Meter Rennen (2:06,45 min.) beim PSD-Meeting in Dortmund war klar, dass die Entscheidung um den DM-Titel nur zwischen Jana Becker (LG Wettenberg) und Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) fallen würde. Beide Mittelstrecklerinnen waren dann auch im zweiten Vorlauf aktiv und machten sich hier mit lockeren 2:16,47 Minuten (Jana) sowie 2:17,25 Minuten (Jolanda) fürs Finale warm.

Nach 400 Metern des Endlaufes setzte sich Kallabis an die Spitze des Feldes. Nur Becker konnte folgen und attackierte dann auf der Zielgeraden. Beide stürmten Seite an Seite über die Ziellinie, eine Siegerin konnte nicht klar ausgemacht werden. So musste das Zielfoto ausgewertet werden. Die dritte Stelle hinter dem Komma entschied dann den Kampf um den Titel. Die Freiburgerin hatte das bessere Ende für sich und bekam Gold zugesprochen. Auch bei Jana (erstes Jahr U18) standen dann 2:06,61 Minuten auf der Urkunde. Noa Andre (SV Stuttgarter Kickers) hatte als Dritte (2:10,62 min.) mit dem Ausgang des Rennens  nichts zu tun.

Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach) zeigte sich bei den 1500 Meter im Vorlauf taktisch immer auf der Höhe des Geschehens und hatte als Zweite (4:46,24 min.) in ihrem Rennen keine Probleme, die Finalteilnahme einzutüten. Im Endlauf wurde dann keine sonderlich flotte Fahrt angeschlagen, eher „auf Titel“ gelaufen. Am Ende setzte sich Carolin Hinrichs (VfL Löningen) in 4:38,06 Minuten gegen Lokalmatadorin Nina Waltert (VfL Sindelfingen/4:39,83 min.) durch. Vanessa (noch U18) sortierte sich nach 4:43,67 Minuten auf dem siebten Platz ein.

Bei den 3000 Metern vertraten zwei Läuferinnen die hessischen Farben. In einer Verfolgerinnen-Gruppe rollte Carolina Schäfer (TG Schwalbach) prima mit, löste sich in der Endphase dann von ihren Konkurrentinnen und stellte als Vierte mit 9:42,24 Minuten eine neue Bestzeit auf. Jule Behrens vom Königsteiner LV betreibt Leichtathletik nur als „Nebensportart“. Bei der amtierenden Triathlon Jugend-Weltmeisterin passte das DM-Rennen gut in die aktuelle Trainingsplanung. Nach 9:57,22 Minuten stand ein siebter Platz auf der Urkunde. Muskuläre Probleme auf dem letzten Kilometer verhinderten bei Jule eine schnellere Zeit. Der Titel ging mit 9:34,27 Minuten an Kira Weis (KSC Gerlingen).

Alles andere als der Titel über 60 Meter Hürden für Hawa Jalloh wäre eine große Überraschung gewesen. Die Athletin vom Wiesbadener LV hatte beim Indoor-Meeting in Erfurt mit ganz starken 8,24 Sekunden für Aufmerksamkeit gesorgt. In der ersten Runde im Sindelfinger Glaspalast sorgten Hawa und Paula Grauvogel (SV Go Saar 05) mit Siegen in jeweils 8,40 Sekunden für die besten Zeiten. Naomi Krebs (Hannover 96) ergänzte mit 8,45 Sekunden das Top-Trio. Im Finale wurde dann die Handbremse gelöst. Jalloh setzte sich in 8,29 Sekunden gegen Krebs (8,34 sec.) und Grauvogel (8,37 sec.) durch.

Mia Haselhorst (Königsteiner LV) hatte mit 8,71 Sekunden einen neue „PB“ im Gepäck, Amelie Wachsmuth (SSC Bad Sooden-Allendorf) wurde mit 9,09 Sekunden gestoppt.

Das 3000-Meter-Bahngehen endete mit einem Doppelsieg für den SC Potsdam. Lena Sonntag zeigte in 14:42,53 Minuten ihrer Teamkollegin Lara Jolie Feigl (14:57,46 min.). Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt) hatte die fünfzehn Runden in der Halle nach 15:25,01 Minuten als Fünfte hinter sich gebracht.

Die einzige hessische Staffel über 4x200 Meter kam von der Frankfurter Eintracht. Das Team in der Besetzung Maren Eberhard, Nele Kühn, Anna-Lena Peine und Finja Köchling blieb mit 1:43,54 Minuten nur einen Tick über der HM-Zeit von Hanau. Das bedeutete den neunten Platz unter 21 gestarteten Mannschaften. Die siegreiche Truppe der Startgemeinschaft „Team Sachsen-Anhalt“ lief mit 1:37,15 Minuten in einer anderen Dimension und siegte vor dem Hamburger SV (1:39,66 min.) sowie dem Dresdner SC (1:39,97 min.).

Sehr überschaubar war mit lediglich vier Athletinnen das Feld beim Hochsprung. An der Spitze glänzte Johnna Göring. Die U18erin in den Farben des SV Salamander Kornwestheim flog bei 1,90 Metern über die Latte und setzte sich damit an die Spitze des Europa-Rankings ihrer Altersklasse. Maike Schuster (LAV Kassel) packte als Vierte 1,72 Meter.

