Licht und Schatten gab es am ersten Tag des „Stadtwerke Meetings“ in Ratingen für das hessische Duo - Caro Schäfer in Lauerposition für den Gesamtsieg - Bechmann steigt aus

  08.05.2022    Leistungssport Wettkampfsport
Überragender Simon Ehammer (SUI) springt 8,30 Meter weit und dominiert die Männer-Konkurrenz

Favoritin Caro Schäfer (Eintracht Frankfurt) übernachtet nach vier Disziplinen mit 3643 Zählern auf dem zweiten Platz. Etwas überraschend führt Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) die Zwischenwertung mit 3696 Zählern an. Auf dem dritten Rang sortierte sich die Französin Leonie Cambours (3620 Pkt.) ein.

Schäfer legte bei leichtem Gegenwind (-0,9 m/sec.) mit 13,57 Sekunden über 100 Meter Hürden los. Damit stürmte sie ganz knapp vor Leonie Cambours (13,58 sec.) ins Ziel und durfte beim folgenden Hochsprung die Startnummer mit dem Aufdruck „Leader“ tragen. Hier musste die Olympia-Siebte von Tokio mit überquerten 1,71 Metern zufrieden sein. Also noch reichlich Luft bis zu ihrer Bestmarke, die bei 1,86 Metern notiert. Das beste Resultat des Tages ging mit 1,80 Metern an Leonie Cambours.

Im Kugelstoßen landete Schäfers erster Versuch rechts knapp außerhalb des Sektors. In der zweiten Runde passte es dann. Mit guten 13,98 Metern kratzte die Polizei-Kommissarin an der Vierzehner-Marke. Nur die US-Amerikanerin Shania Burns war in dieser Disziplin besser. Ihr bester Versuch mit der vier Kilogramm schweren Kugel wurde bei starken 14,70 Metern gemessen - neue PB!

Am Ende des ersten Tages wurden die Siebenkämpferinnen bei den 200 Metern durch den Gegenwind ausgebremst, der ihnen mit -1,3 m/sec. entgegen blies. Im schnellsten von drei Zeitläufen sprintete Sophie Weißenberg in 24,03 Sekunden zum Tagessieg vor der 30-Jährigen Frankfurterin, für die 24,40 Sekunden angezeigt wurden.

„Das war heute ein richtig harter Tag. Man spürt, dass wir noch vor zwei Wochen im Trainingslager waren und noch kaum Testwettkämpfe bestritten haben. Da kann die Form noch nicht top sein. Kugelstoßen hat mit fast 14 Metern gut geklappt, auch der Hürdensprint. Nicht so gut lief es im Hochsprung und bei den 200 Metern hat man den Gegenwind schon gespürt. Ich freue mich trotzdem auf morgen und möchte auf jeden Fall das Meeting gewinnen. Volle Kraft voraus“, bilanzierte die Eintrachtlerin gegenüber leichtathletik.de.

Dank der guten 200-Meter-Zeit (24,03 sec.) hat Weißenberg ihre Führung auf 53 Zähler ausgebaut. Eine Vorentscheidung über den Ratingen-Sieg könnte im Weitsprung fallen. Eine starke Disziplin der beiden Führenden. Schäfer kann eine PB von 6,57 Metern vorweisen, bei der jungen Leverkusenerin sind es 6,49 Meter. Diese Marken werden so früh in der Saison jedoch wahrscheinlich nicht in Gefahr sein - es kommt also auf die Tagesform an.

 

Bei den Männern strich Andreas Bechmann (ebenfalls Eintracht Frankfurt) nach nur drei Disziplinen die Segel. Der U23-Europameister stieg mit 11,12 Sekunden (- 0,5 m/sec.) in den Zehnkampf ein und war damit Siebter unter den 14 Startern. Beim Weitsprung flog der Eintrachtler auf solide 7,29 Meter (4.) und arbeitete sich damit in der Zwischenwertung weiter nach vorne. Sichtlich unzufrieden war Bechmann mit seinen 14,22 Metern beim Kugelstoßen. Zum Hochsprung trat der Schützling von Coach Jürgen Sammert dann nicht mehr an. Aus dem Umfeld war zu hören, dass muskuläre Probleme der Grund für die vorzeitige Beendigung des Wettkampfes waren.

Nicht rund lief es auch für Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz) und Routinier Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), die mit einigen Resultaten unter ihren Möglichkeiten blieben und bei den 400 Metern nur ein paar Schritte trabten.

In anderen Dimensionen bewegte sich dagegen Simon Ehammer. Der junge Schweizer hat nach dem ersten Tag satte 4583 Zähler auf seinem Konto und führt damit das Feld mit über 250 Punkten Vorsprung souverän an. Mit 10,65 Sekunden zauberte Simon gleich einmal die schnellste Zeit des Tages auf den Tartanbelag. Gleich mit seinem ersten Satz beim Weitsprung leuchteten 7,69 Meter auf der Anzeigetafel auf. Aber es sollte noch besser kommen. In der zweiten Runden fehlten mit 7,97 Metern lediglich drei winzige Zentimeter zu einer „Achter-Weite“. Die war dann im letzten Durchgang fällig. Der 22-Jährige flog unter dem Jubel der Zuschauer auf unglaubliche 8,30 Meter! Mit dieser internationalen Top-Weite, kein deutscher Weitsprung-Spezialist kam 2021 in den Bereich dieser Marke, stellte Ehammer einen neue „Zehnkampf-Weltbestleistung“ auf. Die hielt bis dahin Olympiasieger Damian Warner (CAN/8,28 m). Zudem bedeutete diese Marke einen neuen Meeting-Rekord sowie Schweizer Landesrekord. Beim Flash-Interview mit dem Stadionsprecher verriet Simon, dass der Sprung gut war, jedoch die Landung nicht optimal war und auch beim Absprung noch einige Zentimeter verschenkt wurden.

Die Ehammer-Show, der in den Würfen nicht so stark ist, war mit seiner Kugelweite von 14,68 Metern zufrieden. Sehr stark die 2,04 Meter beim Hochsprung und auch 48,30 Sekunden am Ende des ersten Tages konnten sich durchaus sehen lassen.

erstellt von Text & Fotos: Jens Priedemuth