Reuther, Müller und Sujew laufen zum DM-Titel

  18.02.2018    Leistungssport Wettkampfsport

Die hessischen Leichtathleten haben sich bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund am Sonntag mit drei Titeln, zwei zweiten und einem dritten Platz hervorragend in Szene gesetzt. Und es zwar unzweifelhaft der Tag zweier Klubs, nämlich des Wiesbadener LV und der LG ovag Friedberg-Fauerbach. So gewann der Dritte der U23-EM über 800 Meter, Marc Reuther aus Wiesbaden, mit einer Start-Ziel-Performance den Titel in 1:48,39 Minuten, dahinter platzierte sich sein Klubkollege Dennis Biederbick in persönlicher Bestzeit (1:49,44). Dass die insgesamt nur fünf Finalteilnehmer, die Vorläufe am Samstag waren ohnehin ausgefallen, ein strukturell-quantitatives Armutszeugnis sind, steht auf einem anderen Blatt und darf die gezeigten Leistungen nicht schmälern. Zur Trainingsgruppe von Mittelstrecken-Bundestrainer Georg Schmidt gehört auch Marvin Heinrich (Wiesbadener LV), der über 1.500 Meter nach hartem Spurtdreikampf als Dritter in 3:50,34 Minuten hinter dem Meister Sebastian Keiner (LAC Erfurt/3:50,12) und Martin Sperlich (VfB LC Friedrichshafen/3:50,32) über die Ziellinie lief. „Das war taktisch das beste Rennen seiner Karriere, denn die Drucksituation war da“, sagte Schmidt. „Hätte sich Marvin auf der Zielgeraden nicht umgedreht, hätte er sogar Zweiter werden können.“ Auf Platz vier ein weiterer Hesse: Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach/3:51,46).

Und die Medaillen für die Friedberger Topathleten? Eine Woche nach seiner Steigerung auf 5,61 Meter konnte Stabhochspringer Gordon Porsch sein hohes Leistungsniveau halten und wurde mit 5,58 Metern Zweiter hinter Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken/5,68). Porsch teilte sich die Platzierung mit Karsten Dilla (Bayer Leverkusen). Beide übersprangen ihre Tagesbesthöhe im zweiten Versuch, Porsch hatte bei 5,28, Dilla bei 5,38 Meter einen weiteren Fehlversuch. In dem Stabhochsprungkrimi hatte auch der Vierte, Daniel Clemens aus Zweibrücken, letztlich 5,58 Meter in der Ergebnisliste stehen, erzielt im dritten Versuch.

Überglücklich war auch Steven Müller, der in Kassel studiert und das Friedberger Trikot trägt, nach den 200-Meter-Endläufen. Im B-Finale hatte der Favorit Maurice Huke (TV Wattenscheid) mit 21,07 Sekunden eine schnelle Zeit vorgelegt, die Müller im A-Finale aber nochmals toppte und mit 21,05 Sekunden einen persönlichen Rekord aufstellte. Zum 21 Jahre alten Hessenrekord von Florian Gamper (Eintracht Frankfurt) fehlen jetzt nur noch acht Hundertstel. „Hinter dieser Zeit steckt viel Arbeit. Ich wäre gerne unter 21 Sekunden gelaufen, dennoch lässt sich auf diesem Winter gut aufbauen. Im Sommer möchte ich dort weitermachen, wo ich im vergangenen Jahr aufgehört habe“, sagte Müller. Sein Vereinskollege Lars Hieronymi lief in 22,09 Sekunden auf den fünften Platz.

Auch die LG Eintracht Frankfurt durfte sich am Sonntag über einen Titel freuen - Diana Sujew gewann die 1.500 Meter nach einem taktisch klugen Rennen in 4:30,54 Minuten, Zweite wurde die vorjährige WM-Finalistin Hanna Klein (SG Schorndorf/4:31,07), Dritte Vera Hoffmann (ASV Köln/4:31,41). „Der Titel ist der Hammer, es ist ja mein erster in der Halle. Ich wollte diesmal nicht für die anderen Tempo machen und dann überspurtet werden. Deshalb habe ich mit dem Antritt bis 300 Meter vor dem Ziel gewartet“, sagte Diana Sujew.

Nach Lage der Dinge könnte der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Birmingham (Großbritannien/1. bis 4. März) mit drei Athleten und Athleten vertreten sein. Bereits am Samstag hatte Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar als 60-Meter-Zweiter mit 6,63 Sekunden punktgenau die DLV-Norm erreicht, Diana Sujew die Norm (4:11,00) vor der DM zweimal unterboten. Reuther wird mit 1:46,51 Minuten in der Hallenbestenliste notiert, zur DLV-Norm fehlt eine Hundertstel. Eingeladen wird vom Internationalen Leichtathletik-Verband, Reuther nimmt weltweit den zehnten Platz ein, in die Einladung fließen aber auch die Hallen- und Freiluftsaison 2017 ein.

Bis Wochenmitte dürfte feststehen, ob der Wiesbadener eine Einladung erhält. „Ich werde auf die WM hintrainieren. Es gibt Athleten, die ein anderes Level haben, aber in einem taktischen Rennen kann viel passieren. Ich sehe mich sehr, sehr fit und habe international nichts zu verlieren. Ich möchte nicht nur Zuschauer sein“, sagte Reuther nach seinem ersten DM-Titel in der Aktivenklasse.

Drei Wochen ist es her, dass Weitspringerin Julia Gerter (LG Eintracht Frankfurt) den Satz sagte: „Die 6,35 Meter sollen nicht mehr lange stehen.“ Denn im Laufe ihrer Karriere hat sie diese Weite bereits dreimal erzielt (2011, 2012, 2013). In Dortmund war es im vierten Versuch endlich soweit, auf der Anzeigetafel leuchteten 6,37 Meter auf. Im fünften Durchgang ging es nochmals weiter - 6,41 Meter. Damit wurde Julia Gerter Vierte, knapp hinter Melanie Bauschke (LAC Olympia Berlin/6,44 ) und Nadja Käther (Hamburger SV/6,49). Der Titel ging an Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/6,68).

Ein Statement kam am Sonntag auch von Hessens Topsprinterin Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), die tags zuvor nach dem Aufwärmen auf den 60-Meter-Start verzichtet hatte. Über Facebook habe sie „Entwarnung gegeben“, schreibt leichtathletik.de. „Es ist nichts Schlimmes passiert. Aber der Sommer hat Priorität und wir wollen nichts riskieren.“ Lisa Mayer wird auf die Teilnahme an der Hallen-WM verzichten.

erstellt von Uwe Martin

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