Der Weitsprung, bei dem gleich sechs Starterinnen die sechs Meter knackten, wurde eine Beute von Helena Börner (SG Adelsberg).Die Sächsin flog im zweiten Durchgang auf 6,24 Meter. Masha-Sol Gelitz (GSV Eintracht Baunatal) verbesserte sich mit ihrem letzten Sprung (5,70 m) vom achten Rang auf Platz sieben. Im Freien sprang die Nordhessin schon glatte sechs Meter. Finja Krug (Eintracht Frankfurt) fand nicht richtig in den Wettkampf und blieb als Zwölfte (5,42 m) klar unter ihren Möglichkeiten.

Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) machte den Dreisprung zu ihrer Showbühne. Mit beeindruckenden 13,37 Metern flog sich Anna auf den zweiten Platz der Weltjahres-Bestenliste (U20). Die von Ruth Hildebrand (MTG Mannheim/12,41 m) angeführte Konkurrenz hatte fast einen Meter Rückstand. Masha-Sol Gelitz (GSV Eintracht Baunatal) brachte leider nur zwei gültige Versuche in die Wertung. Der bessere Sprung wurde bei 12,22 Meter gemessen, was der fünfte Platz für die junge U18erin war. Für Teamkollegin Finja Krug (auch U18) endete der DM-Trip bei 11,23 Metern (17.).

Im Kugelstoßen bestimmten Nina Nduduisi (SG Schorndorf) und Jaqueline Gippner (SC Potsdam) mit 16,63 bzw. 16,21 Metern das Geschehen. Diskus-Spezialistin Curly Brown (Eintracht Frankfurt/noch U18) machte sich gegen die deutlich ältere Konkurrenz mit 12,38 Metern (10.) für ihre Paradedisziplin warm.

Eine Woche vor der DM hatte sich Katja Seng (LAZ Bruchköbel) mit einem Diskuswurf auf 52,22 Meter erneut die WM-Norm für Cali überboten und an die Spitze der Meldeliste gesetzt. Auch auf der Wurfanlage am Floschen-Stadion zeigte Katja wieder eine solide Serie, doch der Ausreißer nach oben fehlte. Erst im letzten Durchgang kratzte die Athletin aus dem Main-Kinzing-Kreis mit 49,99 Metern an der 50er Marke und sicherte sich damit die Vizemeisterschaft. Zuvor beförderte Lea Bork (LV 90 Erzgebirge) die ein Kilogramm schwere Metallscheibe auf 51,01 Meter und schnappte Seng damit den erhofften DM-Titel weg.

Beim Hammerwerfen zeigte Larissa Rollberg (Eintracht Frankfurt) drei Würfe jenseits der 50 Meter. Die 51,68 Meter der Adler-Trägerin brachten dann DM-Bronze. Favoritin Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) holte sich mit 59,22 Metern den Sieg vor Julien Jada (LAC Erdgas Chemnitz/53,75 m). Neben der Spur war Merle Tetem (ESV Jahn Treysa), die mit 38,46 Metern weit unter ihren Möglichkeiten blieb.

Bei den Winterwurf-Meisterschaften der U18 ging Milina Wepiwe (TSG Wehrheim) mit 45,34 Metern als Führende der Meldeliste in den Diskus Wettkampf, dicht gefolgt von Curly Brown (Eintracht Frankfurt), bei der 45,30 Meter auf der Habenseite standen. Für ein spannendes „Hessen-Duell“ war also gesorgt. Auch der Druck der Qualifikation fiel weg, da nur sieben Athletinnen in den Ring gingen und somit alle Athletinnen automatisch sechs Versuche hatte. Brown setzte gleich im ersten Durchgang mit guten 44,94 Metern eine erste Marke. Es  folgten noch vier weitere Würfe jenseits der 41 Meter. In der fünften Runde passte es bei Curly dann optimal - starke 46,19 Meter bedeuteten eine neue Bestweite, erneut die EM-Norm für Jerusalem und den sicheren Sieg. Eine tolle Leistung, ist es doch das erste Jahr in der U18 für die Eintrachtlerin. Medaillenanwärterin Milina Wepiwe hatte technische Probleme und kam lediglich auf 39,41 Meter. Damit lag die Wehrheimen kurzfristig auf dem Bronzerang, wurde dann aber noch von Soraya Sprenger (LG Steinlach-Zollern) mit 39,52 Metern aus den Edelmetallrängen verdrängt.

Die erfolgreiche Eintracht-Jagd nach Gold fand im Hammerwerfen der U18 eine Fortsetzung. Hier konnte Johanna Marwitz mit starken 56,23 Metern ihren bisher größten Erfolg bejubeln und sich gegenüber dem Vorjahr um knapp drei Meter verbessern. Heike Schwitters (Fortuna Wirdum) hatte als Vizemeisterin mit 53,17 Metern bereits einen größeren Rückstand. Für Birkena Gashi (TG Camberg/47,61 m) gab es bei ihrer DM-Premiere auch noch eine der begehrten DM-Urkunden.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth

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