Aaron Bienenfeld schnellster Deutscher bei der Halbmarathon-WM in Riga

  11.10.2023    HLV Wettkampfsport
Der Langstreckler vom SSC Hanau-Rodenbach verrät seine Ziele für die nächste Saison und nutzt bei seinen „Heimat-Urlauben“ intensiv das Leistungszentrum in der Hahnstraße

Alles richtig gemacht! Aaron Bienenfeld, der einzige hessische Starter bei den Straßenlauf-Weltmeisterschaften in Riga, hatte bei der Heimkehr aus dem Baltikum eine neue persönliche Bestmarke im Gepäck.

Bei dem neuen Wettkampf-Format von „World Athletics“, bei dem erstmals neben den Titelträgern auf der Halbmarathon-Distanz auch die Weltmeister über 5 Kilometer und auf der Meile (1609 Meter) ermittelt wurden, ging der Langstreckler im Trikot des SSC Hanau-Rodenbach über die 21,1 Kilometer an den Start. Hier hatte der DLV mit dem Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) und Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg) noch zwei weitere Athleten im Rennen. Es gab also auch eine Mannschaft. Wie erwartet drückten dem Halbmarathon die „Kenia-Jungs“ ihren Stempel auf. Nachdem die erste Hälfte etwas ruhiger angelaufen wurde, ging es auf den zweiten zehn Kilometern etwas flotter zur Sache. Am Ende setzte sich Sebastian Kimaru Sawe mit dem neuen Meisterschaftsrekord von 59:10 Minuten knapp gegen seinen Landsmann Daniel Simiu Ebenyo (59:14 min.) durch. Samwel Nyami Mailu komplettierte mit 59:19 Minuten das Kenia-Tripel. Letztgenannter steht Ende diesen Monats auch beim Frankfurt-Marathon in der Startliste.

Bester Europäer war bereits auf dem fünften Platz der Endabrechnung Jimmy Gressier. Der vielseitige Franzose, er läuft auch Cross- und Bahnrennen, blieb mit der neuen persönlichen Bestzeit von 59:46 Minuten noch sicher unter der „Stunden-Schallmauer“. Einen neuen „Hausrekord“ gab es auch für Aaron Bienenfeld, der mit einer PB von 1:01:51 Stunden angereist war. Diese Zeit hatte er Anfang April bei einem Rennen in Berlin erzielt. „Mal sehen, was geht. Neue neue Bestmarke wäre eine tolle Sache. Auf jeden Fall will ich mich gut für deutsche Team präsentieren“, verriet Aaron am Tag vor dem Wettkampf. Das klappte dann ja knapp 24 Stunden später bestens. Mit 1:01:49 Stunden war die Steigerung zwar nur minimal, aber Bestzeit ist Bestzeit. Bienenfeld, der seit Jahren seinen Lebensmittelpunkt in den USA hat, dort startete er zuletzt für die „Ducks“ (das Team der Universität Portland), belegte Rang 32 und war damit schnellster Deutscher in Riga. Richard Ringer kam auf 62:47 Minuten (38.), befindet sich aber in der Vorbereitung auf den Valencia Marathon am ersten Dezember-Wochenende. Das DLV-Trio komplettierte Filmon Teklebrhan-Berhe, der unterwegs jedoch mit Problemen an der Ferse zu kämpfen hatte. Seine 64:12 Minuten (57.) bedeuteten am Ende Rang 57.

Damit führte der konditionsstarke „Hesse“, bei seinen Trips in die alte Heimat wohnt er bei seiner Großmutter in Offenbach, die deutsche Mannschaft an, die mit 3:08:48 Stunden den zwölften Platz in der Team-Wertung belegte. An der Spitze setzte sich der Kenia-Express mit 2:57:43 Stunden klar gegen Äthiopien (2:59:54 std.) und Südafrika (3:01:17 std.) durch. Die schnellsten Europäer kamen aus Frankreich (3:02:40 std./4.), gefolgt von Großbritannien (3:05:11 std./7.) sowie Italien (3:05:34 std./8.).

„Aaron kann Positives mitnehmen aus diesem Rennen, er hatte ja gar nicht so viel Vorbereitung und ist dennoch Bestzeit gelaufen“, lobte Marathon-Bundestrainer Matthias Kohls. 

Der Mann vom SSC Hanau-Rodenbach blickt bereits in Richtung 2024. Die 5000 Meter bei den Europameisterschaften in Rom sind das vorrangige Ziel. Für Olympia in Paris werden ganz stramme 13:05 Minuten verlangt, nochmals zwei Sekunden schneller als für die diesjährige WM in Budapest. Das scheint aktuell noch nicht realistisch zu sein.

„Mit einem Start in Ungarn hatte ich schon geliebäugelt. Die Saison war auch eigentlich ganz gut. Müsste ich eine Schulnote verteilen, wäre es eine 2 oder 2+. Schließlich habe ich über 5000 Meter (13:19 min.), 10.000 Meter (27:55 min.) und auch im Halbmarathon neue Bestmarken aufgestellt. Leider fehlte aber ein absolutes Top-Rennen. Die EM sollte aber ein realistisches Ziel sein“, verriet der 26-Jährige, der in den USA seinen Master in Marketing gemacht hat. 

Nach dem Ende seiner Uni-Zeit soll jetzt das professionelle Laufen im Fokus stehen. Ein Vertrag mit einem großen amerikanischen Sportschuhkonzern gibt finanzielle Sicherheit. Aber auch der SSC Hanau-Rodenbach unterstützt sein sportliches Aushängeschild weiterhin. Anfang des nächsten Jahres ist der Umzug nach Flagstaff geplant. Dort in der Höhe von Arizona, die Gemeinde mit nur rund 80.000 Einwohnern liegt auf rund 2100 Meter Höhe am Rande des Colorado-Plateaus, soll der Grundstein für die schnellen Zeiten in der nächsten Saison gelegt werden.

„Solange ich noch hier bin, nutze ich die tollen Trainingsmöglichkeiten am Stützpunkt hier in Frankfurt an der Hahnstraße. Da habe ich optimale Möglichkeiten. Ich kann meine Einheiten auf der Bahn oder im nahegelegene Wald abspulen. Gerne laufe ich auch zum Mainufer, um dort Tempoläufe zu absolvieren“, verrät Bienenfeld, der über die 10.000 Meter auf der Bahn eine Zeit im mittleren 27er Bereich anpeilt.

erstellt von Jens Priedemuth

HLV-Partner