U20-WM: Fünf Hessen auf Tuchfühlung mit der Weltklasse

  09.07.2018    Leistungssport Wettkampfsport

Zu den bislang unbeantworteten Fragen vor der U20-WM in Tampere (Finnland) gehörte auch, für welchen Wettkampf sich Lisa Oed entschieden hat: 3.000 Meter Hindernis oder 5.000 Meter? Dazu später mehr. Aber warum ist auf der Titelseite der DLV-Teambroschüren (U18-EM, U20-WM) jeweils der Sprinter Julian Reus, 30 Jahre alt, zu sehen? Wäre es nicht angemessener gewesen, aktuell ein Portfolio der aussichtsreichen deutschen U20-Nachwuchstalente abzubilden? Die Wettkämpfe im finnischen Ratina-Stadion bilden übrigens die 17. Auflage der U20-WM ab, Premiere war 1986 in Athen. Und noch ein kleiner Wissenstest für alle Statistik-Fans: Wie viele U20-Weltrekorde werden von deutschen Athletinnen und Athleten gehalten?

In der Summe elf, sieben bei den Frauen, vier bei den Männern. Bemerkenswert, aber nicht verwunderlich: Nur einer dieser Rekorde stammt nicht aus den dopingverseuchten 70er, 80er und ganz frühen 90er Jahren: die 8.435 Zehnkampf-Punkte von Niklas Kaul (USC Mainz) aus dem Vorjahr. Als Beispiele einer düsteren Epoche, die als Zahlenwerk leider immer noch präsent ist, können unter anderem die utopischen 74,40 Meter von Diskuswerferin Ilke Wyludda (DDR/1989) dienen. Aber auch im Westen Deutschlands wurde damals gespritzt und geschluckt. Werner Hartmann aus dem Allgäu hält seit 1978 (!) den Rekord mit dem Zweikilo-Diskus für unter Zwanzigjährige (63,64 Meter) - Dopinggerüchte hielten sich seinerzeit hartnäckig.

Die heutige Leichtathletik-Generation hat für den Spitzensport glücklicherweise ein völlig anderes Umfeld. Und so gilt die DLV-Philosophie für den Nachwuchs auch in Tampere, der Stadt im Südwesten Finnlands: Erfahrungen sammeln für künftige internationale Herausforderungen. Was natürlich auch für Zehnkämpfer Andreas Bechmann von der LG Eintracht Frankfurt gilt, der bei den Titelkämpfen vom 10. bis 15. Juli den Anfang macht aus hessischer Sicht. Und zwar am Dienstag um 9.05 Uhr. Einen Tag später, abends um 19.25 Uhr, geht mit den 1.500 Metern ein kräftezehrender Wettkampf zu Ende. Als Siebtplatzierter der U20-Jahresweltbestenliste (7.524 Punkte) hat Bechmann gute Chancen auf einen vorderen WM-Rang.

Am zweiten Tag, Mittwoch, 11. Juli, 12.27 Uhr, ist Denise Uphoff (Sprintteam Wetzlar) im 100-Meter-Vorlauf am Start. Mit 11,74 Sekunden ist die 17-Jährige bei den Hessischen in Fulda eine persönliche Bestzeit gelaufen. Die deutsche 4x100-Meter-Staffel, auch für dieses Quartett ist Denise Uphoff nominiert, ist im Vorlauf am Freitag, 13. Jul (18.05 Uhr), gefordert. Im Erfolgsfall steht am Samstag der Endlauf auf dem Programm (16.04 Uhr)

Lisa Oed vom SSC Hanau-Rodenbach hat sich für einen Start über 3.000 Meter Hindernis entschieden. Mit 10:14,91 Minuten ist sie die Nummer 54 des globalen Rankings; etliche der beinahe unzähligen Afrikanerinnen weggestrichen, dürfte ihre Chance realistisch sein, nach dem Vorlauf am Dienstag (9.30 Uhr) das Finale am Freitag (20.45 Uhr) zu erreichen. Über 5.000 Meter hatte Lisa Oed ebenfalls die WM-Norm deutlich unterboten, mit 16:09,34 Minuten führt sie die deutsche U20-Jahresbestenliste an.

Johanna Berrens (Sprintteam Wetzlar) steht im DLV-Team für die 4x400-Meter-Staffel. Die Vorläufe beginnen am Samstag um 11.50 Uhr. Das Finale am Sonntag (14.58 Uhr) ist dann der vorletzte Wettbewerb der Titelkämpfe.

Fünfter hessischer Teilnehmer ist 800-Meter-Läufer Oskar Schwarzer vom TV Groß-Gerau. Er wird als Nummer 65 der Welt (1:49,37 Minuten) geführt. Wobei gerade in seiner IAAF-Statistik rund ein Dutzend Doppel-, Drei- und Vierfachnennungen von Athleten vorhanden sind. Die "bereinigte" Faktenlage sieht entspannter aus. Die 800-Meter-Vorläufe beginnen am Freitag um 10.25 Uhr. Das Halbfinale einen Tag später um 14.30 Uhr.

erstellt von Uwe Martin

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