HLV-Lehrwart Manuel Odey zieht positive Jahresbilanz für den Bereich Lehre

  04.01.2021    HLV Bildung
Manuel Odey ist seit November 2019 Lehrwart des Hessischen Leichtathletik-Verbandes. Der Einstieg in das Amt kam für den Okrifteler vor gut einem Jahr früher als erwartet. Obwohl sein Motto damals lautete „Lass dich halt mal wählen und schau‘ was geht“, kann der heute 36-Jährige eine durchaus positive 12-Monats-Bilanz ziehen. Im HLV-Interview spricht der amtierende Abteilungsleiter Leichtathletik des TV 1886 Okriftel über die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, seine Ziele und neue Lehr-Angebote für hessische Leichtathletik-Trainer*innen.

 

HLV:

Hallo Manuel, schön, dass du zu diesem Interview zur Verfügung stehst. Zunächst die Frage: Wie geht es dir persönlich, jetzt zu Beginn des zweiten großen Lockdowns?

Odey:

Mir und meiner Familie geht es nach überstandener Corona-Infektion zum Glück wieder sehr gut und alle sind gesund und munter. Wir haben ja eigentlich Berufe, die von Corona weitestgehend unberührt sind. Für beides sind wir sehr dankbar und können mit allen mitfühlen, die sich leider nicht einer solch komfortablen Lage gegenübersehen.

HLV:

Du bist seit November 2019 HLV-Lehrwart und eine treibende Kraft im Bildungsbereich. Was hattest du dir vor rund einem Jahr für Ziele gesetzt?

Odey:

Meine beiden Schwerpunktthemen waren und sind weiterhin die Digitalisierung und die Reduzierung der Präsenzzeiten in der Ausbildung. Diese Aspekte wollte ich innerhalb von zwei Jahren deutlich weiterentwickeln. Aber ich hätte nie gedacht, dass wir nach zwölf Monaten bereits so weit sind.

HLV:

Ich kann mir schon denken, woran das gelegen hat.

Odey:

Genau, im März kam Corona und plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Wir waren gezwungen, schnell neue Ausbildungsformate zu kreieren. Gemeinsam mit dem Team Leistungssport haben wir zunächst die sogenannten „Blockgespräche“ in ein Online-Format überführt. In diesen Videokonferenzen geben die Landestrainer*innen Einblicke in ihr disziplinspezifisches Training.

HLV:

Und das hat alles reibungslos funktioniert?

Odey:

Es ist selbstverständlich ein Prozess, in dem wir die neu gewonnenen Erfahrungen fortlaufend anpassen und uns weiterentwickeln müssen. Technisch und logistisch sind wir schnell an Grenzen gestoßen. Beispielsweise liefen die Online-Seminare zu Beginn über Skype. Diese Darstellung war allerdings langfristig nicht geeignet und so sind wir nach intensiver Suche, an der einige HLV-Mitarbeiter beteiligt waren, bei Microsoft Teams gelandet.

HLV:

In welchen Bereichen finden diese Online-Angebote statt?

Odey:

Neben dem Leistungssport haben wir auch für die Ausbildungslehrgänge im Schul- und Breitensport sowie der Kinderleichtathletik Online-Formate entwickelt. Nehmen wir zum Beispiel den C-Trainer Kinderleichtathletik 2020. Nach den Grund- und Spezialkursen zu Beginn des Jahres sollte die Ausbildung eigentlich mit einer praktischen Prüfung am letzten Märzwochenende abschließen. Die Situation erforderte von uns eine kurzfristige Neustrukturierung des noch ausstehenden Ausbildungsteils. Wir haben also ein Konzept entwickelt, das unter der Berücksichtigung der geltenden Abstands- und Hygienerichtlinien die Abnahme der Prüfungen erlaubte. Die Teilnehmer haben ihre Ausarbeitungen schriftlich eingereicht und ihrem Prüfer später in einer Videokonferenz vorgestellt. Und siehe da, alle 31 Teilnehmer haben bestanden.

HLV:

Diese Arbeit leistest du sicherlich nicht alleine?

Odey:

Auf keinen Fall. An dieser Stelle möchte ich mich explizit bei allen Referenten, Landestrainern und den Mitarbeitern der HLV-Geschäftsstelle bedanken. Letztere haben es geschafft, die Anmeldeprozedur für die Lehrgänge auf digital, über die Verwaltungssoftware Phoenix II, umzustellen. In meinen Augen eine ganz wichtige Maßnahme. Auch die Feedbackbögen werden nun digital über Microsoft Forms ausgewertet.

HLV:

Wieder angelaufen ist der beliebte C-Trainer Leistungssport Was kannst du uns dazu sagen?

Odey:

Richtig, der ist wie immer ausgebucht. Was Anfang des Jahres als unmöglich erschein, diese Ausbildung mit einem Online-Grundkurs und weiten Teilen der Theorie online anzubieten, haben wir geschafft. Dieser neue Grundkurs läuft seit November, die theoretischen Ausbildungsblöcke werden noch in diesem Jahr alle durchgeführt und die gesamte Ausbildung soll Anfang des zweiten Quartals 2021 enden.

HLV:

Also fällt dein Fazit durchweg positiv aus?

Odey:

Auch wenn ich natürlich gerne auf die Begleitumstände verzichtet hätte, so bin ich doch sehr froh über die positive Entwicklung im Bereich der Lehre. Wir haben in der Leichtathletik-Öffentlichkeit an Aufmerksamkeit gewonnen. Außerdem konnten wir auf Grund der hohen Nachfrage über unsere Online-Angebote die finanziellen Ausfälle aus dem nicht stattgefundenen Präsenzangebot deutlich abmildern. Viele Landesverbände können aktuell nur sehr eingeschränkt oder gar keine Aus- und Fortbildungen anbieten. Da sehe ich uns auf dem richtigen Weg.

HLV:

Du gibst das Stichwort: Wie soll es in 2021 weitergehen?

Odey:

Nachdem meine Ziele praktisch bereits nach einem Jahr erreicht worden sind, möchte ich die Chance nutzen und diese Entwicklung weiter vorantreiben. Es ist noch längst nicht alles perfekt und wie gesagt, die Digitalisierung bedarf einer kontinuierlichen Pflege. Die Online-Seminare sollen beibehalten werden, denn sie sind für gewisse Inhalte sinnvoll. Dennoch möchte ich unbedingt, dass auch die Lehre in Präsenz weitergeht.

Es gibt aber noch ein anderes Thema, welches mir am Herzen liegt. Wir möchten den C-Trainer Breitensport stärken und damit der Diversität des Breitensports gerecht werden. Die Ausbildung soll verständlicher und attraktiver gestaltet werden, mit spannenden Online-Modulen. Mein Ziel lautet „22 in 22“, also 22 neu ausgebildete C-Trainer*innen im Jahre 2022.

HLV:

Manuel, wir danken dir ganz herzlich für das Gespräch.

 

erstellt von Björn Günther