Die WM in Budapest - Tag 2

  21.08.2023    HLV Leistungssport
Neunter Platz für Maryse Luzolo im Weitsprung. Vanessa Grimm beendet den Siebenkampf auf Rang 14

Maryse Luzolo macht es immer spannend. Im Weitsprung-Finale war der erste Versuch gleich einmal ungültig. Auch nach dem zweiten Sprung leuchtete für die Athletin vom Königsteiner LV die Signal-Lampe neben dem Absprungbalken rot auf. FOUL!  Es war also Nervenstärke gefragt, um nicht mit einen „NM“ (not measured) als Letzte aus dem Finale rauszugehen. Das klappte auch. Der entscheidende Sprung war gültig. Er wurde bei 6,58 Metern gemessen, was Platz neun bedeutete. 

Nachdem drei Sprünge absolviert waren, wurde ein Cut gemacht. Die besten Acht Athletinnen hatten dann drei weitere Versuche und machten die Medaillen unter sich aus. Zu diesem Oktett gehörte die Hessin (Bestweite 6,84 m) leider nicht. Es fehlte eine Daumenbreite, also wahrlich nicht viel. Am Ende waren es gerade einmal fünf Zentimeter. Die Spanierin Tessey Ebosele sprang 6,62 Meter - und das gleich zweimal. Da Maryse nur einen gültigen Versuch hatte, wären als 6,63 Meter nötig gewesen, um weiterzukommen. Trotzdem war das Erreichen des Endkampfes der zwölf besten Springerinnen für die Athletin vom Königsteiner LV ein toller Erfolg. „Super Maryse. Du bist Neunte bei einer WM. Ganz stark - das kannst du feiern“, jubelte Weitsprung-Kollegin Mikaelle Assani (im Vorkampf ausgeschieden) der Taunus-Athletin zu. 

Die Goldmedaille ging mit der neuen Weltjahresbestleistung von 7,14 Metern an die Serbin Ivana Vuelta. Die zweifache Europa-Meisterin hielt damit sicher Tara Davis-Woodhall (USA) auf Distanz, die 6,91 Meter markierte. Als Dritte feierte die sonst für den VfB Stuttgart startende Rumänin Alina Rotrau-Kottmann den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Sie fing mit ihrem letzten Sprung auf 6,88 Meter noch Esel Brume (NIG/6,84 m) ab. 

„Es ist natürlich schade, dass es der neunte Platz geworden ist, um vier Zentimeter das Finale verpasst. Aber trotzdem kann ich sehr stolz sein, dass ich jetzt hier stehen kann und sagen kann: Ich bin Neunte auf der Welt! Ich glaube, bei den ungültigen Sprüngen hat eigentlich alles ganz gut gepasst, ich habe nur wieder einen kleinen Fehler gemacht: Ich habe den letzten Schritt einen Tick zu lang gezogen, statt ihn direkt runterzuziehen. Es war schade, weil ich nur ein paar Zentimeter übergetreten habe, und es wären gute Sprünge gewesen, mit denen ich wahrscheinlich in die Top Acht gekommen wäre. Ich glaube, hier auch schon gute Punkte gesammelt für nächstes Jahr. Hier bin ich also schon wieder auf der nächsten Mission“, fasst die 28-Jährige Biologie-Studentin ihre Premiere in einem großen WM-Finale zusammen.

Mit Vanessa Grimm war eine weitere Athletin des Königsteiner LV in der ungarischen Metropole im Einsatz. Die Siebenkämpferin brachte im ersten Durchgang des Weitsprungs einen gültigen Versuch in die Wertung. Die 5,90 Meter gaben bestimmt Sicherheit, doch Weiten mit der „6“ vor dem Komma sind eigentlich Pflicht, um am Ende über die Schallmauer von 6000 Punkten zu kommen. Der zweite Satz war leider ungültig, ehe dann im finalen Durchgang die Steigerung auf 6,10 Meter gelingt. In Summe bedeutet dies ein Plus von 61 Zählern. Im Speerwerfen konnte dann im zweiten Durchgang eine neue Saison-Bestmarke notiert werden, nachdem das 600 Gramm schwere Sportgerät auf 42,08 Meter geflogen war. Die abschließenden 800 Meter waren einmal mehr purer Kampf. Die KLVlerin gab alles und lag nach 2:14,36 Minuten völlig erschöpft auf der Bahn. Der Einsatz lohnte sich, denn an den beiden Tagen sammelte Vanessa 6088 Punkte (14.) und stellte damit eine Saisonbestmarke auf.

