Der deutsche Berglauf in hessischer Hand

  03.09.2018    Leistungssport Wettkampfsport
Überragende Bilanz der hessischen Athleten bei der Berglauf-DM am Brocken * Lisa Oed gewinnt Frauen- und U20-Titel * Vizemeisterschaft für Aaron Bienenfeld * Dominik Müller gewinnt U20-Titel vor Julius Hild und Marius Abele * Männer-Mannschaftstitel an SSC Hanau-Rodenbach

Auch wenn das hessische Mittelgebirge nicht die höchsten und steilsten Berge im Vergleich zu den süddeutschen Landesteilen hat, im nationalen Berglauf führt derzeit kein Weg an den hessischen Athleten vorbei. Noch nie in der Geschichte der deutschen Berglaufmeisterschaften seit 1989 war der Hessische Leichtathletik-Verband stärker als bei den 30. Titelkämpfen, die von Ilsenburg auf den 1.142 Meter hohen Brocken führten und in den Brockenlauf als ältesten deutschen Berglauf integriert waren. 

In einem überaus spannenden Rennen fiel die Entscheidung bei den Männern erst 100 Meter vor dem Ziel, als in Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg) der Titelverteidiger den Spurt auf der 11,7 Kilometer langen Strecke mit 890 Höhenmetern anzog und Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach) um etwa zehn Meter distanzierte. Die Siegerzeit wurde allerdings mit 51:11 Minuten für beide Läufer gleichgesetzt. „Als Max an mir vorbei gespurtet ist, dachte ich, ich sei im falschen Film. Aber ich denke, dass ich mich gegen die etablierten Berglauf-Asse gut behauptet habe, schließlich war ich vor einem Jahr noch eine Minute zurück“, bewertete der Hesse überaus bescheiden seine überzeugende Vorstellung. Bienenfelds Leistung ist schon alleine deshalb besonders bemerkenswert, weil der in Cincinnati (Ohio) studierende SSC-Läufer durch seine Orientierung auf Bahn und Straße („Ich konnte auf allen Strecken von 800 bis 10.000 Meter neue Bestzeiten laufen“) in dieser Saison kein Berglauftraining bestritten hatte. Der bis ein Kilometer vor dem Ziel führende Hindernisspezialist Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) folgte als Dritter vier Sekunden zurück.

Bereits auf Rang acht lief nach 54:17 Stunden der 18j-ährige Dominik Müller (LG Langgöns-Oberkleen) ins Ziel und gewann damit den U20-Titel vor den beiden Hanauern Julius Hild (55:08) und Marius Abele (55:25), die in der Overall-Wertung die Plätze 14 und 15 erreichten. Mit Bienenfeld, Lukas Abele (12.) und Julius Hild war der der Mannschaftssieg für das junge Team des SSC Hanau-Rodenbach gesichert. Aber nicht nur das, sondern die zweite SSC-Vertretung mit Marius Harland, M35-Meister Thomas Seibert und Jörn Harland wurde Zweiter vor der LG Allgäu und der LG Braunschweig. Angeführt von Seibert sicherte sich der SSC Hanau-Rodenbach zudem den M35-Mannschaftstitel. Der U20-Mannschaftstitel ging „natürlich“ an den SSC Hanau-Rodenbach, gefolgt von der LG Fulda und SSC Hanau-Rodenbach II.

Als es nach acht Kilometern auf die Panzerstraße zum Brocken ging, machte Lisa Oed richtiggehend Druck und konnte ihre hartnäckige Wegbegleiterin Stefanie Doll (SV Kirchzarten), die Schwester des Weltklasse-Biathleten Benedikt Doll, abschütteln - und zur ersten Meisterschaft bei den Frauen nach 58:28 Minuten laufen. „An den Titel habe ich vor dem Rennen nicht gedacht, an eine Medaille schon“, so die 19-jährige Hanau-Rodenbacherin, die in zwei Wochen in Andorra nach ihrem EM-Berglauftitel 2017 nun zum WM-Titel laufen möchte. „Auch wenn ich in diesem Jahr nur den Feldberglauf bestritten habe, weiß ich nun, wo ich stehe. Und es fühlt sich gut an.“ Als Zugabe holte sie sich noch die U20-Meisterschaft. Mit einer knappen Minute Rückstand gewann Stefanie Doll in ihrem ersten Berglaufjahr die Silbermedaille vor Titelverteidigerin Sarah Kistner (MTV Kronberg), die nach langer Verletzungspause allmählich wieder in Schwung kommt. „Mir fehlen einfach die Tempoläufe, aber ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich werde noch den Hochfelln-Berglauf laufen und dann in die Saisonpause gehen. Dann werden wir sehen...“

Auf Rang sieben lief mit Simone Raatz (ASC Darmstadt) die schnellste Mastersläuferin über die Ziellinie und holte gegen die prominente Konkurrenz von Anja Carlsohn (LG Brandenkopf) und Birgit Unterberger (OSC Berlin) den W40-Titel. Hinter Anja Carlsohn folgte auf Rang zehn mit Alexandra Rechel bereits die zweite Läuferin des ASC Darmstadt, die damit nicht nur erneut W45-Meisterin wurde, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Gewinn des W40/45-Mannschaftstitels mit Simone Raatz und Stefanie Hock beisteuerte.

Den Frauen-Mannschaftstitel sicherte die LG Brandenkopf (3:29:14) vor den hessischen Teams vom SSC Hanau-Rodenbach (3:29:43) und des ASC Darmstadt (3:32:58). Für Lisa Oed sollte es noch eine dritte Goldmedaille, nämlich mit ihren U20-Kolleginnen Angela Schick und Nessrin Amerschläger.

Sascha Arndt, Trainer des SSC Hanau-Rodenbach, kann sich nicht entsinnen, dass es bei einer deutschen Meisterschaft schon einmal eine derartige Erfolgsbilanz eines Klubs mit sieben Mal Gold, vier Mal Silber und drei Mal Bronze gegeben hat: „Da sind wir doch mal stolz und freuen uns aufs nächste Jahr. Egal ob im Alpenraum oder in Mitteldeutschland, wir sind auf jeden Fall dabei, weil für uns Berglauf ein gleichwertiger Bestandteil des Meisterschaftsangebotes ist.“

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erstellt von Wilfried Raatz

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