Halbmarathon-DM: Nerkamp Vizemeister, schnelle hessische Senioren
Am Sonntagmorgen war Laufzeit. Aktiv und später beruflichen als TV-Konsument. Schließlich naht in Europa die Zeit der großen Frühlingsmarathons, und den Anfang machte der Paris-Marathon auf Eurosport. Schnitt, NDR, endlich ein HD-Bild. Marathon in Hannover, quasi eingebettet war die Halbmarathon-DM. Was grundsätzlich quälend ist bei Marathon-Übertragungen der Landesrundfunkanstalten: Zumeist wird gnadenlos überhöht, und so wurde dem szenefremden Zuschauer der Eindruck vermittelt, dass sich der Hannover-Marathon inmitten der Weltklasse befindet. Sportlich und atmosphärisch. Dabei ist die Veranstaltung nicht mal in Deutschland unter den Top 3. Berlin, Hamburg und Frankfurt dominieren seit Jahrzehnten das Ranking. Unschön auch, dass der Kommentator seinem Co Jan Fitschen ins Wort fiel, als dieser in einem Nebensatz erwähnte, dass er Laufcamps in Kenia anbietet. „Hier müsste ich eigentlich Piep sagen…“ Was er damit ja schon getan hatte. Bitte keine Werbung, schließlich ist man Öffentlich-Rechtlich. Deshalb wurde wohl auch der Reifenhersteller (Continental) nicht genannt, der für einen Sportartikelhersteller (Adidas) Laufschulsohlen produziert. Ungeniert erwähnt wurden in einem MAZ-Einspieler hingegen zwei Kultursponsoren.
Aber ich sollte ja über Sport schreiben. Kommt jetzt. Und damit kommen die Hessen ins Spiel. Immer noch in Hannover. Doch zunächst noch Danke an Jan Fitschen für die klaren Worte zur boomenden Halbmarathonszene. Andere waren weniger gut vorbereitet auf ihre DM-Kommentierung. Und so dauerte es eine gute halbe Stunde, bis der NDR bemerkte, dass Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) überhaupt keine Rolle spielen wird. Eine große Bühne hatte sich da längst Jens Nerkamp vom PSV Grün-Weiß Kassel erlaufen. In der letztlich führenden Dreiergruppe mit Karsten Meier (LG Braunschweig) und Philipp Baar (ART Düsseldorf) war der 28-Jährige EM-Teilnehmer von 2016 jederzeit auf der Höhe der Zeit und musste wenige hundert Meter vor dem Ziel nur Meier ziehen lassen. Die Reihenfolge auf dem Podest lautete: Meier (65:22 Minuten), Nerkamp (65:26), Baar (65:48). „Ich bin sehr zufrieden und freue mich sehr über die Vizemeisterschaft", jubelte Nerkamp. Nach zahlreichen Top-Ten-Platzierungen hatte er bei einer deutschen Meisterschaft endlich die ersehnte Einzelmedaille gewonnen. „Gleichzeitig war es eine gelungene Generalprobe für den Marathon in Düsseldorf am 29. April. Hier kann ich jetzt voller Selbstvertrauen und Zuversicht an den Start gehen.“ Zweitschnellster Hesse war Jonas Götte (LG Eintracht Frankfurt) mit einer Zeit von 1:11:13 Stunden. In der U23-Wertung belegte er damit den sechsten Platz, einen Rang vor Leonardo Ortolano (PSV Grün-Weiß Kassel/1:13:05).
Bei den Frauen sorgte ebenfalls eine Athletin im Trikot von Grün-Weiß Kassel für die beste Leistung aus hessischer Sicht: Sandra Morchner lief auf Gesamtplatz acht in 1:18:36 Stunden, drückte ihre vorjährige persönliche Bestzeit um mehr als eine Minute, verteidigte ihren W45-Titel und verbesserte die deutsche W45-Bestleistung von Petra Maak (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen/1:18:45/2010). Weitere Seniorentitel gingen an Stephanie Weiß (LG Wettenberg/1:24:36) in der W35 und Margret Göttnauer (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) in der W65 (1:47.05). Conny Wagener (LC Diabü Eschenburg) lief in der W60 auf Platz zwei (1:37:57).
Stark präsentierten sich die hessischen Senioren insbesondere in der M55 mit dem Titelgewinn von Hakim Ouahioune (LG Wettenberg/1:17:34) und Rang drei für Daniel Ghebreselasie (Grün-Weiß Kassel/1:21:21). In der M45 lief Marco Schwab (Grün-Weiß Kassel) in 1:15:00 Stunden auf Rang zwei.