„Meinem Knie geht’s super, da habe ich gar keine Probleme mehr. Und Woche für Woche kehrt mehr Vertrauen zurück. Besonders im Hochsprung und im Speerwurf war es am Anfang ein großes Thema. Im Speerwurf haben wir komplett die Technik umgestellt, da hatte ich vorher überhaupt keinen Fokus auf dem Stemmbein, deswegen ist vielleicht auch die Verletzung passiert, jetzt muss ich lernen, in die neue Technik zu vertrauen. Vor dem Hintergrund bin ich zufrieden über die Saison-Bestleistung bei einer WM. In Tokio haben mir dazu bei den Olympischen Spielen 200 Punkte gefehlt. Natürlich wartet man jetzt auf eine höhere Punktzahl, aber ich habe gemerkt, dass ich mich erstmal mit den Leistungen nach der Verletzung vergleichen muss“, freute sich der Schützling von Coach Philipp Schlesinger.

Bereits im Vorlauf über die 400 Meter Hürden gab Joshua Abuaku so richtig Gas, um in seinem Rennen unter die Top-Vier zu kommen. Denn nur dann war der Einzug ins Halbfinale sicher. Das gelang dem Athleten von Eintracht Frankfurt mit Bravour. Mit einem ganz starken Finish stürmte Abuaku in der neuen Bestzeit von 48,32 Sekunden (zuvor 48,32 sec.) als Sieger vor dem US-Amerikaner CJ Allen (48,36 sec.) über die Ziellinie. Besser kann man das „Pflichtprogramm“ bei einer WM nicht abhaken! Emil Agyekum (SCC Berlin), auch er gehört zur Frankfurter Trainingsgruppe von Volker Beck, machte mit glatten 49 Sekunden über die Zeitregel die Teilnahme an der nächsten Runde klar.  

„Das war nice! Ich habe gemerkt, bis zur achten Hürde bin ich gut dabei, auf der Höhe des Amis. Und die Beine haben sich noch sehr gut angefühlt. Ich konnte das Tempo relativ entspannt mitgehen. Die letzten schnellen Schritte und der kleine Seitenblick am Ende gehören dann auch ein bisschen dazu – zu zeigen, dass man noch mehr draufhat. Ich habe heute mit meinem Trainer darüber gesprochen, dass eine hohe 48 okay wäre, jetzt ist es eine tiefe geworden. Es ist cool zu wissen, dass wir hier zu dritt am Start sind und alle mitlaufen können. Ich habe vorher gesagt, dass ich mit einer 47,99 ins Finale will, ich denke, den ersten Schritt habe ich heute gemacht“, wagt Joshua schon einen Ausblich auf die beiden nächsten Runden.

Ein kurzes „Einzel“ Gastspiel auf der schnellen Bahn von Budapest gab Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die im letzten von sieben 100 Meter Vorläufen in den Startblock ging. Bei optimalen äußeren Bedingungen wurde die DM-Vierte mit als Sechste mit 11,43 Sekunden gestoppt. Das reichte natürlich nicht, um über die Zeitregel (3 Plätze) weiterzukommen. Das letzte Ticket fürs Halbfinale ging mit 11,26 Sekunden an die Schweizerin Geraldine Frey. Überhaupt gab es aus europäischer Sicht in der ersten Runde flotte Zeiten, blieben doch gleich acht Sprinterinnen unter 11,20 Sekunden. Nach Beendigung der Vorläufe tauchten gleich drei Zeiten mit einer „10“ vor dem Komma in der Eregbnisliste auf. ShaCarri Richardson (USA) führte mit 10,92 Sekunden diese Gruppe an. Geholt von der schnellen Polin Ewa Swoboda (10,98 sec.) sowie Julien Alfred (LCA/10,99 sec.).

„Ich war einfach dankbar, auf der Bahn zu stehen. Ich hätte mir mal eine ruhige Saison gewünscht, habe ich aber nicht bekommen. Daher bin ich unglaublich dankbar für das Team, das mich hier überhaupt auf die Bahn bekommen hat. Natürlich hätte ich mir eine schnellere Zeit gewünscht, das Halbfinale wäre im Bereich des Möglichen gewesen. Aber wenn man sechs Wochen nicht rennen konnte, fehlt der Rhythmus, es fehlt auch der Biss im Wettkampf. Ich hatte dieses Jahr kaum Wettkämpfe, das merkt man dann leider bei einer WM. Mit der Staffel wollen wir ein schönes, sauberes Rennen im Vorlauf zeigen und uns fürs Finale qualifizieren. Im Finale spielen wir dann ´Alles ist möglich`“, bringt Rebekka Haase ihren Auftritt auf den Punkt.

erstellt von Jens Priedemuth