Eine Analyse zur WM in Budapest

  04.09.2023    HLV Verbandsnews

Wenn jemand am Boden liegt, dann darf man nicht noch nachtreten, so wurde ich erzogen. Die Deutsche Leichtathletik liegt vermeintlich nach der WM in Budapest am Boden – aus meiner Sicht liegt sie schon viel länger am Boden, aber jetzt ist es nicht mehr zu verschleiern oder zu verschönern.

Was passiert aber: Kritik wird wie immer am Kopf des Verbandes geübt und es wird eine gesellschaftliche Diskussion losgetreten, die in dem wirklich eigenartigen Brief des Welt Redakteurs an die Drittklässler gipfelt. Als ob das was mit der aktuellen Situation zu tun hätte. Ich lade alle, die diesen Text massenweise in den sozialen Medien geteilt haben ein, sich mal inhaltlich mit dem neuen Wettbewerb auseinanderzusetzen oder noch besser: geht doch mal zu einer Bundessjugendspiel-Veranstaltung und dann geht bitte mal zu einem Kinderleichtathletik-Wettkampf. Es geht doch hier im Alter von 7- bis 11-Jährigen darum, die Kinder beim Sport zu halten oder überhaupt erstmal hinzubringen, damit man später hoffentlich ihr sportliches Talent (wo auch immer) entdecken und entfalten kann. Der neue Wettbewerb ist KLASSE und die Kinder haben Spaß und sind mit Freude bei der Sache. Wettkampf oder Wettbewerb, die Kinder messen sich untereinander. Schaut es Euch an!

Der deutsche Hochleistungssport ist in der Krise – ganz klar und unverkennbar, aber das schon seit Jahren. Es wird immer wieder an den Systemen herumgeschraubt, hier eine Stelle geschaffen, dort eine gestrichen. Altersabgänge durch Rente werden nicht rechtzeitig kompensiert und Know How geht verloren oder ins Ausland. Wir schauen zu den Niederlanden, nach Norwegen und natürlich in die USA. Aber wir können uns mit keinem dieser Modelle vergleichen – wir sind anders. Darin liegt unsere Stärke, die wir wieder entdecken und entfalten müssen.

Für mich geht das nur als WIR.

Der Bundesstützpunkt Frankfurt und der hessische Weg sind ein gutes Beispiel. Analysiert man die Ergebnisse von Budapest mal genauer, dann fällt auf, dass der BSP mit Joshua Abuaku, Olivia Gürth, Maryse Luzolo und Vanessa Grimm „geliefert“ hat. Wenn wir Kevin Kranz, Sören Klose, Emil Agyekum, Eileen Demes mit einbeziehen und dazu noch die Hessen Rebekka Haase, Carolin Schäfer, Melat Kejeta betrachten, dann sind WIR als Hessen auf dem richtigen und guten Weg. Untermauert wird das durch das Abschneiden bei der U23 EM, der U20 EM und den Deutschen Jugendmeisterschaften. Hier wächst etwas, das erfolgsversprechend für 2028 und 2032 nach vorne schauen lässt.

Warum funktioniert das? Weil es ein exzellentes Team mit einem Bundesstützpunktleiter, einer Leiterin Nachwuchs und einigen Trainer:innen gibt, welches in Ruhe arbeiten darf und von vielen dabei unterstützt wird. Sowohl von der Stadt Frankfurt, als auch dem OSP, dem LSB Hessen, der Sportstiftung Hessen, weiteren wichtigen Partnern und natürlich dem Land Hessen. Das Verbindungselement für alle ist der Hessische Leichtathletik-Verband als Teil des DLV. Leistungssporttreibende Vereine und viele ehrenamtliche Trainer:innen sind die Eckpfeiler und vervollständigen das Konstrukt Bundesstützpunkt Frankfurt. Hier darf kritisiert und verbessert werden – nörgeln hilft nicht weiter. Keiner hat den Schlüssel zur Weisheit und mit Reibung bietet sich die Chance einer Veränderung – hoffentlich zum Besseren.

WIR haben eine Chance aus diesem Loch wieder rauszukommen – draufhauen bringt nichts und Schuldzuweisungen bringen auch keine Medaillen – WIR brauchen neue Ideen, Mut, etwas Glück und ganz viel Arbeit.

Lasst es uns machen – es geht nicht, gibt’s nicht, ist mein Leitspruch als Trainer. Der hessische Weg bietet uns die Chance, die wir ergriffen haben und die wir weiter nutzen wollen. Macht alle mit, beteiligt Euch am „WIR, der Hessische Leichtathletik-Verband“.

erstellt von Martin Rumpf

HLV-Partner